Eishockey DEL Future Camp schult die Stars von morgen

Düsseldorf · 70 Kinder aus Nord- und Westdeutschland sind an der Düsseldorfer Brehmstraße zu Gast. Die Jungen werden gefördert, aber auch gefordert.

 Der finnische Torwarttrainer Jukka Kontsas mit einem Schüler.

Der finnische Torwarttrainer Jukka Kontsas mit einem Schüler.

Foto: Häfner

Oft war das Eishockey dem Fußball einen Schritt voraus - zum Beispiel bei der Integration von Ausländern, der Trikotwerbung oder der Trennung von Liga und Verband. Doch jetzt eifert die schnellste Mannschaftssportart der Welt dem Fußball nach - in der Ausbildung des Nachwuchses.

Nachdem der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im Jahr 2000 bei der Europameisterschaft mit dem Ausscheiden in der Vorrunde als Gruppenletzter sein Waterloo erlebt hatte, entwickelte der Verband ein Nachwuchskonzept, das Früchte trug bis hin zum Gewinn der Weltmeisterschaft 2014.

Als das deutsche Eishockey auf Rang 13 der Welt abgerutscht war und die Nationalmannschaft erstmals die Qualifikation für die Olympischen Spiele verpasst hatte, wurde das so genannte Konzept "Powerplay 2026" entwickelt. Dazu gehören unter anderem die Zentralisierung der Nachwuchsförderung und die Einsetzung von fünf Bundes-Nachwuchstrainern.

Bereits ein Jahr zuvor hatten die Vereine der Deutschen Eishockey Liga (DEL) entschieden, dass zur Nachwuchsförderung alljährlich ein DEL Future Camp im Norden und Süden organisiert wird, das jedes Jahr von einem anderen DEL-Klub ausgerichtet wird. 70 Talente der U12- und U14-Mannschaften werden in diesem besonderen Lehrgang gesichtet.

40 Kinder der Jahrgänge 2003 bis 2006 verbringen diese Woche an der Düsseldorfer Brehmstraße. Sie kommen aus Krefeld, Köln, Iserlohn, Hamburg, Wolfsburg, Berlin und von der gastgebenden DEG. "Jeder Klub kann fünf Kinder zu dem Camp schicken", erklärt Uli Liebsch, der Koordinator für den deutschen Eishockey-Nachwuchs. "Die Kinder finden hier ein gutes Umfeld und gute Trainer vor." Die Jungen werden gefördert, aber auch gefordert. Um sechs Uhr werden sie morgens geweckt, um 6.30 Uhr wird gefrühstückt. Dann geht es von der Jugendherberge mit dem Bus zum Eisstadion. Am Vormittag stehen Eis- und anschließend ein Trockentraining auf dem Programm. Nach dem Mittagessen folgt der theoretische Unterricht, ehe es wieder aufs Eis geht. Nach dem Abendessen geht es zurück in die Jugendherberge. "Da fallen sie abends ins Bett", sagt Liebsch und lacht.

Das DEL Future Camp ist aber alles andere als ein normales Trainingslager. "Natürlich hoffen wir hier die Jungs zu sehen, die eines Tages in der DEL spielen", sagt Liebsch. Heute werde viel mehr Wert auf die individuelle Ausbildung gelegt als früher. "Aber eines Tages reicht Talent alleine nicht mehr. Ab einem gewissen Level ist entscheidend, ob ein Junge diesen Weg wirklich gehen will. Das ist aufgrund des Schulsystems und der Ganztagsschule immer schwieriger geworden. Wenn er das durchhalten will, muss das Feuer in ihm brennen. Deshalb wollen wir die Jungs hier begeistern."

Dazu beitragen sollen neue Spieler, hoch qualifizierte Trainer und bislang unbekannte Übungen und Methoden. "Die Kinder sehen hier was, was sie in der täglichen Vereinsarbeit nicht sehen", erklärt Liebsch. Doch nicht nur die Kinder lernen in diesen Tagen hinzu. "Es ist zugleich eine Trainer-Fortbildung."

Zwölf Trainer sind am Ort; sie kommen aber nicht nur vom DEB und der DEG, sondern zwei wurden aus Toronto eingeflogen, ein Torhütertrainer aus Finnland. "Sie sind extrem gut für den Nachwuchsbereich", sagt Udo Schmid, Leiter der DEG-Nachwuchsabteilungen. "Ich habe noch nie gesehen, dass ein Trainer so viel läuft. Er spricht nur englisch, aber die Kinder verstehen ihn, weil er alles vormacht und gestikuliert."

35.000 Euro lassen sich die Vereine dieses DEL Future Camp kosten. Sie wissen, dass das eine gute Investition ist. "Die technische Ausbildung macht einen guten Spieler aus", sagt Liebsch. "Alles andere kommt später." Vielleicht sogar der Erfolg.

(ths)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort