"Kluge und richtungweisende Entscheidung" Deutsche Eishockey Liga rettet den Verband

Düsseldorf · Franz Reindl hat ein wahres Kunststück vollbracht. Dem 60 Jahre alten Präsidenten des Deutschen Eishockey Bundes (DEB) ist es gelungen, seine Reformpläne durchzusetzen und die Klubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) wieder in den Verband zu integrieren.

 Die DEL-Klubs werden wieder in den DEB integriert.

Die DEL-Klubs werden wieder in den DEB integriert.

Foto: DEL

Mit ihrer finanziellen Hilfe kann der DEB, dessen Landesverbände im Gegenzug an Einfluss verlieren, die drohende Insolvenz vermeiden. Dieses Szenario wiederum war notwendig, denn nur aufgrund dieses Drucks konnte der Widerstand der starken Landesverbände Bayerns und Nordrhein-Westfalens gebrochen werden. "Die Mitglieder des DEB haben eine kluge und richtungweisende Entscheidung getroffen", sagte Franz Reindl. "Aber es war eine ganz enge Kiste."

Finanzen Von 2011 bis 2013 hatte der DEB ein Minus von 1,46 Millionen Euro eingefahren, für dieses Jahr wurde ein Fehlbetrag von 657 000 Euro prognostiziert. "Dem Patienten geht es so schlecht, wir müssen eine Notoperation durchführen", hatte auch DEB-Schatzmeister Berthold Wipfler für Reindls Reformpläne geworben. Künftig überweisen die DEL-Klubs 210 000 Euro pro Jahr an den Verband. Das reicht natürlich nicht aus, um das Loch zu stopfen. Daher werden auch die Mitgliedsbeiträge erhöht, und neue Einzellizenzen für Spieler und Trainer sollen helfen, das Minus zu verhindern. Mehr noch, der DEB will die Nachwuchsförderung intensivieren und sich das etwas kosten lassen: 980 000 Euro stehen dafür künftig zur Verfügung, 400 000 Euro mehr als bislang.

Sport Ähnlich schlecht wie die finanzielle ist die sportliche Situation. Die Nationalmannschaft ist auf Rang 13 der Welt abgerutscht und hat erstmals die Qualifikation für die Olympischen Spiele verpasst. Reindl will mit Hilfe seiner Reformen nicht nur den Abwärtstrend stoppen, sondern die Nationalmannschaft in die Weltspitze führen. "Powerplay 2026" heißt das Konzept, das eine Zentralisierung der Nachwuchsarbeit vorsieht. Bislang wechselten die Spieler erst mit dem 14. Lebensjahr aus den Landesverbänden in den DEB-Bereich. Künftig ist der DEB für die Talentförderung in den besten 58 Klubs (DEL, DEL 2 und Oberliga) zuständig. Fünf Bundesnachwuchstrainer werden sich das ganze Jahr darum kümmern. Zu einem personellen Neuanfang bei der Nationalmannschaft wollte sich Reindl (noch) nicht äußern. Jedoch deutet alles darauf hin, dass der Vertrag von Bundestrainer Pat Cortina nach der Weltmeisterschaft in Tschechien (1. bis 17. Mai) nicht verlängert wird. Gut möglich, dass Berlins Trainer Uwe Krupp in Doppelfunktion auch wieder Bundestrainer wird.

Macht Die notwendigen Reformen haben strukturelle Veränderungen zur Folge. Die DEL-Klubs haben künftig 50 Prozent der Stimmen, der Anteil der Landesverbände sinkt von der Hälfte auf ein Drittel; jedoch erhalten sie eine Sperrminorität. Die Verbände büßen auch finanziell ein. Deshalb haben sie nur unter Vorbehalt zugestimmt und wollen die Entscheidung bis Ende August von ihren Mitgliedern (darunter Eiskunstläufer, Eisschnellläufer und Curler) absegnen lassen. Für den Fall, dass die Zustimmung verweigert werden sollte, hat Reindl vorgesorgt: dann könnte das "Haus des Eissports" verkauft werden. Der DEB könnte Insolvenz anmelden und einen neuen, reinen Eishockey-Verband ohne Landesverbände gründen. Es ist unwahrscheinlich, dass dies Realität wird.

(RP)
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