Champions League Bei Atlético ging es für viele Bayern einfach zu schnell

Düsseldorf/Madrid · Carlo Ancelotti zermalmte voller Hingabe seinen Kaugummi, und die Augenbraue wölbte sich. So sieht Bayern Münchens Trainer aus, wenn etwas an ihm nagt. Und es war ihm nicht viel mehr als die knurrige Feststellung zu entlocken: "Das war keine gute Leistung."

Atlético Madrid - FC Bayern München: die Bilder des Spiels
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Sein Urteilsvermögen hatte also durch die ernüchternd schlechte Vorstellung seiner Mannschaft beim Gruppenspiel der Champions League 0:1 in Madrid nicht gelitten. Erneut brachte Atlético ein Bayern-Team aus der Fassung, vielleicht noch ein wenig eindrucksvoller als im Halbfinale der Champions League im Frühjahr, in dem noch Pep Guardiola die taktische Ausrichtung vorgab. Die Gründe für einen bescheidenen Auftritt des Rekordmeisters:

Auch Ancelottis Bayern haben Probleme mit dem Stil von Atlético Madrid. Das geht vielen Mannschaften so, aber das ist sicher kein ausreichender Trost für die Münchner. Der Vorjahresfinalist attackiert mal mit großer Wucht in der gegnerischen Hälfte, mal nimmt er das Tempo heraus und zieht sich zurück, Räume gestattet er nicht. Die Bayern wussten keine Antwort darauf. Sie fanden selbst keine Geschwindigkeit, und sie offenbarten große Lücken in der Spielfeldmitte, wo es nach herrschender Lehrmeinung doch eher "kompakt" zugehen sollte. Das Abwehrspiel der Münchner entsprach nicht den eigenen Ansprüchen. Viele Zweikämpfe gingen verloren, beim Weg aus der Deckung unterliefen sogar Philipp Lahm Abspielfehler, die seine fußballerische DNA eigentlich gar nicht vorgesehen hat.

Im Zentrum ging vieles zu schnell für Xabi Alonso, der es überhaupt nicht mag, wenn ihm die Gegenspieler zu eng auf die Pelle rücken. Dadurch fehlten den Bayern bereits in der Spielentwicklung Ruhe und Präzision. Und weil das vordere Mittelfeld nicht gerade vor Ideenreichtum strotzte, wirkte das Spiel der Münchner gelegentlich hilflos.

Weil der erste richtig harte Gegner der Pflichtspielserie Bayern-Schwächen offenlegte, verlangt Klubchef Karl-Heinz Rummenigge eine Reaktion. Unter Umständen wird der 1. FC Köln am Samstag bereits der Leidtragende sein, wenn die Münchner Stars beim Publikum auf Wiedergutmachungs-Tour gehen. Wichtiger als in der Bundesliga wird diese Reaktion in den nächsten Gruppenspielen der Champions League sein. "Noch", erklärt Nationalspieler Thomas Müller, "ist der Gruppensieg ja möglich." Der Weg dahin führt auf jeden Fall über Atlético. Und die Arbeitsfelder sind beschrieben.

(pet)
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