Pinguine stopfen Löcher Spieler-Karussell in Krefeld dreht sich rasend schnell

Krefeld · Verletzungspech zwingt den Klub aus der Eishockey-Liga auf dem Transfermarkt aktiv zu werden - und das bei einem Etat von 4,9 Millionen Euro. Aufsichtsrat Schulz und einige wenige Mitstreiter stopfen Jahr für Jahr das Loch in der Kasse.

 Der neue Goalie Dimitri Pätzold im Pinguine-Tor.

Der neue Goalie Dimitri Pätzold im Pinguine-Tor.

Foto: T.L.

Rasend schnell dreht sich in dieser Saison bei den Krefeld Pinguinen das Spieler-Karussell. Nach nicht mal der Hälfte der Meisterschaft beantragte das Gründungsmitglied der Deutschen Eishockey-Liga 31 von 32 möglichen Lizenzen, so viel wie noch nie in seiner DEL-Geschichte. "Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld", fragen sich die Fans des Klubs mit einem Etat von nur 4,9 Millionen Euro. Die Frage ist leicht zu beantworten. Wolfgang Schulz, Aufsichtsratschef und Mäzen, stopft mit einigen wenigen Mitstreitern Jahr für Jahr das Loch in der Kasse und reagierte in dieser Spielzeit auf das Verletzungspech mit Nachverpflichtungen. Denn nach zwei sportlich sehr mageren Spielzeiten soll der Weg mit aller Macht wieder in die Play-offs (mindestens Platz zehn) führen. Allerdings belastet die Personalfluktuation den Etat laut Schulz durch die Zu-und Abgänge während der Saison nur geringfügig.

Im Frühjahr wurde der Kader stark verändert. 13 Spieler mussten ihre Koffer packen. Damit stand der neue Sportdirektor Matthias Roos als Newcomer in der DEL vor einer großen Herausforderung. Vor allem junge und hungrige Spieler, die sich in der DEL beweisen wollen, wurden gesucht. Der Kader konnte sich im August sehen lassen. Mit dem Franzosen Antonin Manavian sowie den Norwegern Tommy Kristiansen und Mathias Trettenes wurden drei Nationalspieler verpflichtet. Verteidiger Manavian entpuppte sich trotz Beobachtung bei der WM als Fehleinkauf und wurde vor dem ersten Punktspiel aussortiert. Als Ersatz erwies sich der Finne Markus Nordlund ebenso als Glücksgriff wie der erst zwei Tage vor dem ersten Punktspiel verpflichtete Christoph Gawlik. Der erfahrene Stürmer wollte nach langer Verletzungspause unbedingt zurück in die DEL und bekam nur von den Pinguinen ein Angebot. Ein Schnäppchen der ganz besonderen Art gelang der sportlichen Leitung Mitte Oktober mit der Verpflichtung des ehemaligen NHL-Stürmers Jordan Caron. Doch nach acht Spielen und sechs Toren verletzte sich auch der US-Profi.

Schon während der Vorbereitung wurde die Mannschaft vom Verletzungspech verfolgt, das bis heute anhält. Andrew Engelage, die neue Nummer eins im Tor, ist das Sorgenkind des Teams. Der kanadische Riese (1,95 m, 103 kg) verletzte sich in der Testphase. Als er einigermaßen fit war und seine Klasse unter Beweis stellte, zog er sich eine schwere Gehirnerschütterung zu und fehlt jetzt schon seit fast sechs Wochen. Damit die ganze Verantwortung nicht auf den Schultern des jungen Torwarts Patrick Klein lastet, wurde vor zehn Tagen der erfahrene Dimitri Pätzold verpflichtet, der in Straubing als drittes Rad am Wagen meist auf der Tribüne saß.

Anfang November, als gleich sieben Akteure ausfielen, schlugen die Pinguine angesichts des engen Spielplans auf dem Transfermarkt zu. Sportdirektor Roos nutzte sein Netzwerk aus seinen DEL2-Zeiten und verpflichtete in Alex Trivellato (Nauheim), Matt MacKay (Heilbronn) und Tim Miller (Dresden) drei Akteure, die schon DEL-Erfahrung besitzen und unbedingt wieder ins Oberhaus zurückwollten. "Die waren sehr preiswert zu haben", sagt Roos, der einen finanziellen Spielraum nutzte. Denn mittlerweile hatten zwei Stürmer ihren Vertrag auf eigenen Wunsch aufgelöst. Tommy Kristiansen vermisste das notwendige Vertrauen des Trainers Rick Aduono und kehrte in seine Heimat Norwegen zurück. Nikolas Linsenmaier, der bei seinem Ex-Verein Freiburg vier Wochen lang Spielpraxis sammeln sollte, entschied sich, im Breisgau zu bleiben.

Eine Ausländerlizenz können die Pinguine noch vergeben. "Die brauchen wir, falls einer unserer Top-Verteidiger länger ausfallen sollte", sagt Roos. Der Sportdirektor ist zuversichtlich, dass es dank der Tiefe im Kader mit dem Sprung auf einen Pre-Play-off-Platz klappt. Der kann schon gelingen, wenn die Pinguine auf eigenem Eis heute gegen die Düsseldorfer EG und am Freitag gegen die Kölner Haie die beiden Derbys gewinnt. So war es in dieser Saison bereits bei den ersten Gastspielen der rheinischen Rivalen.

(RP)
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