DEL Die Freezers und ihr verzweifelter Kampf gegen die Uhr

Die Hamburg Freezers sammeln für ihr sportliches Überleben. Kann der Eishockey-Klub nicht genug Spenden auftreiben, verschwindet er von der Bildfläche. Gibt es sogar einen Käufer?

 Die Hamburg Freezers kämpfen ums Überleben.

Die Hamburg Freezers kämpfen ums Überleben.

Foto: dpa, ahe pzi

Der Countdown läuft. Schaffen es die Hamburg Freezers und ihre Sympathisanten, den Klub aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zu retten oder verschwindet der Erstligist im Nirwana? Eine unglaubliche Welle der Solidarität schwappt durch Deutschland. Eishockey-Fan Wladimir Klitschko rüttelt die Hanseaten wach: "Hamburger, rettet eure Hamburg Freezers. Es geht um mehr als nur Sport." Sogar Fußball-Weltmeister Thomas Müller von Bayern München rührt das Schicksal der Norddeutschen. "Ich drücke die Daumen!", schrieb er via Twitter. Und Sänger Johannes Oerding will in der "Musikhauptstadt Hamburg" weiterhin Eishockey sehen.

Mehr als 340.000 Euro hat Freezers-Mannschaftskapitän Christoph Schubert bis Dienstagvormittag an Spenden via Internet eingesammelt. Bis Dienstagnacht 24 Uhr hat der Verein Zeit, doch noch die Lizenz für die nächste Saison bei der DEL zu beantragen. Das müsste Geschäftsführer Uwe Frommhold erledigen, wenn ihn denn sein Arbeitgeber Anschutz Entertainment Group (AEG) lässt.

Denn das weltweit tätige amerikanische Großunternehmen aus der Sport- und Unterhaltungsbranche will die Freezers abwickeln. Grund: Die Kufenflitzer schreiben Jahr für Jahr rote Zahlen. Rund 2,5 Millionen Euro beträgt das Loch im Etat pro Saison. Das stopft AEG, indem es das Geld von gewinnbringenden Unternehmungen umverteilt. Die Amerikaner finanzieren auch die Eisbären Berlin und wollen diese als einzige Mannschaft in der deutschen Liga behalten.

"Wir nehmen das ernst, was in Hamburg passiert, und reden mit jedem, der ernsthaft als Partner der Freezers infrage kommt", sagte AEG-Sprecher Moritz Hillebrand. Allein die geballte Solidarität der Hamburger wird nicht reichen. Schubert deutete an, es könne vielleicht ein neuer Geldgeber präsentiert werden. Nach Informationen des "Hamburger Abendblatts" (Dienstag) sollen sich in Dubai und im europäischen Ausland zwei Interessenten gemeldet haben. Vielleicht könne "es noch hinhauen", sagte Schubert.

"Wir brauchen einen Käufer", betonte AEG-Sprecher Hillebrand. Dass dieser überraschend gefunden wird, ist schwerlich zu glauben. Denn AEG hatte schon 2011 angekündigt, den Laden dicht zu machen. Seither war das weltumspannend tätige Unternehmen auf der Suche nach einem neuen Eigner für die Freezers. "Dass wir es in fünf Jahren nicht geschafft haben, heißt doch nicht, dass es nicht möglich ist", meinte Hillebrand diplomatisch.

AEG ist von der gewaltigen Solidaritätswelle überrascht worden. Diese mit Prominenten gespickte Aktion einfach zu ignorieren, könnte sich als Eigentor erweisen. Ob sich das Unternehmen aber mit dem Zubrot der Spenden umstimmen lässt und eine weitere Saison finanziert, ist fraglich. Falls ja, wollen die Retter um Kapitän Schubert und Hockey-Nationalspieler Moritz Fürste die Zeit nutzen, um einen neuen Financier und Besitzer an Land zu ziehen. Es gibt eine Mitgift: Die 9022 Zuschauer pro Heimspiel sind der viertbeste Schnitt in der DEL. Eishockey in Hamburg ist ein Zuschauermagnet.

Nachdem die Bundesliga-Handballer des HSV Hamburg schon von der Bildfläche verschwunden sind, rufen Sportfans immer lauter nach Hilfe durch die Stadt. "Finanziell eingreifen können wir nicht. Staatssport betreiben wir hier in Hamburg nicht", erwiderte Sportsenator Andy Grote im Regional-TV Hamburg 1. Grote macht auch nicht das Hamburger Olympia-Aus für 2024 für das Sterben von Profivereinen verantwortlich: "Den Zusammenhang sehe ich nicht."

(dpa)
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