Cockpitschutz Halo Der Heiligenschein spaltet die Formel 1

Budapest/Düsseldorf · Der Cockpitschutz Halo ist ein großes Thema rund um den Großen Preis von Ungarn. Der vom Automobil-Weltverband (Fia) verordnete Kopfschutz spaltet die Formel 1 und sorgt auch für viel Kritik.

Sebastian Vettel testet als erster Fahrer das neue Schutzschild
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Vettel testet als erster Fahrer das neue Schutzschild

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Imola führte endgültig zum Umdenken. Die Autos, einst "Bomben auf Rädern", wurden immer sicherer, die Rennstrecken entschärft und die Anzüge aus Materialien gefertigt, die das Risiko immer geringer machten. Der Kopf blieb das Problem, weil er nach Unfällen herumfliegenden Gegenständen schutzlos ausgeliefert ist. Dies soll nun Halo (auf deutsch: Heiligenschein) ändern. Schon länger wurde getestet. In Silverstone fiel vor zwei Wochen die Plastikhauben-Variante durch. Sebastian Vettel wurde es am Steuer schlecht.

Eigentlich wollten die Teams bis auf Ferrari noch Zeit für weitere Tests, doch Jean Todt,Präsident des Automobil-Weltverbandes (Fia), schaffte Fakten. Der Franzose nutzte seinen Joker in Sicherheitsfragen und führte Halo zur neuen Saison ein. Die Zeit war knapp, denn die Rennställe wollten und mussten wissen, was sie beim Bau der neuen Chassis berücksichtigen müssen und wie sie mit dem Zusatzgewicht von fünf Kilo umgehen können.

Auch in Budapest, wo morgen der elfte WM-Lauf (14 Uhr/RTL) vor der vierwöchigen Sommerpause auf dem Programm steht, war Halo ein Thema. Einstimmigkeit herrscht bei der Optik. "Er ist ein Fremdkörper, doch ich glaube, dass sich die Leute daran gewöhnen werden", sagte Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas. Sebastian Vettel (Ferrari) gibt sich pragmatisch. "Wenn es etwas gibt, das den Kopf schützt, wäre es töricht, es zu ignorieren", betont der Heppenheimer, der die WM-Gesamtwertung mit einem Punkt Vorsprung auf Lewis Hamilton anführt. Ex-Weltmeister Fernando Alonso, seit 2001 in der Königsklasse, setzt sich für Halo ein. "Die Sicherheit kommt zuerst. Ich kümmere mich nicht um die Ästhetik der Autos", sagt der 36-jährige Spanier.

Doch nicht allen gefällt der Gedanke, künftig mit dem Heiligenschein unterwegs zu sein. Optische Nachbesserungen, so die Fia, wird es noch geben. Zu den Kritikern gehört auch Nico Hülkenberg (Emmerich). "Wir versichern uns gegen ein sehr kleines Risiko. Es wird ständig so viel verbessert, dass die Wahrscheinlichkeit, von einem anderen Teil getroffen zu werden, immer geringer wird", betonte der Renault-Pilot. Klartext redete Kevin Magnussen. "In den letzten 30 Jahren wurde genug für die Sicherheit getan - und das war gut so. Wenn Motorsport zu sicher wird, fehlt letztlich der Reiz. Wenn wir alle Leben schützen wollen, sollten wir vielleicht ein Tempolimit von 80 km/h einführen", sagte der Däne, der für das US-Team Haas fährt, bei "auto, motor und sport".

Rennsport ohne Gefahr gibt es nicht, weder im Formel-Auto noch im Tourenwagen, schon gar nicht bei den Fahrern, die auf Motorrädern unterwegs sind. "Ein Minimalrisiko muss jeder Rennfahrer eingehen. Er kann sich ja vorher überlegen, ob er das will oder nicht. Die Fahrer, die es wollen, steigen freiwillig in das Auto ein und leben damit", sagte Niki Lauda (68). Der Österreicher, Oberaufseher des Mercedes-Teams, kehrte nach seinem schweren Unfall am 1. August 1976 auf dem Nürburgring (er erhielt schon die letzte Ölung) in den Formel-1-Zirkus zurück und gewann noch zwei seiner drei WM-Titel.

Um 17 Prozent, so die Studien des Weltverbandes, erhöht Halo die Sicherheit. Für den ehemaligen Formel-1-Fahrer Martin Brundle (58/England) kein schlagendes Argument. "Der Halo verursacht so viele Probleme, wie er löst. Und er verdeckt unsere Gladiatoren noch mehr", sagt der TV-Experte. Die Formel 1 versucht gerade auch an Attraktivität zu gewinnen. Es wird sich zeigen, ob Halo dazu taugt.

(RP)
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