Explosive Fahrerpaarung Ricciardo und Verstappen — wie lange geht das gut?

Suzuka · Red Bull ist nach einer enttäuschenden Saison 2015 und öffentlich geäußerten Rückzugsgedanken des milliardenschweren Firmeneigners Dietrich Mateschitz wieder im Aufwind. Das Problem für die Bullen könnte die explosive Fahrerpaarung werden.

 Max Verstappen wird nicht mehr lange die Nummer zwei hinter Daniel Ricciardo sein wollen.

Max Verstappen wird nicht mehr lange die Nummer zwei hinter Daniel Ricciardo sein wollen.

Foto: rtr, ES

Es war wenige Runden vor dem Ziel des Grand Prix in Malaysia, als Red-Bull-Teamchef Christian Horner ein Machtwort sprach. Die beiden autofahrenden Angestellten des Brause-Rennstalls sollten doch bitte die 43 Punkte für die WM-Wertung sicher nach Hause bringen, anstatt auf den letzten Metern auszuprobieren, wer denn nun wirklich der Schnellere ist, teilte Horner via Boxenfunk unmissverständlich mit. Kurz vorher hatte Max Verstappen die Crew aufgefordert, ihm den Weg an die Spitze umgehend frei zu machen: "Ich bin schneller als Daniel, schafft ihn mir aus dem Weg."

Sonnyboy vs Bad Boy

Die Rollen bei Red Bull sind klar verteilt. Auf der einen Seite Sonnyboy Daniel Ricciardo, der australische Strahlemann, der jeden Spaß mitmacht und auf der Rennstrecke sehr schnell unterwegs ist. Auf der anderen Seite "Bad Boy" Max Verstappen, der Konkurrenten gerne mal durchs Auto rüpelt und mit seinen gerade 19 Jahren den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel öffentlich als Idioten beschimpft. "Wenn Red Bull es schafft, diese beiden unter Kontrolle zu halten, sind sie 2017 ein ganz heißes Eisen", sagt der dreimalige Weltmeister Niki Lauda, Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams.

Es wird vermutlich in der kommenden Saison die Hauptaufgabe von Christian Horner und Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko sein, eine einigermaßen funktionierende Hierarchie im Team zu erhalten. Kaum vorstellbar allerdings, dass sich ausgerechnet der großmäulige Max Verstappen, der als Weltmeister der Zukunft gilt, mit der Rolle als Nummer zwei hinter Ricciardo zufrieden geben wird. "Max kennt seine Aufgaben und seine Pflichten", sagte Horner in Malaysia, Verstappen stand daneben und lächelte.

Trotz der möglicherweise drohenden Rivalität der beiden Fahrer hat es Red Bull in diesem Jahr geschafft, Ferrari abzuhängen und sich als Mercedes-Jäger Nummer eins zu etablieren. Wenn Mercedes, wie zuletzt in Sepang, den Sieg liegen ließ, waren die roten Bullen zur Stelle. Max Verstappen gewann nach der spektakulären Kollision von Lewis Hamilton und Nico Rosberg in Barcelona, Ricciardo griff zu, als dem führenden Hamilton in Malaysia der Mercedes-Motor um die Ohren flog.

Dem Team drohte der Rückzug

Das Comeback von Red Bull ist erstaunlich, stand doch das Team vor Jahresfrist scheinbar unmittelbar vor dem Aus. Der milliardenschwere Firmeninhaber Dietrich Mateschitz wollte sich nicht mit der Rolle des Edelkomparsen anfreunden, über die Red Bull nach dem Wechsel des viermaligen Weltmeisters Sebastian Vettel zu Ferrari zwischenzeitlich nicht hinauskam.

Matschitz sei "frustriert von diesem Sport, er glaubt, die Formel 1 ist an einem falschen Punkt angelangt", verriet Horner damals und befeuerte damit die Gerüchte über den bevorstehenden Rückzug. Mercedes-Teamchef Toto Wolff wähnte Red Bull seinerzeit "in einer Sackgasse, in der es nur wenige Möglichkeiten gibt".

Längst haben sich Ausfahrten ergeben: Motorenpartner Renault liefert nach dem Höllenjahr 2015, an dessen Ende beide Parteien vor der Scheidung standen, mittlerweile ein durchaus brauchbares Aggregat. Die Aerodynamik des RB 12 ist dank Design-Guru Adrian Newey ohnehin top - und das neue Reglement für 2017 mit breiteren Autos und Reifen wurde nicht zuletzt auf Betreiben der Bullen durchgedrückt. Es könnten Erntejahre für Red Bull anstehen. Ricciardo und Verstappen müssen nur weiter brav ihre Rollen einhalten.

(sid)
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