Deutscher Eishockey-Meister München hat noch lange nicht genug

München · Trainer Don Jackson ist mit Red Bull München auf dem besten Wege, wie einst mit den Eisbären Berlin zum Serienmeister zu werden. Kapitän Michael Wolf will daran noch ein Jahr mitwirken.

München feiert den Titelgewinn mit Bier und Zigarren
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Foto: dpa, mbk wie

Michael Wolf müffelte nach dem Bier, das ihm die Mitspieler über den Kopf geschüttet hatten, der süßliche Geruch von Zigarren verbreitete sich über der Eisfläche. Eher zurückhaltend, wie es eben seine Art ist, ließ der Kapitän des alten und neuen deutschen Eishockey-Meisters Red Bull München die Feierlichkeiten in der Olympia-Eishalle über sich ergehen, weiterführende Pläne für die anstehende Party-Nacht hatte er nicht. "Das ist jetzt nicht mehr meine Aufgabe", sagte er mit einem Lächeln, "aber da gibts schon den ein oder anderen, der weiß, wo es hingeht."

Zunächst mal war Wolf, mit 302 Treffern der zweitbeste Torschütze in der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hinter Patrick Reimer von den Nürnberg Ice Tigers, glücklich, dass er überhaupt so weit gekommen ist. "Ich habe sehr lange darauf warten müssen, dass mein Traum in Erfüllung geht und ich den Titel holen kann, und jetzt gleich zweimal ...".

Und an diesem zweiten Mal war Wolf, 36 Jahre alt, maßgeblich beteiligt. Sieben Tore hat er in den PLay-offs erzielt. Gibts für ihn vielleicht ein drittes Mal? "Ich denke schon", sagte der Torjäger, "dass es gut ausschaut, dass ich noch ein Jahr dranhänge."

Vertrag in München hat auf jeden Fall Don Jackson. Fünf Meisterschaften mit den Eisbären Berlin, jetzt die zweite nacheinander mit München - der 61 Jahre alte Amerikaner, einst Mitspieler von Wayne Gretzky bei den Edmonton Oilers, macht offensichtlich sehr viel richtig. Nach seinem Geheimnis gefragt, lobte er, wie nicht anders zu erwarten, Spieler, Co-Trainer und alle und jeden im Klub. "Er liebt jeden Spieler, er will, dass jeder Spieler Erfolg hat, jeder fühlt sich bei ihm bestätigt in dem, was er tut, man kann befreit aufspielen", erklärte Konrad Abeltshauser, neulich zum besten Verteidiger der DEL gewählt.

Der Konkurrenz bleibt einstweilen lediglich die Anerkennung. 0:4 verloren die Grizzlys Wolfsburg die Finalserie gegen München im vergangenen Jahr, 1:4 nun in diesem Jahr durch das entscheidende 0:4 (0:1, 0:1, 0:2) am Ostermontag: ein Ausdruck der Überlegenheit der Red Bulls. "Die ganze Liga hat zu akzeptieren, dass München inklusive Don Jackson die beste Mannschaft der Liga ist", sagte Wolfsburgs Trainer Pavel Gross. Seine Mannschaft wehrte sich tapfer, am Ende aber war sie chancenlos: Die Münchner sind zu stark, zu ausgeglichen besetzt. Eine derartige Tiefe im Kader hat sonst keiner in der DEL.

Und so spricht wenig dagegen, dass Jackson in München eine ähnliche Dynastie errichten kann wie früher bei den Eisbären, wo er als Chefcoach zwischen 2007 und 2013 fünf von sechs möglichen Meisterschaften gewann. "Es gibt keine Limits", sagt Jackson, das Ziel sei immer, Meister zu werden. "Er war wieder so emotional nach dem Spiel, man merkt, er ist hungrig", sagte Nationalspieler Abeltshauser über seinen Trainer. Und er als Spieler empfinde da ähnlich: "Wenn man Meister ist, will man das immer wieder werden."

Zunächst aber soll endlich die neue Halle auf den Weg gebracht werden. Red Bull will im Olympiapark an der Stelle des ehemaligen Radstadions eine Arena für 10.000 Zuschauer errichten, der FC Bayern dort dann als Mieter mit seinen Basketballern einziehen. Geplante Fertigstellung derzeit: in drei Jahren.

(sid)
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