Eishockey-WM Sturm setzt auf die Defensive

Köln · Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ist am Montag erneut Außenseiter – diesmal gegen Russland. Die Sbornaja ist der große Favorit in der deutschen Gruppe.

 Marco Sturm blickt beim Spiel gegen Schweden zur Anzeigetafel.

Marco Sturm blickt beim Spiel gegen Schweden zur Anzeigetafel.

Foto: rtr, AP

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ist am Montag erneut Außenseiter — diesmal gegen Russland. Die Sbornaja ist der große Favorit in der deutschen Gruppe.

Es gibt einfach keine Gerechtigkeit im Sport. Beim deutschen Auftaktspiel der Eishockey-Weltmeisterschaft verlor die bessere Mannschaft der USA mit 1:2. Und 24 Stunden später kassierte die deutsche Mannschaft gegen Schweden eine 2:7-Niederlage, die deutlich zu hoch ausfiel. Doch mit so viel Ungerechtigkeit kann Bundestrainer Marco Sturm gut leben. Drei Punkte hat der krasse Außenseiter aus den beiden Begegnungen geholt, es sind drei Bonuspunkte im Kampf um den vierten Platz in der Vorrunde.

Am Montag (16.15/live in Sport1) trifft das deutsche Team auf den dritten großen Favoriten in der Gruppe, auf Rekordweltmeister Russland. Anschließend geht es dann gegen die Slowakei, Dänemark, Italien und Lettland um den Einzug ins Viertelfinale, das das Ziel der deutschen Mannschaft ist.

Zwei Tore durch Tobias Rieder und Patrick Hager, eine starke Defensivleistung, ein überragender Torhüter Thomas Greiss und eine Portion Glück hatten zum überraschenden 2:1-Sieg gegen die Amerikaner geführt. 24 Stunden später ging dem Team nach 35 Minuten die Luft aus. Die beiden Kölner Philip Gogulla und Patrick Hager hatten die Treffer zum zwischenzeitlichen 2:2 erzielt. "Er ist ausgeruht, danke an die Haie", sagte der Bundestrainer. Der Klub hatte den Stürmer in der Schlussphase der Saison suspendiert. Fünf schläfrige Minuten vor der zweiten Pause nutzten die Schweden jedoch zur Vorentscheidung. Danach erlahmte der deutsche Widerstand, und nach dem siebten Gegentor durfte Torhüter Greiss seinen Kasten verlassen.

Die Höhe der Niederlage war bitter, für Sturm jedoch kein Problem. "Niederlage ist Niederlage, ob mit drei oder zehn Toren Unterschied. Ich glaube, dass uns das stärkt", sagte er. "Natürlich sind wir enttäuscht. Das wird jetzt ein paar Stunden dauern, aber dann geht's weiter." Das beste Beispiel sei Greiss: "Sobald er auf der Bank war, hatte er alles schon wieder vergessen."

"Man darf nicht anfangen zu träumen"

Sturm ordnete den WM-Auftakt richtig ein. "Zwei Spiele innerhalb von 24 Stunden gegen zwei große Gegner - dem mussten wir Tribut zollen. Sechs Drittel auf diesem Level sind vielleicht zu viel für uns. Man darf nicht anfangen zu träumen, dass man die Großen in jedem Spiel schlägt."

So weit ist die Mannschaft nicht, zumal sie personell nicht komplett war, was Sturm ungeduldig anspricht. Er hatte nur sechs Verteidiger aufgeboten und ein Nachlassen der Kräfte ausgemacht. "Man hat die Müdigkeit in den Beinen und Köpfen gesehen." Klarheit fordert der Coach daher in puncto Kapitän Christian Ehrhoff, dem einst bestbezahlten Abwehrspieler der Welt, der weiterhin verletzt fehlt. "Es ist nicht besser geworden. Eins ist aber klar, es muss jetzt auch ziemlich bald eine Entscheidung fallen", fordert Sturm. "Jede Sekunde wünscht man ihn herbei", sagte Dennis Seidenberg, der als Kapitän fungierte und einziger NHL-Verteidiger im Team war. "Seine Erfahrung und Ruhe können wir gut brauchen." Über Ehrhoffs Einsatz soll kurzfristig entschieden werden.

Aber auch im Sturm täte dem deutschen Team noch eine Verstärkung gut. Sollte Leon Draisaitl mit Edmonton aus den Play-offs ausscheiden, könnte er schon bald zum Team stoßen. "Er ist der beste deutsche Spieler, den wir haben. Aber wir brauchen jetzt nicht über ihn zu reden, weil er nicht hier ist", sagte Sturm. Es würde reichen, wenn er Mitte der Woche käme. Schließlich geht es gegen Russland nur um Bonuspunkte. Allerdings hat Draisaitl Edmonton in der Nacht zu Montag im Rennen um das Halbfinale gehalten. So dauert es wohl noch länger, bis er zur Mannschaft stößt.

(ths)
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