Eishockey-WM Deutschland legt die Anspannung ab

Düsseldorf · Nach zwei Niederlagen gegen Frankreich und Finnland hat die Mannschaft von Eishockey-Bundestrainer Marco Sturm das frühzeitige Aus bei der Weltmeisterschaft abgewendet. Nach 0:1-Rückstand besiegte sie die Slowakei mit 5:1.

Eishockey-WM: Deutschland schlägt Slowakei
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Deutschland landet ersten Sieg

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Foto: afp

Dominik Kahun kraulte Leon Draisaitl während der Nationalhymne, die erstmals bei der Eishockey-Weltmeisterschaft nach einem Sieg erklang, glückselig die Haare. Sie sangen und lachten, die Anspannung fiel von ihnen ab. Und die war ziemlich groß gewesen, denn eine dritte Niederlage im dritten Spiel hätte bedeutet, dass die deutsche Mannschaft nach der Vorrunde die Koffer packen muss. Doch nach einem schwachen Anfangsdrittel und einem 0:1-Rückstand fasste sich das Team ein Herz, drehte die Partie und siegte am Ende mit 5:1 (0:1, 3:0, 2:0). Es war der erste WM-Sieg für Bundestrainer Marco Sturm und Torhüter Timo Pielmeier. Dass fünf verschiedene Torschützen dazu beitrugen, darf als Indiz für die Ausgeglichenheit des Kaders gewertet werden.

Für eine noch größere Ausgeglichenheit hatte Bundestrainer Sturm gesorgt, indem er nach der überraschenden Niederlage gegen Frankreich (2:3 nach Penaltyschießen) und der erwarteten Schlappe gegen Finnland (1:5) seine Paradereihe mit den beiden NHL-Senkrechtstartern Leon Draisaitl und Tobias Rieder sowie dem DEL-Rekordtorjäger Patrick Reimer gesprengt hatte. Zugleich hatte der Trainer-Novize, mit dessen Hilfe der Deutsche Eishockey Bund eine neue, erfolgreiche Ära einleiten will, die Mannschaft in die Pflicht genommen. "Das ist jetzt, nach den beiden Niederlagen eine Charakterfrage", hatte Sturm an seine Spieler appelliert.

Doch nach 20 Minuten waren die Sorgen im deutschen Lager größer als vor dem Spiel. Nach einer schwachen Leistung und einem Patzer von Torhüter Timo Pielmeier lag die Mannschaft durch einen Treffer von Peter Cehlarik (9.) zurück.

Da müssen in der Kabine deutliche Worte gefallen sein, denn die Mannschaft kam mit deutlich mehr Biss und Zweikampfstärke auf das Eis. Der Ausgleich durch Patrick Hager (25.) verlieh dem Team sichtlich Selbstvertrauen und dem Spiel neuen Schwung. Philip Gogulla (29.) und Patrick Reimer (35.) sorgten noch im Mittelabschnitt für die Vorentscheidung. Im Schlussdrittel schraubten Brooks Macek (44.) und Dominik Kahun (54.) das Ergebnis auf 5:1 und sorgten für den höchsten Sieg gegen die Slowakei bei einer Weltmeisterschaft.

"Wir haben ein bärenstarkes zweites Drittel gespielt und auch das Quäntchen Glück gehabt", sagte der Kölner Gogulla. Derweil sah Kapitän Marcel Goc in den Umstellungen den Schlüssel zum Erfolg: "Das hat alle wach gerüttelt." Draisaitls Gedanken gingen in die Zukunft: "Ich denke, dass wir uns von Spiel zu Spiel steigern."

Am Donnerstag (19.15 Uhr) ist die deutsche Mannschaft gegen Kanada aber krasser Außenseiter. Aus den danach noch ausstehenden drei Begegnungen gegen Weißrussland (Freitag, 19.15 Uhr), die USA (Sonntag, 15.15 Uhr) und Aufsteiger Ungarn (Montag, 19.15 Uhr) werden mindestens zwei Siege benötigt, um ins Viertelfinale einzuziehen.

Um das gesteckte Ziel zu erreichen, hat der Verband alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Kader noch zu verstärken. So hat NHL-Torhüter Thomas Greiss nach dem Play-off-Aus seine Bereitschaft bekundet, noch bei der WM aufzulaufen. Zwar lag noch nicht die Freigabe seines Klubs New York Islanders vor, doch soll er bereits heute in St. Petersburg zum Team stoßen.

(ths)
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