2:3 gegen Dänemark Deutschland verspielt Führung und muss zittern

Köln. · Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft muss um den Einzug ins Viertelfinale bangen. Die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm unterlag gegen Dänemark mit 2:3 n. V.

Patrick Reimer und Brooks Macek hatten Deutschland mit 2:0 in Führung gebracht. Die Dänen wirkten nur 24 Stunden nach dem Spiel gegen Russland (0:3) frischer, die Deutschen abgeklärter. Am Samstag (20.15 Uhr/Sport1) trifft das deutschen Team auf Italien.

"Der Frust ist groß. Wir haben ein gutes Spiel gemacht", sagte Christian Ehrhoff nach dem Spiel bei Sport1, "der einzige Vorwurf, den wir uns machen können, ist, dass wir die Tore nicht gemacht haben." Auch Sturm bilanzierte: "Der Unterschied war der dänische Torhüter. Generell haben wir gut gespielt. Wir hatten genügend Chance, das Spiel zu gewinnen."

Eishockey-WM: Deutschland - Dänemark: die Bilder des Spiels
26 Bilder

Deutschland - Dänemark: die Bilder des Spiels

26 Bilder
Foto: rtr, AP

Die deutsche Mannschaft, die ohne die verletzten Torjäger Tobias Rieder und den gesperrten Patrick Hager auskommen musste, ließ von der ersten Sekunden keinen Zweifel aufkommen, dass sie dieses Spiel unbedingt gewinnen wollte. Sie setzte die Dänen, die sich in den bisherigen Begegnungen als laufstark erwiesen hatten, sofort unter Druck. Es war keine Überraschung, dass ausgerechnet die Paradereihe aus Nürnberg den Bann brach. Nach wunderbarer Vorarbeit von Yasin Ehliz war der Torjäger vom Dienst in der neunten Minute zur Stelle: Patrick Reimer schlug den Puck einen halben Meter in der Luft ins Tor. Exakt 77 Sekunden später erhöhte Brooks Macek auf 2:0.

Dieser frühe Doppelschlag passte perfekt in das Konzept von Bundestrainer Sturm — ein schönes Polster, aber wahrlich kein Ruhekissen gegen die nun energisch auf den Anschlusstreffer drängenden Dänen. Ihnen gelang drei Minuten vor der Pause ebenfalls ein Doppelschlag. Storm und Christensen schafften es sogar noch schneller und glichen binnen 25 Sekunden aus. Mehr noch. Torhüter Danny aus den Birken, der beim Anschlusstreffer nicht gut ausgesehen hatte, verhinderte dann sogar noch die mögliche Führung der Skandinavier.

Im Mittelabschnitt fielen keine weiteren Tore. Das lag vor allem daran, dass beide Mannschaften ihre Überzahlspiele nicht zu nutzen wussten. Dabei versäumten es die Dänen sogar, während einer 78 Sekunden langen 5:3-Überzahl in Führung zu gehen. Spannung pur herrschte somit vor dem Schlussdrittel.

Im Schlussdrittel knüpfte die deutsche Mannschaft an den Spielbeginn an und machte viel Druck. Doch das vorentscheidende Tor wollte einfach nicht fallen. Die Spannung stieg, die Sekunden verrannen. Bis zur Schlusssirene nach 60 Minuten blieb es beim 2:2. Sogar das Schussverhältnis war mit 28:28 ausgeglichen. Es ging in die Verlängerung.

Dass Danny aus den Birken das deutsche Tor hütete, war der leichten Verletzung von Thomas Greiss geschuldet, der allerdings vor dem Spiel für einigen Wirbel gesorgt hatte. Der Deutschlandfunk hatte berichtet, dass Greiss im sozialen Netzwerk Instagram während des amerikanischen Wahlkampfs den absurden Vergleich von Donald Trump zwischen seiner Kontrahentin Hillary Clinton und Adolf Hitler mit einem "Gefällt-mir"-Button markiert hatte. Bundestrainer Marco Sturm erklärte, er habe davon nichts gewusst. "Alles, was nicht mit Eishockey zu tun hat, kann ich nicht kontrollieren", sagte er. "Das interessiert mich auch nicht. Was außerhalb des Eises passiert, ist jedem Spieler selbst überlassen."

Auch der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) äußerte sich zurückhaltend. "Wir sind als Verband politisch neutral und werden unseren Spielern die Meinungsfreiheit nicht nehmen", hieß es in einer Erklärung. Allerdings hat der Verband mit Greiss gesprochen, der die Bilder sofort "entliked" hat.

Anders als der DEB hatte der Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in aller Schärfe reagiert. Die Spieler hätten eine Vorbildfunktion, politischer Etxtremismus habe im Sport nichts zu suchen. DOSB-Präsident Alfons Hörmann drohte Greiss unverhohlen mit einer Nicht-Nominierung für die Olympischen Winterspiele: "Wer so agiert oder kommuniziert, kann nicht Teammitglied in Pyeongchand sein." Das wiederum dürfte den Torhüter kaum betreffen, denn die NHL hat beschlossen, ihre Saison für die Olympischen Spiele nicht zu unterbrechen.

Derweil steht fest, dass NHL-Jungstar Leon Draisaitl am Samstag in Deutschland eintreffen wird. Ob er wenige Stunden später im Spiel gegen Italien (20.15 Uhr/Sport1) zum Einsatz kommt, ließ Bundestrainer Sturm aber noch offen. Im letzten, möglicherweise entscheidenden Vorrundenspiel gegen Lettland am Dienstag ist Draisaitl auf jeden Fall dabei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort