Krefeld Pinguine Meistercoach Goring bekommt kein frei

Krefeld · Der Trainer des Meisterteams der Krefeld Pinguine von 2003 kann am Samstag beim All-Star-Game in der Rheinlandhalle nicht an der Bande stehen. Der 67-Jährige arbeitet als Co-Kommentator beim Fernsehsender MSG.

 Am 6. Dezember 2002 leitete Trainer Butch Goring in der Rheinlandhalle zum ersten Mal das Training der Pinguine. Das war der Beginn einer erfolgreichen Zeit, die am 21. April 2003 in Köln mit dem Titelgewinn endete.

Am 6. Dezember 2002 leitete Trainer Butch Goring in der Rheinlandhalle zum ersten Mal das Training der Pinguine. Das war der Beginn einer erfolgreichen Zeit, die am 21. April 2003 in Köln mit dem Titelgewinn endete.

Foto: T.L.

Es war nicht so einfach, Robert Thomas "Butch" Goring während eines sechstägigen Aufenthalts in New York zu treffen. Schon in Deutschland waren die ersten Versuche gescheitert, mit dem Meistertrainer der Krefeld Pinguine von 2003 per Mail ein Treffen in seiner Wahlheimat Big Apple zu vereinbaren. Der 67-jährige Kanadier befand sich zu diesem Zeitpunkt im Dauerstress. Denn als Co-Kommentator des Fernsehsenders MSG, der die NHL-Spiele der New York Rangers und New York Islanders überträgt, eilte Goring kurz vor dem Saisonstart der NHL von Termin zu Termin.

Doch dann klappte es nach zwei Telefongesprächen in New York doch noch mit dem Wiedersehen zwischen Goring und dem RP-Reporter. "Setze dich um 15.55 Uhr in Pennsylvania Station in den Zug nach Long Island und steige am Bahnhof Hicksville aus. Dort hole ich dich ab", sagte er bei der Terminabsprache. Gesagt, getan. 50 Minuten dauerte die Zugfahrt zu der Kleinstadt auf der Insel. Nach der Ankunft fuhr Goring in einem großen Geländewagen vor. So gestresst wie am Telefon wirkte er auch bei der Begrüßung: "Ich habe eine Stunde Zeit. Um die Ecke ist ein Diner (einfaches Restaurant, Anm. d. Red.), da können wir einen Kaffee trinken." Aus der Stunde wurden dann zwei. Denn als Goring die Einladung der Pinguine zum All-Star-Game und das Buch "20 Jahre Deutsche Eishockey-Liga" überreicht bekam, war sein Stress wie weggeblasen. Plötzlich wurde er redselig und plauderte über seine Zeit in Deutschland.

Eine Zusage für das All-Star-Game wollte er nicht geben: "Herr Schulz muss meinen Chef beim Fernsehsender anrufen und fragen, ob ich frei bekommen kann." Das tat der Aufsichtsratschef der Pinguine natürlich. Doch Goring muss heute, Sonntag und Dienstag bei Spielen der Islanders wieder vor dem Mikro sitzen. Er ist mittlerweile nicht nur als Stürmer der Islanders, mit denen er von 1980 bis 1984 vier Mal in Folge den Stanley Cup gewann, eine lebende Legende, sondern auch als Co-Kommentator. Den Job bekam er vor zehn Jahren mehr zufällig, weil ein Reporter länger ausfiel. Da seine Lebensgefährtin Paula, die 2003 mit in Krefeld war, beim Sender MSG als Regisseurin tätig ist, sprang er ins kalte Wasser.

In 1107 NHL-Spielen kam Butch Goring auf 375 Tore und 513 Assists (888 Punkte). Dazu kommen noch 135 Play-off-Spiele mit 38 Treffer und 50 Assists (88 Punkte). Kein Spieler, der auf über 1000 NHL-Spiele kommt, kassierte weniger Strafminuten als der kleine Torjäger (107). Dazu war er einer der ersten Akteure, die einen Helm trugen.

Als spielender Co-Trainer sammelte er bereits 1982 erste Erfahrungen hinter der Bande. Sein Debüt als NHL-Chefcoach gab er bei den Boston Bruins. Nach Stationen in verschiedenen nordamerikanischen Ligen löste er Mitte der Saison 2001/02 bei den Frankfurt Lions Trainer Blair Mac Donald ab. Ende November 2002 sorgten die Pinguine für eine faustdicke Überraschung und verpflichteten Goring als Sportdirektor. Anfang Dezember dann der nächste Paukenschlag. Goring musste Trainer Chris Valentine entlassen und übernahm auch die Regie hinter der Bande. "Wir wollen in die Play-offs, danach den Titel", erklärte er vollmundig. Doch das Ziel gerät auf der Zielgeraden der Hauptrunde in Gefahr. Das letzte Punktspiel in Iserlohn geht mit 1:8 verloren. Doch am Ende springt noch der sechste Platz heraus.

In den Play-offs ging es zunächst gegen die DEG. Goring musste das erste Duell von der Tribüne aus verfolgen, weil er in Iserlohn eine Matchstrafe kassiert hatte. Unter Co-Trainer Karel Lang gewinnen die Pinguine an der Brehmstraße mit 2:1 und setzen sich letztendlich in fünf Spielen gegen den Rivalen durch. Danach wurde auch endlich mal die Play-off-Hürde Berlin genommen. Gorings Motivationskünste und sein glänzendes Coaching zahlten sich dann auch im Finale gegen Köln aus. "Ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass wir es schaffen können. Die Kölner wurden immer müder, mein Team immer selbstbewusster und hungriger", sagte Goring.

Nicht so gerne erinnert er sich an seinen Abschied von Krefeld. Als Meister mit einem neuformierten Team in die Saison 2003/04 gestartet, musste er nach 15 Niederlagen aus 28 Spielen seinen Hut nehmen. "Leider war Herr Schulz zu diesem Zeitpunkt auf Geschäftsreise. Er hätte bestimmt dafür gesorgt, dass sich Herr Fabel, der keine Ahnung vom Eishockey hat, nicht würde durchsetzen können", erklärte Goring, als er im Buch der Pinguine blätterte. Wilfrid Fabel hatte damals vermutet, Goring habe seinen Rauswurf provoziert, um zu seiner Freundin Paula nach New York zurückkehren zu können."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort