Eishockey-WM Draisaitl haucht dem deutschen Team Leben ein

Köln · Die deutsche Mannschaft richtet sich an dem 21 Jahre alten Stürmer auf und wahrt die Chance auf den Einzug ins Viertelfinale der WM.

 Leon Draisaitl im Trikot der Nationalmannschaft.

Leon Draisaitl im Trikot der Nationalmannschaft.

Foto: dpa, skm hak

Draisaitl ist da. Der NHL-Star, der Hoffnungsträger, der "German Gretzky". Blass steht er da, müde stützt er sich auf seinen Schläger. Mit seinem Vollbart wirkt er deutlich älter als ein 21-Jähriger. Kein Wunder, hat er doch in 260 Tagen 112 Spiele absolviert, dabei 108.588 Flugkilometer zurückgelegt, bis zum Morgen noch neun Stunden im Flugzeug von Kanada nach Deutschland gesessen, am Abend beim 4:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien mitgewirkt. "Ich schlafe gleich schon in der Kabine ein", sagte er lächelnd.

Leon Draisaitl hat es aber noch bis nach Hause in die Wohnung seiner Mutter geschafft. Dort hat er tief und fest geschlafen und gestern Muttertag gefeiert. "Das hat er sich auch verdient", meinte Bundestrainer Marco Sturm. Der freie Tag war schön für Draisaitl und seine Mama, die ihn nach seiner Ankunft aus Kanada mit einem leichten Mittagessen verwöhnt hatte. Dann hatte er vier Stunden geschlafen und war um 16.30 Uhr als Erster der deutschen Mannschaft in der Lanxess-Arena gewesen. Von den Mitspielern wurde er freudig begrüßt, von den Fans anschließend gefeiert.

Kaum war Leon Draisaitl auf dem Eis, da legte er für Kapitän Christian Ehrhoff zum 1:0 auf. Es war der Moment, da die Mannschaft und Fans neues Selbstbewusstsein tankten. In dem Moment kehrte der Glaube zurück, das Viertelfinale der Weltmeisterschaft doch noch erreichen zu können. Der beste deutsche Spieler wirkt elektrisierend und vitalisierend. "Es ist wie im Basketball, wenn Dirk Nowitzki nach Deutschland kommt", sagte Bundestrainer Marco Sturm. Tatsächlich ist Draisaitl als achtbester Scorer der Hauptrunde zu den Topstars der NHL aufgestiegen.

Dass er mit den Edmonton Oilers im Viertelfinale ausgeschieden ist, hat der Torjäger bereits abgehakt. Der Play-off-Bart ist noch dran, die Saison für ihn noch nicht beendet. "Für mich ist die WM die dritte Play-off-Runde", sagte er. "Ich wollte spielen. Wir wussten, was auf dem Zettel steht." Ein Sieg gegen Italien war Pflicht, um die Chance auf das Viertelfinale zu wahren.

Draisaitl hat der deutschen Mannschaft neues Leben eingehaucht. "Ich freue mich, dass er da ist", sagte Torschütze Dominik Kahun. "Wir werden viel Spaß zusammen haben." Kapitän Christian Ehrhoff, einst der bestbezahlte Verteidiger in der NHL, erklärte, was der Stürmer bewirkt: "Leon gibt uns qualitativ einen ganz großen Schub nach vorne. Man hat heute schon gesehen, dass seine Pässe, die er spielen kann, einfach eine ganz hohe Qualität haben."

Draisatils Nebenspieler Matthias Plachta bestätigte diese Einschätzung. "Die Reihe hat schon ganz gut funktioniert", sagte er. "Leon kann man einfach anspielen, er macht schon was Gutes mit der Scheibe." Dass Brooks Macek und Plachta neben ihm spielten, war keine Überraschung. "Plachta ist groß und stark", erklärte der Bundestrainer. "Und er kann mit Leon mithalten, das kann nicht jeder." Auch Sturm stellt Draisaitl auf den Sockel: "Er macht jeden Spieler besser, egal, wer auf dem Eis steht."

Für Franz Reindl, den Präsidenten des Deutschen Eishockey-Bundes, war es ein Glückstag. "Es war eine Riesenüberraschung für mich, dass Leon nach der langen Saison gekommen ist, und eine Riesenfreude. Wir haben jetzt eine tolle Ausgangsposition. Es ist toll, im Finale zu stehen." Der Mann ist euphorisiert. Wohlgemerkt, er meint das letzte Vorrundenspiel gegen Lettland, in dem es um den Einzug ins Viertelfinale geht. Ein Endspiel.

(ths)
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