Eisschnelllauf: Gunda Niemann vom Trainer getrennt Erfolgs-Duo hatte zu viele Differenzen

Erfurt (dpa). Das erfolgreichste Eisschnelllauf-Duo der Welt geht künftig getrennte Wege. Die 17-malige Weltmeisterin Gunda Niemann- Stirnemann und ihr Trainer Stephan Gneupel werden nicht mehr zusammenarbeiten. Wie der Eissportclub Erfurt informierte, hatte es zwar noch einmal eine Aussprache gegeben - doch auch diese brachte keinen Sinneswandel mehr. Gunda Niemann-Stirnemann will sich künftig vom Chemnitzer Klaus Ebert, dem Trainer von Langstrecken-As Frank Dittrich, betreuen lassen. Die 33-jährige Erfurterin wird aber weiter ihrem Heimatverein angehören. Was in der Gerüchte-Küche bereits vor gut einer Woche nach der Einzelstrecken-WM in Nagano aufgewärmt, aber von beiden Seiten dementiert wurde, ist damit amtlich.

Der Bruch zwischen Bundestrainer Gneupel und Niemann-Stirnemann - zehn Tage nach ihrem WM-Sieg über 5 000 m - hatte sich bereits in Japan angedeutet. Neu und ungewöhnlich dabei war, dass nicht nur die Athletin die Trennung vollzogen hat, sondern auch der Trainer das Tischtuch zerschnitt. "In den letzten Monaten gingen unsere Auffassungen nicht immer konform", umschrieb Gneupel das Zerwürfnis diplomatisch. Gneupel hatte die Thüringerin in sechs Jahren zu drei Europameistertiteln, fünf WM-Titeln als Allrounder und neun WM-Titeln auf den Langstrecken sowie zum Olympiasieg über 3 000 m geführt.

"Traumkarriere mit Tränen und Triumphen" heißt fast prophetisch der Untertitel ihrer Autobiografie "Ich will", die Gunda Niemann- Stirnemann am Mittwoch in ihrer Heimatstadt vorstellte. In dieses kontrastreiche Bild passt auch der Auftritt bei der Einzel-WM in Nagano: Schon nach der überraschenden Absage des abschließenden 1 500-m-Rennens einen Tag nach dem Sieg über 5 000 m hatte es eine deutliche Verstimmung zwischen Trainer, Athletin und Manager gegeben. Die Thüringerin hätte hier mit großer Wahrscheinlichkeit eine Medaille gewonnen, auch ein Sieg wäre durchaus möglich gewesen.

"Gunda möchte nach einer komplizierten Saison mit einem Sieg in die Wettkampfpause gehen", hatte der deutsche Cheftrainer Helmut Kraus auf die Frage nach dem Grund für die Absage relativ sachlich geantwortet. Gneupels Reaktion war dagegen ungewöhnlich gereizt: "Fragt sie doch selbst." Nach dem Rennen folgten lange Diskussionen mit Ehemann und Manager Oliver Stirnemann, danach aber wurden alle Trennungsgerüchte erst einmal bestritten. Schon damals hatten Insider die ständige Einmischung von Stirnemann als möglichen Grund ausgemacht. Der Schweizer schalte sich zu sehr in das Training ein und degradiere den Trainer zum Statisten, hieß es immer wieder.

Ähnliches war der Erfurterin in ihrer Karriere schon einmal passiert: 1994 hatte sie nach den Olympischen Spielen von Lillehammer, wo sie als erklärte Drei-Strecken-Favoritin gänzlich ohne Gold geblieben war, ihre Trennung von Trainerin Gaby Fuß erklärt und war zu Gneupel gewechselt. Begründet hatte Gunda Niemann diesen Schritt damals unter anderem mit der Suche nach neuen Reizen. Auch diesmal verspricht sie sich vom Wechsel neue Impulse und verweist "auf die positiven Erfahrungen ihres Trainerwechsels vor sechs Jahren".

(RPO Archiv)
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