Düsseldorfer EG Kreutzers Fehlgriffe

Düsseldorf · In den vergangenen beiden Spielzeiten war die DEG jeweils überraschend Tabellenfünfter, jetzt steht sie nach mehr als einem Saisondrittel unerwartet im Keller der Deutschen Eishockey Liga. Dafür gibt es Gründe.

 Trainer Christof Kreutzer bei einer emotionalen Ansprache während der Auszeit in Straubing inmitten seiner Schützlinge.

Trainer Christof Kreutzer bei einer emotionalen Ansprache während der Auszeit in Straubing inmitten seiner Schützlinge.

Foto: Birgit Häfner

Was haben die Fans der DEG in den vergangenen Jahren für eine Berg- und Talfahrt erlebt! 2013 und 2014 feierten sie trotzig den "geilsten Tabellenletzten", als der Klub aus finanzieller Not mit einer nicht wettbewerbsfähigen Mannschaft in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) spielte. Es folgte die wundersame Wandlung, als Christof Kreutzer das Traineramt übernahm und seitdem auch zugleich die Position des Managers bekleidet. Zwei Mal in Folge wurde die Mannschaft Tabellenfünfter. Ausgerechnet jetzt, wo es gelungen ist, den Klub auch wirtschaftlich zu stabilisieren, ist das Team vom sportlichen Erfolgsweg abgekommen. Nach mehr als einem Saisondrittel belegt die Mannschaft nur den drittletzten Tabellenplatz, punktgleich mit dem Vorletzten. Die Gründe.

Fehleinkäufe In Ken Olimb und Daniel Fischbuch hat die Mannschaft im Sommer lediglich zwei Stammspieler verloren. Der Abgang von Verteidiger Joonas Rönnberg wurde durch die Verpflichtungen von Marco Nowak und Henry Haase mehr als nur kompensiert. Aber die neu geholten Stürmer Alexander Barta und Daniel Weiß sind nicht wie erhofft eingeschlagen. Und die erst kürzlich verpflichteten Brandon Yip und Adam Courchaine sind den Beweis, eine Verstärkung zu sein, schuldig geblieben. Der 20 Jahre alte Nachwuchsspieler Leon Niederberger war bei seinen Einsätzen gewiss nicht schlechter, seine Statistik sogar noch besser.

Überalterung Christof Kreutzer betont gerne, dass er jungen deutschen Spielern die Chance gibt, in der DEL Fuß zu fassen. Zugleich betont der Coach stets, wie wichtig Erfahrung ist. Doch davon hat die Mannschaft viel zu viel. Am Freitag in Berlin betrug das Durchschnittsalter der Feldspieler exakt 29,0 Jahre, am Sonntag in Staubing gar 29,5 Jahre; das der zwölf Stürmer gar 30,6 Jahre. Damit hat die DEG die älteste Mannschaft der DEL, gefolgt von Wolfsburg (28,5) sowie Augsburg und München (je 28,2). Das wirkt sich natürlich auf das Spiel aus. So ist die DEG vielen Gegnern läuferisch unterlegen, was Ausdauer, vor allem aber Spritzigkeit betrifft. Das ist sicherlich auch ein Grund für die Offensivschwäche der Mannschaft. Hinzu kommt möglicherweise ein mentales Problem: Wenn ein 33 Jahre alter Spieler wie Barta einen Drei-Jahres-Vertrag erhält, mangelt es vielleicht an Motivation. Dies ließe sich durch eine Klausel regeln, zum Beispiel: Werden die Play-offs verfehlt, löst sich der Vertrag auf.

Nordamerikaner Die ausländischen Stürmer enttäuschen bislang mit Ausnahme von Rob Collins. Der 38 Jahre alte Routinier hat die Erwartungen erfüllt, hingegen hinken diesen Drayson Bowman (27), Norm Milley (36) und Chris Minard (35) deutlich hinterher. Ähnliches droht auf Yip und Courchaine zuzutreffen, die allerdings erst in einigen Wochen exakt zu beurteilen sind.

Verletzungspech Natürlich hat die DEG in dieser frühen Saisonphase schon erhebliche personelle Rückschläge verkraften müssen. Verteidiger Tim Conboy fiel mit einer Knieverletzung zwei Monate aus. Nationalspieler Bernhard Ebner musste sich einer Operation am Ellenbogen unterziehen. Da fehlten natürlich wochenlang zwei Eckpfeiler der Abwehr. Ob Kapitän Daniel Kreutzer nach einer schweren Schulteroperation im Frühjahr noch einmal zur Mannschaft stoßen kann, ist ebenso ungewiss wie die Rückkehr des Langzeitverletzten Christoph Gawlik, der in der vergangenen Saison an einem Kreuzbandriss laborierte und jetzt wegen Oberschenkelproblemen einfach nicht auf die Beine kommt. Zudem dürfte ihm die nahezu zwei Jahre fehlende Spielpraxis bei einem Comeback zu schaffen machen.

Management Christof Kreutzer hat sich nie darum gerissen, Trainer und Manager zu sein. Es hat sich so ergeben, und wenn es gut läuft, spricht auch nichts dagegen. Doch schultern er und sein Co-Trainer Tobias Abstreiter die Last allein. Hinzu kommt, so wird kolportiert, dass die personellen Wünsche und Ratschläge von Kapitän Daniel Kreutzer zu stark Berücksichtigung finden. In Stefan Adam wurde ein Geschäftsführer geholt, der sich auf die wirtschaftliche Entwicklung und das Marketing konzentrieren soll; er kommt aus dem Handball und ist kein Eishockey-Experte.

Ein Fachmann ist aber im Sommer ausgeschieden: Gesellschafter Mikhail Ponomarev. "Er hatte ausgezeichnete Kenntnisse, war ein wirklicher Eishockey-Experte", bekräftigt sein nun ehemaliger Kollege Peter Hoberg.

(ths)
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