Eishockey-WM Frederik Tiffels — plötzlich ein Star

Köln · Shootingstar Frederik Tiffels gewinnt mit dem deutschen Eishockeyteam gegen die Slowakei 3:2 nach Penaltyschießen.

Es war ein hartes Stück Arbeit, aber Frederik Tiffels konnte sich auf dem Weg in die Kabine ein Lächeln abringen. Die deutsche Mannschaft hatte trotz einer schwachen Leistung gegen die Slowakei zwei Punkte gerettet. Das Team von Bundestrainer Marco Sturm setzte sich nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 (0:1, 2:1, 0:0, 0:0) nach Penaltyschießen durch. Den Penalty verwandelte Dominik Kahun. Patrick Reimer und Yasin Ehliz hatten die Tore zum Ausgleich markiert. Der zweite Punkt kann im Kampf um den Einzug ins Viertelfinale am Ende Gold wert sein. Als bester Spieler der Mannschaft wurde der 21-jährige Tiffels ausgezeichnet.

Überraschend hatte Bundestrainer Marco Sturm den Stürmer in den Kader für die WM berufen. Von der Nominierung erfuhr Tiffels erst wenige Tage zuvor. "Während der Saison in den USA hatten wir wenig Kontakt, da lässt der Bundestrainer die Spieler in Ruhe", sagt er. "Zwei, drei Tage nach dem Saisonende hat er mich angerufen. Er hat mir die Chance gegeben, und ich habe sie angenommen."

Den Mitspielern war der Name Tiffels ebenso wenig geläufig wie eingefleischten Fans. "Ich muss gestehen, ich habe ihn vorher gar nicht gekannt", gibt Teamkamerad Felix Schütz zu. Ähnlich erging es Torjäger Patrick Reimer: "Den Namen hatte ich schon mal gehört, aber er war mir kein Begriff." Mittlerweile kennen die Kollegen nicht nur den Namen, sondern auch Tiffels' größte Stärke. Kapitän Christian Ehrhoff: "Er ist einer der schnellsten, wenn nicht der schnellste Spieler der Mannschaft." Auch Schütz ist voll des Lobes: "Der Hund ist verdammt schnell. Es ist toll, dass er dabei ist."

Tiffels nimmt den ganzen Trubel gelassen. Nach seinem ersten WM-Tor in seiner Geburtsstadt Köln erzählt er seine Eishockey-Geschichte. Wie er als kleiner Junge mit seinem Bruder aus dem Stadtteil Bilderstöckchen mit einer Dauerkarte zu den Spielen der Haie gegangen ist und diese auf dem Stehplatz angefeuert hat. Die Parallelen zum Fußballprofi Kevin Großkreutz, der als Kind glühender Fan von Borussia Dortmund war und später das BVB-Trikot trug, sind verblüffend, aber auch sogleich beendet. Denn Vater Tiffels, der 20 Jahre lang eine Dauerkarte beim KEC hatte und dem der Sohn für das Russland-Spiel zwei Karten besorgt hatte, verbot dem Filius, sich einzig auf Eishockey zu konzentrieren. Er sollte nicht in der DEL auflaufen und sich auch nicht für die NHL bewerben. Frederik Tiffels durfte zwar in Amerika dem Puck nachjagen, sollte aber vor allem studieren. Seit drei Jahren studiert er Business and Finances und spielt im Team der Hochschule Kalamazoo im US-Bundesstaat Michigan. "Da kommen so 3500 Zuschauer zu einem Spiel", sagt er. "Die Arena und die Stimmung hier sind natürlich riesig. Und bei den Männern geht es natürlich anders zur Sache als bei den Teenagern."

Über seine Zukunft macht er sich keine Gedanken: "Nach der WM kehre ich an die Uni zurück." Er will auf jeden Fall sein Studium abschließen, egal welche Angebote kommen. Der Wunsch des Vaters ist längst auch seiner.

Bei aller frechen Unbekümmertheit, die Tiffels auf dem Eis ausstrahlt, kommt abseits ein ganz anderer Charakter zum Vorschein. Als er nach seiner Nominierung gefragt wird, macht ein Satz seine zurückhaltende Art deutlich: Mit "Herr Ullmann hatte abgesagt" erklärt Tiffels seine Nominierung nach der Schulterverletzung des Mannheimer Routiniers Christoph Ullmann. Die NHL-Profis Thomas Greiss, Dennis Seidenberg und Tobias Rieder kannte er nur aus dem Fernsehen. Nun steht er neben ihnen auf dem Eis. "Dass Christian Ehrhoff mich nicht kannte, kann ich verschmerzen. Aber es ist schon cool, sie jetzt im realen Leben zu sehen", sagt Tiffels.

(RP)
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