Borussia Mönchengladbach Etabliert im Kreis der Großen

München · Der Erfolg in München hat gezeigt, dass Gladbach auch bei den Großen mitspielen kann.

Borussia Mönchengladbach feiert Sieg beim FC Bayern München
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Borussia feiert Sieg mit Fans in München

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Foto: dpa, geb hak

Es zählt zu den ungeschriebenen Gesetzen der Fußball-Bundesliga, dass eine Mannschaft, die gegen den FC Bayern antreten muss, hofft, bei einigermaßen gutem Verlauf des Spieltages nicht zu viel Boden gegenüber der Konkurrenz einzubüßen. Dass ein Gegner der Münchner dagegen als großer Gewinner aus einem Spieltag herausgeht, ist eine Seltenheit. Eine Rarität, wie sie Borussia Mönchengladbach durch das 2:0 vom Sonntagabend bewerkstelligt hat. Der Triumph von München war jedoch weit mehr als nur der 13. Saisonsieg der Fohlen, er geht als öffentlichkeitswirksam bestandene Reifeprüfung durch, die Lucien Favres Mannschaft endgültig zum logischen Kandidaten für eine Champions-League-Teilnahme in der kommenden Saison kürt.

Borussia Mönchengladbach beim FC Bayern München: Einzelkritik
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Bayern - Borussia: die Einzelkritik

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Die nüchternen Fakten sprechen in dieser Hinsicht in jedem Fall eine deutliche Sprache. Borussia stellt gemeinsam mit dem VfL Wolfsburg die beste Rückrundenmannschaft (beide 20 Punkte). Ihr Vorsprung auf die fünftplatzierten Schalker beträgt acht Punkte, der auf Rang sieben schon zehn. Kein Team ließ 2015 in der Liga weniger Gegentore zu als Borussia (4). Und außer den Borussen wird am Saisonende definitiv niemand von sich behaupten können, in beiden Duellen gegen die Über-Bayern kein Gegentor zugelassen zu haben.

Das alles sind Parameter einer Mannschaft, die sich vier Jahre nach dem Fast-Abstieg anschickt, auf direktem Weg in die Königsklasse vorzustoßen. "Für uns ist ein Spiel gegen die Bayern natürlich gut, um zu sehen, wo wir stehen. Was machen wir gut, was müssen wir noch verbessern?", sagte Abwehrchef Martin Stranzl nüchtern. Die Antwort liefern er und seine Kollegen in diesen Wochen für jeden ersichtlich ab: Borussia steht blendend da, weil es das Team schafft, gegen tief stehende Gegner ein kreativ-druckvolles Offensivspiel zu kreieren, genauso aber auch in einer eher passiven Rolle wie in München durch clever-hochwertige Defensivarbeit und schnelles Umschalten zum Erfolg zu kommen. Der Respekt in der Liga vor dem "Projekt Borussia" ist spürbar gewachsen, und er wächst mit jedem Tag mehr.

FC Bayern München: Arjen Robben muss verletzt vom Platz
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Robben muss gegen Gladbach verletzt vom Platz

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In vergleichbaren Traditionsklubs wie dem Hamburger SV, dem VfB Stuttgart oder dem 1. FC Kaiserslautern blicken sie neidisch gen Niederrhein, wo man es geschafft hat, sich als einziger nicht maßgeblich von einem Konzern oder Mäzen finanzierter Verein im oberen Tabellendrittel zu etablieren.

Doch im Favre-Land Mönchengladbach ist selbst in so erfolgreichen Wochen wie diesen Euphorie immer in Begleitung der Ratio unterwegs. Den mahnenden Zeigefinger heben die Profis inzwischen schon selbst, dass muss der Trainer gar nicht mehr selbst erledigen. "Acht Punkte sind ein schönes Polster, aber wir haben noch acht Spiele, da kann noch sehr, sehr viel passieren", sagt dann eben ein Tony Jantschke. Und Nationalspieler Christoph Kramer ergänzt: "Das sind drei Bonuspunkte, denn in München holt keine Mannschaft außer uns die Punkte. Diese Bonuspunkte bringen aber nichts, wenn wir dann in Hoffenheim verlieren. Wir müssen die Bonuspunkte vergolden."

Manuel Neuer und seine Patzer gegen Borussia Mönchengladbach
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Neuers Patzer gegen Gladbach

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Die Statistik sagt, dass in der Vergangenheit im Schnitt 60 Punkte nötig waren, um sich für die Champions League zu qualifizieren. Folglich müsste Gladbach noch 13 einsammeln. Das Restprogramm hat es indes in sich. Es geht noch gegen 1899 Hoffenheim, Borussia Dortmund, Wolfsburg, Bayer Leverkusen und den FC Augsburg. "Nur noch Knallerspiele" nennt Kramer das Ganze. Spiele der gehobenen Kategorie, in denen Borussia aus eigener Kraft den Traum von einer Top-Drei-Platzierung realisieren kann. Wobei: ein Traum ist es eigentlich für die Vertretung aus Mönchengladbach immer weniger.

Die Champions League wird zunehmend zum realistischen Ziel. Nach einem 2:0-Sieg in München erst recht.

(RP)
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