Eishockey-WM DEB macht zwei Millionen Euro Gewinn

Köln · Das Geld soll in die Nachwuchsförderung fließen. Im kommenden Jahr warten mit Olympia und der WM zwei große Aufgaben.

 DEB-Präsident Franz Reindl

DEB-Präsident Franz Reindl

Foto: dpa, mb hpl

Schweden ist Eishockey-Weltmeister. Die Skandinavier besiegten im Endspiel Kanada mit 2:1 nach Penaltyschießen. Niklas Backstrom verwandelte den entscheidenden Penalty. Victor Hedman hatte Schweden in Unterzahl in der 39. Minute in Führung gebracht, Ryan O'Reilly in Überzahl ausgeglichen (42.). Damit hat Schweden den Titel zum zehnten Mal gewonnen, zuvor zuletzt 2013.

"Es war eine großartige Weltmeisterschaft", zog Franz Reindl, der Präsident des Deutschen Eishockey Bundes (DEB) und WM-Organisations-Chef Bilanz, dessen Erwartungen sportlich und wirtschaftlich übertroffen wurden. "Die Stimmung war fantastisch, die Zuschauerzahlen hervorragend. Mit Russland, Kanada, Schweden und Finnland standen die besten Mannschaften der Welt im Halbfinale. Deutschland hat das große Ziel Viertelfinale erreicht und ist gegen das Top-Team Kanada ausgeschieden. Das Eishockey hat gewonnen, ich bin sehr zufrieden."

Die vergangenen Wochen haben geschlaucht - die Arbeit, aber auch die emotionalen Momente. "Wenn ich auf der Tribüne sitze, dann bin ich Eishockey-Fan", gewährte Reindl einen kleinen Einblick in seine Gefühlswelt. "Bei der Schlusssirene hatte ich Tränen in den Augen." Tränen der Freude beim Sieg gegen Lettland (4:3 n.P.), der ins Viertelfinale führte, Tränen der Trauer nach dem Aus gegen Kanada (1:2).

Wenn Reindl in den kommenden Tagen das Turnier und seine Amtszeit Revue passieren lässt, muss er aufpassen, dass ihm nicht schwindelig wird. Das deutsche Eishockey hat in den vergangenen beiden Jahren einen kometenhaften Aufstieg erlebt - sportlich und wirtschaftlich. Als Reindl im April 2015 an die Spitze des Verbandes gewählt wurde, stand der mit 1,46 Millionen Euro verschuldete DEB bei einem Jahresumsatz von 4,5 Millionen Euro kurz vor der Insolvenz. Bereits vor der WM war er schuldenfrei. Bei dem Turnier wurde die angepeilte Zuschauerzahl von 600.000 um 85.000 übertroffen, so dass ein Gewinn in Höhe von rund zwei Millionen Euro in die Kasse fließen wird.

"Das ist Geld für die Zukunft", sagt Reindl, der das Konzept "Powerplay 2026" entwickelt hat, mit Hilfe dessen die Nachwuchsförderung zentralisiert und intensiviert wurde und das Deutschland in den kommenden Jahren der Weltspitze näherbringen soll. "Es reicht nicht, besser werden zu wollen", sagt Reindl. "Das wollen die anderen auch. Aber die Programme, die uns helfen können, sind angelaufen." Doch auch sportlich wurde die Trendwende geschafft. Nachdem die Nationalmannschaft auf Rang 13 in der Welt abgerutscht war und erstmals die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2014 verpasst hatte, gelang es Reindl den ehemaligen NHL-Star Marco Sturm als Bundestrainer zu gewinnen. "Er ist ein Top-Bundestrainer, der seine Spuren hinterlässt und überall gut ankommt, vor allem bei den Spielern", sagt der DEB-Präsident. "Wie er alles auswählt, das ist beeindruckend. Zum Beispiel wie Co-Trainer Tobi Abstreiter an den Details arbeitet, das ist hochprofessionell. Vor allem aber fühlt sich jeder bei der Mannschaft zu Hause - das ist Sturms Handschrift." Sturm hatte auf Anhieb Erfolg. Kaum war er im Amt, nahmen auch die besten Spieler aus der NHL die Einladung zur Nationalmannschaft wieder an. Völlig überraschend zog die Mannschaft bei der WM 2016 ins Viertelfinale ein und bestätigte diese Leistung in diesem Jahr, indem sie das gewählte Motto "Leidenschaft, Wille und Stolz" beherzt in die Tat umsetzte. Zudem qualifizierte sie sich für die Olympia 2018. So steht ihr ein großes Jahr mit zwei Höhepunkten bevor. "Da freuen wir uns schon alle drauf", sagt Sturm, der seinen bis Sommer 2018 laufenden Vertrag in den kommenden Wochen vorzeitig verlängern soll.

(ths)
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