Aus bei den Los Angeles Kings Ehrhoff-Degradierung erzürnt den DEB

Los Angeles · Deutschlands Eishockey-Star-Verteidiger Christian Ehrhoff steht in der NHL am Scheideweg. Das NHL-Spitzenteam LA Kings sortierte den Routinier aus und schickte ihn in die zweitklassige AHL. Bundestrainer Marco Sturm ist "schockiert".

Christian Ehrhoff — Moerser, Ex-NHL-Profi, Olympia-Held
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Das ist Christian Ehrhoff

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Foto: DEB

Sein erster Arbeitstag nach der Zwangsversetzung ins NHL-Unterhaus begann für Eishockey-Nationalspieler Christian Ehrhoff mit einer Geduldsprobe im dichten Morgenverkehr von Los Angeles. Bereits um 6.30 Uhr (Ortszeit) saß der 33-Jährige am Freitag am Steuer. Sein Ziel: Ontario, knapp 90 Kilometer weiter östlich. "Da hier in L.A. immer viel Menge Verkehr ist, musste ich früh losfahren", sagte Ehrhoff im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Nachdem ihn die Los Angeles Kings am Mittwoch aus dem Kader gestrichen hatten und Ehrhoff innerhalb der anschließenden 24 Stunden von keinem anderen Club aus der Nordamerika-Liga NHL verpflichtet wurde, spielt er nun in der American Hockey League (AHL). Bei Ontario Reign, dem Farmteam der Kings, stand er am Abend erstmals gegen die Bakersfield Condors auf dem Eis.

"Das ist halt auch Teil des Business. Man ist nicht immer oben. Ich war bei den Kings in meiner Position festgefahren, konnte mein Spiel nicht mehr spielen", erklärt Ehrhoff, der in dieser Saison 40 Partien absolvierte, dabei jedoch weitaus weniger Eiszeit bekam als in der Vergangenheit.

Bundestrainer Marco Sturm und DEB-Präsident Franz Reindl reagierten bestürzt auf die Ausbootung des deutschen Top-Stars. "Ich war ein bisschen schockiert", gestand Deutschlands NHL-Rekordspieler Sturm. Reindl meinte: "Mir tut es ein bisschen weh." Der Präsident des Deutschen Eishockey Bundes (DEB) sprach von einer "psychologischen Belastung".

Ehrhoff galt lange als bester deutscher Spieler in der NHL und war in der Saison 2011/12 mit einem Gehalt von zehn Millionen Dollar gar der bestbezahlte Verteidiger der gesamten Liga. Doch anschließend lief es nicht mehr so gut für den schussgewaltigen Abwehrspieler, der 2010 maßgeblich am sensationellen vierten Platz der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-WM beteiligt gewesen war.

Mit den Buffalo Sabres spielte er im Tabellenkeller, bei den Pittsburgh Penguins warfen ihn im Vorjahr Gehirnerschütterungen zurück. Als er im Sommer für ein Jahr bei den Kings unterschrieb, sprach Ehrhoff bereits von seiner "letzten Chance."

Diese konnte er nach Meinung von Dean Lombardi jedoch nicht nutzen. Der Kings-Manager teilte dem Deutschen am Mittwoch mit, dass der Verein "etwas verändern" wolle und setzte ihn auf die so genannte "Waiver Liste". Er habe sich schon gedacht, dass irgendwas passieren würde, betonte Ehrhoff. Allerdings war er eher von einem Tausch innerhalb der Liga ausgegangen.

In der NHL sind jedoch Kaderstärke sowie Gehaltsobergrenze limitiert. Kein Club darf mehr als 50 Profi-Verträge haben sowie den so genannten "Salary cap" von 71,4 Millionen Dollar überschreiten. Deshalb sind die Vereine zu diesem Zeitpunkt der Saison kaum gewillt, einen Profi zusätzlich zu verpflichten, ohne im Gegenzug jemanden abzugeben. Ehrhoffs Hoffnung besteht nun darin, dass sich bis zum Ende der Wechselfrist am 29. Februar ein Club findet, der nicht nur seinen Kontrakt und sein Restgehalt der Saison übernimmt, sondern im Gegenzug auch jemanden hat, der sportlich und finanziell für die Kings interessant ist.

Ehrhoff selbst hat auf diesen Prozess keinen Einfluss, sondern muss schlichtweg abwarten. "Da kann ich jetzt nicht wählerisch sein. Ich bin froh, wenn ich zu einem Team komme, das mich möchte. Und wenn nicht, dann war's das vielleicht in der NHL", sagte der gebürtige Moerser.

"Von der besten Liga der Welt Abschied nehmen zu müssen, das wünsche ich keinem. Man will nicht zurück nach Deutschland", meinte Nationaltrainer Sturm, der bei der DEB-Auswahl von einem Ende der NHL-Karriere Ehrhoffs sogar profitieren könnte.

Auch Reindl sprach dem 854-maligen NHL-Spieler Ehrhoff Mut zu: "Er ist aber ein Top-Athlet und wird das schaffen."

(dpa)
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