München FC Bayern gewinnt auch ohne Heynckes

München · Der Cheftrainer liegt mit fiebriger Erkältung im Bett. Mutige Schalker unterliegen 1:2 in München.

FC Bayern München: Peter Hermann vertritt den erkrankten Jupp Heynckes
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Peter Hermann vertritt den erkrankten Jupp Heynckes

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Foto: dpa, mbk scg

Man kann dem Schalker Fußballlehrer Domenico Tedesco wahrlich nicht vorwerfen, er habe nicht alles versucht. Er wedelte derart eifrig mit Armen und Handflächen, dass man Tedesco auch für einen Mann halten könnte, der sich vollständig dem Experiment hingegeben hat, zwei Sinfonieorchester gleichzeitig zu dirigieren. Doch Tedescos Auftrag war komplizierter. Er war mit dem FC Schalke nach München gereist, um die Bayern zu schlagen.

Diese Mission ist gescheitert. Bayern München, letzte Niederlage am 25. November in Mönchengladbach, besiegte Schalke mit 2:1 (2:1) und baute den Vorsprung in der Tabelle auf, wirklich wahr, 18 Punkte vor RB Leipzig aus. Und das, obwohl Schalke in der Münchner Arena mutig und offensiv auftrat, obwohl Bayern wenigstens in der zweiten Hälfte nachlässig wurde, und obwohl Jupp Heynckes gar nicht im Stadion war.

Der von Uli Hoeneß für unentbehrlich erklärte Cheftrainer des deutschen Rekordmeisters leidet an einem grippalen Infekt und schonte sich zu Hause. Das ermunterte den Stadionsprecher zu der Aussage, Heynckes fiebere vor dem Fernseher mit. Das dürfte ab der kommenden Saison der Regelfall sein, weil Heynckes endlich in den Ruhestand will. Co-Trainer Peter Hermann übernahm und versicherte, dass sich sein Chef nicht via Telefon ins Spielgeschehen eingeschaltet habe. Es gab lediglich eine SMS - mit Glückwünschen zum Sieg. Eine Botschaft, die der Liga Sorgen bereiten dürfte. Bayern gewinnt auch ohne Heynckes.

Dabei sah es zunächst danach aus, als könnte Schalke eine Überraschung gelingen. Tedesco schickte drei Stürmer auf den Platz und beorderte das gesamte Team in den ersten 45 Minuten derart häufig in die Hälfte der Bayern, dass man Schalke beinahe für Real Madrid hätte halten können. Schon in der zweiten Minute scheiterte Breel Embolo lediglich am ständigen Vertreter von Manuel Neuer, Sven Ulreich.

Doch bevor Schalke zu optimistisch hätte werden können, traf Bayerns polnischer Torjäger Robert Lewandowski in der sechsten Minute zum 1:0. Schalkes Torhüter Ralf Fährmann ließ einen strammen Schuss von Thomas Müller direkt vor die Füße des Münchner Stürmers abprallen, der die Gelegenheit nutzte und einen Rekord seines Cheftrainers einstellte. In sämtlichen elf Heimspielen erzielte Lewandowski ein Tor. Ein Rekord, dem Heynckes nicht nachweint. "Ich wusste bis vor ein paar Tagen nichts davon. Damals wurde so etwas noch nicht gezählt", sagte er.

Das Spiel blieb trotzdem heiter. Schalke traute sich viel zu und glich nach einer halben Stunde durch einen Treffer von Franco di Santo verdient aus. Weil sich Fährmann allerdings das zweite Mal einen Fehler erlaubte, gelang Thomas Müller der spätere Siegtreffer zum 2:1 auf eine Art und Weise, die Thomas Müller auszeichnet. Man hält das für Glück, aber irgendwie hat der Müller häufig Glück.

Zur Pause hätte man das Topspiel der Bundesliga am besten beendet. Das Niveau flachte in der zweiten Hälfte derart konstant ab, dass der dirigierende Tedesco zu mehr Bewegung kam als die Angreifer beider Teams. Ihr mutiges Spiel hatten die Schalker offenbar in der Kabine vergessen, aber auch die Bayern taten nur noch das, was unbedingt zum neunten Sieg in Folge notwendig war. Viele Ungenauigkeiten, Fehlpässe und Debatten mit Schiedsrichter Tobias Stieler trugen ebenfalls nicht zur Unterhaltung des Publikums bei.

Leon Goretzka hat übrigens auch mitgespielt - für Schalke. Bei seiner Ankunft in der Münchner Arena schaute er sich schon einmal sehr genau um, schließlich wird sie bald seine Heimat darstellen.

Vielleicht erfährt Nationalspieler Goretzka dann auch, wie es ist, einfach nicht zu verlieren. Egal, was passiert.

(her)
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