DEL-Neuling Bremerhaven wehrt sich

Bremerhaven · Die Fischtown Pinguins sind als Neuling in der Deutschen Eishockey Liga der Gegenentwurf zu den Konzernklubs. "Wir wollen nicht Letzter werden", lautet das bescheidene Ziel in dieser Saison.

 Alfred Prey,Teammanager der Fishtown Pinguins Bremerhaven.

Alfred Prey,Teammanager der Fishtown Pinguins Bremerhaven.

Foto: dpa, crj jst jai jol

Viele können es noch gar nicht fassen. "Die große DEG hier bei uns in Bremerhaven", sagt ein Zuschauer auf dem Weg vom Parkplatz zur Eisarena kopfschüttelnd. Eishockey wird an der Nordsee seit 42 Jahren gespielt, doch dass der Klub eines Tages in die Beletage aufsteigen würde, daran hatten die wenigsten eingefleischten Fans geglaubt. Dass es so gekommen ist, dafür gibt es drei Gründe: die vor fünf Jahren neu gebaute Eisarena, solides Wirtschaften und den Rückzug der Hamburg Freezers.

Als der Hamburger Klubeigner, die milliardenschwere Anschutz-Gruppe in den USA, im Mai den Daumen senkte, weil sie nicht länger bereit war, das Eishockey in der Metropole mit jährlich über fünf Millionen Euro zu subventionieren, stand Kooperationspartner Bremerhaven bereit. Der Klub hatte im Februar als Einziger den Antrag auf Aufnahme in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) gestellt und, was genauso wichtig ist, den wirtschaftlichen Nachweis erbracht, das Abenteuer finanziell stemmen zu können.

Jahrelange Arbeit zahlt sich aus

Die Voraussetzungen wurden nicht über Nacht geschaffen, sondern im letzten Jahrzehnt. Wie so oft war es eine große Krise, die die Wende brachte. 2002 stand der Verein vor dem Aus, doch die Stadt griff helfend ein. Politik und Stadtverwaltung installierten Hans-Werner- Busch als Geschäftsführer der neuen Spielbetriebs-GmbH. Ein Glücksgriff, denn fortan wurde konzeptionell gearbeitet, solide und transparent gewirtschaftet.

Das Schlüsselereignis auf dem Weg in die DEL war der Neubau der Eisarena Bremerhaven mit 4567 Plätzen, die 2011 fertiggestellt wurde. Seit der Eröffnung dieses Schmuckkästchens, das durch seine helle, saubere, wohltemperierte Art beeindruckt, ist der Zuschauerschnitt kontinuierlich gestiegen. Dass die Halle gegen die DEG ausverkauft war, versteht sich von selbst.

Bremerhaven ist der sympathische Gegenentwurf zu jenen Klubs, die ein Marketingkonstrukt sind. Die Eishalle ist (noch) nicht nach einem Sponsor benannt, der Name des Vereins Ausdruck der untrennbaren Verbundenheit mit der Stadt: Fischtown Pinguins. Fischtown - das war und ist der Spitzname der Stadt, die über den größten Hochseefischereihafen Deutschlands verfügt. Aber natürlich kann und will der Klub seinen Etat nicht ohne Sponsoren stemmen. Es sind überwiegend Unternehmen aus der Region, die sich engagieren. Sogar Werder Bremen ist auf der Sponsorentafel vertreten. Und die Stadt steuert 800.000 Euro zum 3,8 Millionen Euro hohen Etat bei, der der mit Abstand kleinste in der DEL ist: Meister München kalkuliert mit 12,5 Millionen Euro, die DEG mit acht Millionen Euro.

Trainer Thomas Popiesch lässt sich davon nicht schrecken: "Irgendeiner hat immer den kleinsten Etat. Das heißt aber nicht automatisch, dass er auch Tabellenletzter wird." Und da es Neulinge in der DEL immer schwer haben, lautet das Ziel bescheiden: Wir wollen nicht Letzter werden.

Anders als die Finanzen war die Mannschaft im Mai nicht DEL-tauglich, als die Lizenz erteilt wurde. 13 Spieler, denen die Erstklassigkeit nicht zugetraut wurde, mussten gehen, 16 neue kamen. Im Gegensatz zu den Strukturen des Umfelds ist die Mannschaft nicht gewachsen. 19 Spieler des Kaders wurden im Ausland geboren, meist in Nordamerika. Dass in Mike Moore nur ein einziger Spieler über NHL-Erfahrung aus sechs Begegnungen verfügt - in München, Mannheim und Nürnberg sind es jeweils acht, die rund 1000 Spiele absolviert haben - ist dem kleinen Etat geschuldet. "Natürlich ist es nett, Geld zu verdienen", sagt der 31 Jahre alte Verteidiger Moore. Aber verschiedene Kulturen kennenzulernen und die Welt zu sehen, ist noch wichtiger." Bremerhaven - ein altes Stück Vereinskultur in der neuen Welt des Sports.

(ths)
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