DEL Klubs zittern trotz Eishockey-Boom um TV-Vertrag

In der Zuschauergunst legt die Deutsche Eishockey Liga in dieser Saison mächtig zu und könnte bald die 3. Liga überflügeln. Auch die Spannung ist so groß wie nie. Trotzdem kämpft die DEL um einen neuen TV-Vertrag.

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Foto: dpa, dka hak

Die Deutsche Eishockey Liga boomt. Doch die Klubs zittern um die TV-Präsenz und damit viel Geld - obwohl die DEL als beliebteste Mannschaftssport-Liga nach dem Fußball gilt. Die DEL könnte den bisherigen Free-TV-Partner Servus TV am Saisonende verlieren. "Wir machen uns keinen Stress und keine Sorgen", sagte allerdings DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn Verträge auslaufen, müssen sie neu verhandelt werden. Das ist eine ganz normale Situation. Der Markt ist sehr freundlich. Es gibt schon Interesse und gute Gespräche."

Der Vertrag mit der DEL-Rechteagentur lief zum Ende des Jahres aus, ohne dass eine Verlängerungs-Option gezogen wurde. Zur Beruhigung der Klubs trägt Tripckes Aussage nur bedingt bei. Es geht um - für Eishockey-Verhältnisse - viel Geld. Servus TV zeigt seit 2012 DEL-Spiele live, die Klubs erhalten dafür jeweils etwa 350.000 Euro pro Jahr inklusive des Werbevertrags mit einem Wettanbieter, der allerdings ebenfalls ausläuft. "Auch da befinden wir uns in aussichtsreichen Verhandlungen", sagte Tripcke unlängst.

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Eine Rückkehr ins Pay-TV ist kein Thema. Die Liga litt lange Jahre bitterlich darunter, zunächst bei Premiere und später bei Sky in der Bezahl-Nische verschwunden zu sein. "Da muss schon ganz viel Geld fließen, damit die Vereine auf die Präsenz im Free-TV verzichten. Das kann ich mir aktuell nicht vorstellen", sagte Tripcke. Allerdings muss sich erstmal ein Partner im frei empfangbaren Fernsehen finden.

Die DEL sieht sich angesichts des derzeitigen Booms in einer komfortablen Situation. Die Fans strömen in Scharen in die Hallen und die Spannung ist groß wie lange nicht mehr. "In diesem Jahr ist es wirklich extrem", meinte auch Tripcke zur Ausgeglichenheit. Fast wöchentlich wechseln sich die Tabellenführer ab.

So wie am Dienstag, als die Eisbären Berlin die Düsseldorfer EG wieder von der Spitze verdrängten, weil die DEG das Top-Spiel gegen den Dritten Iserlohn mit 3:5 verlor. "Ich bin überrascht, wie eng es in der Liga zugeht. Das ist Fluch und Segen zugleich", sagte auch der Manager des Tabellen-Fünften Wolfsburg, Charly Fliegauf.

Gut für die Fans und die Außendarstellung, schlecht für die Nerven der Verantwortlichen. "Wir sind meistens gestresst bis zur letzten Sekunde", schilderte Eisbären-Coach Uwe Krupp die Belastung: "Ich kann auch ohne die Spannung leben. Ich bin ganz gerne mit 15 Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze."

Doch davon ist die Liga derzeit weit entfernt, und die Fans lieben das Spektakel. Mehr denn je festigt die DEL ihren Status als viertbeliebteste Sportliga in der Zuschauergunst nach den Top-Drei-Ligen im Fußball. Am Ende der Saison könnte die DEL mit einem aktuellen Zuschauerschnitt von 6441 die 3. Fußballliga (6973) überflügelt haben. Die mit dem Eishockey um Wahrnehmung konkurrierenden Team-Sportarten Handball (4826) und Basketball (4321)
liegen deutlich dahinter.

Die alte DEL-Rekordmarke von 6419 aus der Vorsaison dürfte am Ende deutlich übertroffen werden, traditionell ziehen die Zuschauerzahlen in den ersten Monaten eines neuen Jahres bis zu den Playoffs noch einmal stark an. "In den Zuschauerzahlen spiegelt sich die Ausgeglichenheit der Liga wider", meinte Tripcke. Trotz des Liga-Booms bleibt der Rechtsanwalt aber auch realistisch. "Es ist ein langer Weg zum Massenprodukt. Das wird Eishockey wahrscheinlich nie", sagte Tripcke. Vor allem ohne TV-Vertrag ist dies unmöglich.

(dpa)
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