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Düsseldorfer EG Wer ist Mikhail Ponomarev?

Düsseldorf · Der russische Unternehmer ist vor etwas mehr als zwei Jahren als Gesellschafter bei der DEG eingestiegen. Seitdem verfolgt er große Visionen.

 Mikhail Ponomarev verfolgt große Visionen.

Mikhail Ponomarev verfolgt große Visionen.

Foto: Horstmueller

Als Mikhail Ponomarev seine erste Pressekonferenz bei der DEG gab, sagte er etwas, was alle ziemlich komisch fanden. "Ich möchte mit der DEG in die Champions League." Etwas mehr als zwei Jahre ist das jetzt her und jeder, mit dem man bei der DEG spricht, zitiert diesen Satz, der damals weder verwegen noch visionär klang, sondern komplett unrealistisch.

Die Düsseldorfer Eislauf Gemeinschaft stand am Ende der Tabelle, die nächste Finanzkrise schien nur eine Frage der Zeit. Heute sind sie Tabellendritter in der Deutschen Eishockey Liga und waren bis zum Herbst auch in der Champions League vertreten. Die DEG-Mitarbeiter, die ihn etwas näher kennenlernen durften, sagen über den russischen Teilhaber: Ein Nein er nicht akzeptieren.

Ponomarev, ein Bär von einem Mann, ist vor vier Jahren mit seiner Familie nach Düsseldorf gezogen. Das Büro seines Unternehmens "Energy Consulting" liegt neben dem Traditionslokal "Hirschchen" in Pempelfort. Der 41-Jährige, der sein ganzes früheres Leben in Moskau verbracht hat, sorgt jetzt mit dafür, dass der Klub des großen Otto Schneitberger reüssiert. Pro Saison steuert er eine Summe im unteren sechsstelligen Bereich zum Etat bei. Das Geld soll aus den Kassen seines Unternehmens stammen, einer russischen IT- und Wirtschaftsberatungsgesellschaft. Fragt man die DEG-Fans in der Stadt, stellt man fest: Bis heute kennt keiner den neuen Sportsfreund so richtig. Und eigentlich weiß auch keiner so genau, woher sein Geld kommt, eingeschlossen der Klub selbst.

Die Homepage von Energy Consulting ist hinsichtlich der deutschen Dependance, die als Europa-Zentrale fungiert, ziemlich schwammig und nicht auf dem neuesten Stand. Obwohl er mit der Fortuna nicht mehr verbandelt ist, prangt dort etwa das F95-Logo. Und: Die offen einsehbare Bilanz von "Energy Consulting Europe" im Handelsregister zum 31.12.2013 weist einen Fehlbetrag in Höhe von 2,6 Millionen Euro aus. Das scheint Ponomarev nicht zu jucken. Wenn er Journalisten empfängt, dann im mondänen Breidenbacher Hof. Das Luxushotel an der Kö gilt als sein zweites Wohnzimmer. Wenn man ihm allerdings schriftlich Fragen zu monetären Zusammenhängen schickt, bleiben diese unbeantwortet.

Als noch so etwas wie Offenheit herrscht, treffen wir uns in Düsseldorf-Rath. Ponomarev läuft zielstrebig auf seine Loge im ISS Dome zu. "Energy Consulting" steht draußen auf dem Türschild. Das Zimmer mit Fenster zum Eis ist ziemlich rustikal eingerichtet, ein paar Holzfässer stehen herum, es gibt ein warmes Buffet mit Currywurst.

"German style", sagt er und lacht. Er hat die Loge einfach übernommen, wie sie war, keinen Innendekorateur kommen lassen, wie das sogar die VIPs beim FC Schalke 04 oder FC St. Pauli machen. Gekleidet ist er als Geschäftsmann, blauer Business-Anzug, weißes Hemd, schwarze Schuhe. Als das Spiel beginnt, beugt er sich über die Bande und inspiziert die gegnerische Ersatzbank. Ponomarev sitzt allein, etwas distanziert von seiner Entourage, vor der leeren Nachbarloge. Sein Platz: ein weinroter Kinosessel mit Getränkehalter.

Peter Hoberg, der zweite zahlungskräftige Gesellschafter, hat sich zu den anderen Logengästen gesetzt, braucht keinen Sicherheitsabstand. Er war schon zwei Jahre vor Ponomarev da. Der russische Investor sagt über ihn: "Ohne ihn gäbe es die DEG nicht mehr." Hoberg sagt über Ponomarev: "Ohne ihn wären wir nicht dort, wo wir heute sind."

Es scheint, als hätten sich zwei gesucht und gefunden, die unterschiedlicher nicht sein können. Während Ponomarev übergewichtig ist und schnell schwitzt, wirkt Hoberg wie ein Grandseigneur alter Schule. Dress Code: casual.

Ponomarev und Hoberg treffen sich alle zwei Wochen in Düsseldorf. Immer dort, wo sie gerade gut parken können, sagt Hoberg. Im vergangenen Jahr wären sie fast zusammen Deutscher Meister geworden. Spätestens seit dem goldenen Dezember gilt die DEG endgültig wieder als Spitzenteam. Hoberg sagt: "Mikhail könnte sein Geld auch als Eishockey-Manager verdienen."

Bevor er mit seiner Frau und den zwei Kindern 2011 von Moskau nach Düsseldorf zog, hatte sich Ponomarev bereits mit einer sechsstelligen Summe bei Fortuna engagiert. Das Geld war also auch eine Investition in die persönliche Zukunft. Ponomarev, der schon mit 25 Jahren das russische Erdölunternehmen Tatneft leitete, hat sich damals gezielt durch zwei regionale Player in die Düsseldorfer Gesellschaft einführen lassen: Christina Begale und den ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement.

Fünf Jahre nach seiner Landung in Düsseldorf ist es längst keine großes Geheimnis mehr, dass sein Geld regelmäßig erst mit bis zu halbjähriger Verspätung fließt. Bei der Fortuna war es sogar an der Tagesordnung, den russischen Sponsor abzumahnen, bis er zahlte. Bezahlt hat er aber immer, sagen sie bei der Fortuna. Die verzögerte Zahlweise ist wohl auch ein Machtmittel, um seine Forderungen durchzusetzen.

Mit Eishockey kennt sich Ponomarev eigentlich besser aus als mit Fußball. Er war drei Jahre Trikotsponsor bei HK Metallurg Magnitogorsk. In der Zeit, in der er den Klub unterstützte, wurde man russischer Meister und Europapokalsieger. Er hat das alles also schon einmal erlebt und will das Erfolgsrezept jetzt bei der DEG implementieren.

Ob er durch die Investitionen die gesellschaftliche Anerkennung gewinnt, die er mit seinem Engagement zweifellos anstrebt, bleibt fraglich. Zuletzt war er mit Beraterin Begale immerhin beim "Düsseldorfer des Jahres" eingeladen. Möglicherweise reicht es ihm aber auch, einfach nur ganz viel Eishockey und Fußball im Stadion zu sehen.

(RP)
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