Düsseldorf Wie Großstädte vom Marathon profitieren

Düsseldorf · Der Organisator des Düsseldorf-Marathons beklagt fehlende Unterstützung durch die Stadt. Dabei lockt der Lauf Tausende Sportler und Touristen an. Für die lokale Wirtschaft ist er ein Millionengeschäft.

Sieger und Gewinner beim Düsseldorf Marathon 2017
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Hier kommt das Spitzenfeld ins Ziel

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Foto: Metro Marathon

2654 liefen die komplette Distanz, 18 500 Läufer waren für die Wettbewerbe gemeldet. Der Marathon zog Tausende Menschen nach Düsseldorf. Ein toller Erfolg, mit dem Organisator Jan Winschermann zufrieden sein könnte. Das ist er aber nur bedingt.

Winschermann findet: Die Stadt Düsseldorf müsste die Zugkraft der internationalen Laufveranstaltung noch mehr für sich nutzen. "Der Marathon ist ein Wirtschaftsfaktor", sagt er. Teilnehmer am Lauf übernachten am Standort, sie nutzen die Gastronomie und kaufen ein. Einer Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung des Hamburger Marathons aus dem Jahr 2008 hat ergeben, dass der Lauf der Stadt jährlich einen wirtschaftlichen Impuls von 16,6 Millionen Umsatz gibt. Das macht Steuereinnahmen von 2,65 Millionen. Die befragten Teilnehmer gaben an, mit durchschnittlich 3,8 Personen anzureisen und im Schnitt 2,4 Tage lang zu bleiben. Über Nacht bleiben auch viele Teilnehmer in Düsseldorf. Ein Drittel der Marathon-Starter wohnt mehr als 500 Kilometer entfernt.

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Die schönsten Bilder vom Marathon

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Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Angesichts dieser Werte wirft der Organisator der Stadt Düsseldorf mangelndes Interesse vor. Er fordert, die Stadt müsse mehr Geld investieren, um das Laufevent populärer zu machen. Der Lauf liegt bei den Teilnehmerzahlen weit hinter denen vergleichbarer Städte. "In Frankfurt leben nur 100 000 Menschen mehr, trotzdem waren dort dreimal so viele Läufer gemeldet", sagt Winschermann. "Und zwar, weil da die besseren Zeiten gelaufen werden. Das hängt für mich zusammen." Der Sieger des Frankfurt-Marathons benötigte im vergangenen Oktober 2:06:49 Stunden, der Sieger von Düsseldorf gestern 2:13:19. Das sind Welten. Viele Hobbyläufer wählen die Strecken, die ihnen persönliche Bestzeiten versprechen.

Recht gab ihm in Düsseldorf der Präsident der Vereinigung internationaler Marathons und Distanzrennen, Paco Borao. Er organisiert im spanischen Valencia einen Marathon. "Wir haben es geschafft, die Teilnehmerzahl in kurzer Zeit von knapp 4000 auf 16 000 zu steigern", sagte Borao. Gelungen sei dies, indem man Top-Athleten verpflichtet habe. Die gingen früher auch in Düsseldorf an den Start. Winschermann war dafür in Vorleistung gegangen, dieses Risiko wollte er nun nicht mehr übernehmen. Jetzt sieht er die Stadt am Zug. "Es würde maximal 400 000 Euro kosten, ein hochklassiges Feld aufzustellen", sagt er. "Das wäre ein verschwindend geringer Betrag verglichen mit dem Nutzen." An Stars wie den ehemaligen Weltrekordler Haile Gebreselassie will er sich nicht heranwagen. Der Äthiopier erhielt in Berlin bis zu 250 000 Euro Antrittsgeld. Ganz ohne aber ist es schwierig, Top-Läufer zu bekommen.

Laut Winschermann soll es zu diesem Thema bald einen Austausch mit Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel geben. Aus dem Rathaus war zu hören, dass man dem Thema mit Zurückhaltung begegne. Man setze auf den Marathon, aber eben in erster Linie als Breitensportveranstaltung.

Die Organisatoren des Marathons in Bonn, eine Woche vor dem Düsseldorfer Lauf, positionieren ihr Event gezielt als regionale Veranstaltung. Mehr als 12 000 Sportler treten auf verschiedenen Distanzen an, 1300 laufen die Komplettdistanz von 42,195 Kilometern. Veranstalter Michael Mronz: "Wir haben eine sehr gute Verankerung in der Region und eine hohe Identifikation der Unternehmen. Die sagen: Das ist unser Beitrag zum Stadtmarketing." Spitzenathleten spielen in diesem Konzept keine Rolle.

Fraglich ist ohnehin, ob Top-Athleten den Düsseldorf-Marathon mit Bestzeiten in die erste Liga bringen könnten. Die Strecke führt über Brücken; die Anstiege sind giftig und der Wind weht. Wer auf Bestzeiten aus ist, läuft lieber anderswo: in Berlin, Frankfurt oder Rotterdam zum Beispiel. Ein weiteres Problem für die Landeshauptstadt ist der Termin. Am vergangenen Wochenende fanden in Hamburg Deutschlands zweitgrößter Marathon, im eine Flugstunde entfernten London einer der attraktivsten Marathons der Welt und im Teutoburger Wald der traditionsreiche Hermannslauf mit 7000 Startern statt.

(RP)
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