"Überall auf der Welt ganz normal" DEG-Trainer streicht Profis die Sommerpause

Düsseldorf · Der neue Trainer Mike Pellegrims sorgt bei der Düsseldorfer EG für einen frischen Wind. Er hat die monatelange Sommerpause abgeschafft und arbeitet mit den Spielern an deren Fitness. Das dürfte natürlich nicht allen schmecken.

 Mike Pellegrims bei der Vorstellung als neuer DEG-Trainer.

Mike Pellegrims bei der Vorstellung als neuer DEG-Trainer.

Foto: dpa, rwe

Die Älteren unter den Eishockeyfreunden erinnern sich noch daran, dass die Bundesligaspieler von den Vereinen Verträge für acht Monate erhielten und in den anderen Monaten Stempelgeld kassierten. Das entspricht natürlich nicht dem Geist des Arbeitslosengeldes, ist aber schwer auszumerzen. Negativ-Schlagzeilen produzierte 2011 noch Nationalmannschaftskapitän Michael Wolf mit dieser Praxis, der in Iserlohn 200.000 Euro in neun Monaten verdient haben soll und für den in den drei anderen Monaten die Bundesagentur für Arbeit monatlich bis zu 3600 Euro gezahlt haben soll.

Die Deutsche Eishockey Liga geht davon aus, dass dies in der DEL immer mehr eine Ausnahme darstellt. "Dies entspricht aber geltendem Recht und wird ja deshalb von den Behörden auch nach deren Prüfung akzeptiert. Es bleibt aber ein gewisser Beigeschmack", sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. "Letztlich ist es aber eine Vereinbarung des Spielers mit dem Klub." Bei der Düsseldorfer EG erhalten die Spieler seit Langem Jahresverträge, hatten aber bislang an einem schönen Brauch festgehalten: nach dem Saison-Aus im März/April gingen sie in Urlaub und nahmen Mitte Juli/Anfang August die Trainingsarbeit im Verein wieder auf.

"Die Spieler haben Zwölf-Monats-Verträge"

Einige Spieler haben sich nach ihrem Urlaub natürlich fit gehalten, andere kehrten mit einigen Kilos mehr aus den viermonatigen Sommerferien zurück. Im vergangenen Jahr hat die Düsseldorfer EG unter Trainer Christof Kreutzer Anfang Juli das Mannschaftstraining aufgenommen - so früh wie nie. In diesem Jahr geht der Klub noch einen Schritt weiter. Der neue Trainer Mike Pellegrims hat die Sommerpause abgeschafft. Seit er Anfang Mai gekommen ist, wird trainiert. "Die Spieler haben Zwölf-Monats-Verträge, also auch einen Zwölf-Monats-Job", sagt er nur.

Von einer Revolution will Pellegrims nichts wissen. "Das ist doch nicht neu", sagt der 49 Jahre alte Belgier, der von 2001 an fünf Jahre lang für die DEG gespielt hat. "Das ist ganz normal, überall auf der Welt: in Finnland, Schweden und Kanada." Aber eben nicht in Düsseldorf. "Was war, das war, es war auch gut, aber jetzt ist es eben so."

Dass das einigen Spielern nicht schmeckt, leugnet der Coach beharrlich: "Es ist alles in Ordnung, die Einstellung ist super." Und er setzt seine Sicht der Dinge dagegen: "In welchem Job gibt es solche Privilegien? Eishockeyspieler ist ein geiler Job. Da rede ich nicht von freier Zeit, sondern von der Freude am Beruf. Aber sie können nicht nur Eishockey spielen, sondern müssen auch neben dem Eis arbeiten, um auf dem Eis gut auszusehen."

Pellegrims leitet das Sommertraining aber nicht etwa selbst, sondern hat sich in dem niederländischen Athletiktrainer Danny Beckers kompetente Unterstützung geholt. "Ich habe Ahnung davon, bin aber kein Fitness-Coach", erklärt Pellegrims. "Deshalb holen wir Leute dazu, die Experten auf ihrem Gebiet sind. Auch einen Torwarttrainer, denn Torhüter sind eine andere Welt."

Dass die Fitness auch im Eishockey inzwischen eine besonders große, entscheidende Rolle spielt, leugnet Pellegrims nicht: "Natürlich, wenn ich sehe, wie sie in Spiel sechs des Stanley-Cup-Finales marschieren, dann sind die Spieler fit. Aber es geht nicht allein um Fitness, sondern auch um verletzungsvorbeugende Übungen, zum Beispiel um die Mobilität im Hüftbereich."

Danny Beckers, erst 29 Jahre alt, will dafür sorgen, dass alle Spieler zum Saisonbeginn in puncto Ausdauer auf demselben Level sind. "Damit sie dann das System spielen können, dass der Trainer spielen will", sagt der Niederländer.

Zumindest die körperlichen Voraussetzungen der DEG-Spieler dürften in der kommenden Saison so gut sein wie nie zuvor.

(ths)
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