Düsseldorfer EG Pellegrims verdrängt Köln-Trauma

Düsseldorf · Der DEG-Trainer Mike Pellegrims hat dort gepatzt, wofür ihm die Fans heute dankbar sind. Für den Trainer ist aber nicht wichtig, was vor elf Jahren war, sondern nur, was am Freitag auf dem Eis passiert.

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Foto: dpa/Andreas Gora

Für zwei Tage war er der Sündenbock. Im April 2006 unterlief dem damaligen Verteidiger der Düsseldorfer EG ein Fehler, den die Eishockeyfans bis heute nicht vergessen, aber ihm längst verziehen haben. Im vierten Play-off-Spiel der Halbfinalserie ließ er beim Stand von 4:4 die Scheibe vor dem eigenen Tor liegen. Der Kölner Bill Lindsay ließ sich nicht lange bitten und sorgte nach 10:38 Minuten der Verlängerung für die Entscheidung. Damit hatten die Haie die Serie zum 2:2 ausgeglichen und der DEG den Einzug ins Finale vermasselt - zunächst. Denn die Fans kamen in den Genuss des legendären fünften Spiels, das die DEG mit 5:3 an der Brehmstraße gewann. In der Finalserie unterlag Düsseldorf den Eisbären Berlin mit 0:3.

"Ja, ich weiß, ich habe die Scheibe damals verloren", sagt Mike Pellegrims. "Aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir am Freitag dort spielen." Der Verteidiger von einst ist seit dem Sommer Trainer beim Düsseldorfer Klub. Die Attribute, die ihn damals auszeichneten, bestimmen heute seine Eishockey-Philosophie: Disziplin, Fitness, Härte, Mannschaftsgeist. "Wir wollen Erfolg haben, und das geht nur über Leistung."

In Düsseldorf lassen sie nichts unversucht, um wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. Pellegrims absolvierte mit der Mannschaft ein gemeinschaftliches, dreimonatiges Sommertraining, was einem Kulturschock gleichkam. Und als sich Nationaltorhüter Mathias Niederberger verletzte und der erst 22 Jahre alte Timo Herden kein gleichwertiger Ersatz war, wurde innerhalb weniger Stunden der 29 Jahre alte Kanadier Dan Bakala geholt, der zuletzt beim schwedischen Meister spielte. Das Ziel ist klar definiert: "Wir wollen uns wieder kontinuierlich für die Play-offs qualifizieren", sagt der Geschäftsführer Stefan Adam. Dazu wurde der Etat auf rund 8,5 Millionen Euro angehoben, der von den Gesellschaftern für die nächsten drei Jahre abgesegnet wurde. Damit liegt das Budget der DEG aber noch immer rund ein Drittel unter dem der Kölner Haie (11,5 Millionen), die natürlich mindestens ins Halbfinale wollen, womit auch die Favoritenfrage vor dem Derby beantwortet ist. Pellegrims fühlt sich in der Außenseiterrolle wohl und freut sich auf den Vergleich: "Das Derby bedeutet: mehr Intensität, mehr Emotionen. Wer das annimmt und besser umsetzt, der gewinnt." Mentalität schlägt Qualität.

Auch die DEG-Fans fiebern dem Spiel entgegen: Der Gästeblock ist ausverkauft. "Das ist gut für unsere Jungs", sagt Pellegrims. "Das Vertrauen, die Unterstützung helfen."

Für den Trainer ist nicht wichtig, was vor elf Jahren war, sondern nur, was am Freitag auf dem Eis passiert. Dabei ist eines genau wie 2006: Es wird noch ein Spiel gegen Köln geben - in Düsseldorf. Und dann ist nur dieses Spiel wichtig.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version stand, dass die DEG zuletzt 2006 im DEL-Finale stand. Tatsächlich war das 2009. Der Fehler wurde korrigiert.

(ths)
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