New York/Düsseldorf Interview beim Tennis-Match

New York/Düsseldorf · Zwischen zwei Sätzen spricht Coco Vandeweghe bei den US Open mit einem Sportsender.

US Open: Novak Djokovic tanzt mit Fan
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Djokovic tanzt mit Fan

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Die Karriere von Coco Vandeweghe als Berufssportlerin ist bislang recht überschaubar verlaufen. Die 23-Jährige ist die Nummer 45 in der Tennis-Weltrangliste. Ambitioniert, aber nicht überragend. Nun hat sie bei den US Open in New York nachhaltig die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die US-Amerikanerin ist von TV-Reporterin und Ex-Spielerin Pam Shriver interviewt worden - zwischen Satz eins und zwei im Erstrundenspiel gegen Landsfrau Sloane Stephens (6:4, 6:3). Das hat es zuvor noch nie bei einem professionellen Tennisturnier gegeben. Knapp 90 Sekunden plauderten Shriver und Vandeweghe. Beide hatten zuvor ein Zeichen ausgemacht, ob das Gespräch stattfinden kann. Vandeweghe nickte und damit war der Weg bereitet.

Das Tennis kämpft derzeit massiv um öffentliche Beachtung. In der Vermarktung tut sich der Sport im Gesamten schwer. Die wenigen Top-Stars wie Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic und Serena Williams haben weltweit Werbeverträge und garantieren Live-Übertragungen. Dahinter sieht es mau aus. Deshalb gibt es seit längerem Überlegungen, wie sich der Sport öffnen kann - von den Spielervereinigungen WTA (Damen) und ATP (Herren) forciert. Der TV-Sender ESPN hat nun ein Element getestet - allerdings lieber ohne große Vorankündigung.

Interviews während eines laufenden Spiels gibt es beim Basketball, Football und Eishockey schon lange - dort werden die verschwitzten Protagonisten zu Einschätzungen gebeten. Selbst in Deutschland hat sich der Fußball geöffnet. Zu Beginn der zweiten Halbzeit steht der Co-Trainer am Mikrofon von Sky und informiert über Neuerungen.

Im Tennis haben bislang die Traditionalisten die Oberhand gehabt. Unabhängig von der Frage, wie viel Mehrwert so ein Interview bringt, sperren sich viele der einflussreichen Profis gegen alle Änderungen. Die frühere Nummer eins Caroline Wozniacki (Dänemark) meinte nach dem atemlosen Auftritt von Vandeweghe geschockt: "Man will sich als Profi doch auf sein Spiel fokussieren, oder?" Serena Williams ist ebenfalls skeptisch. "Hoffentlich wird das nicht zur Pflicht", sagte die Weltranglistenerste. Und Federer glaubt, dass es viele geben wird, "die es nicht machen würden". Tatsächlich hoffen WTA und ATP auf freiwillige Mitarbeit.

Vandeweghe kann die Aufregung um das kurze Gespräch überhaupt nicht verstehen. "Warum sollte ich nicht? Es gibt doch so viele Ablenkungen in einem Match", sagt sie. "Generell bin ich einfach ein Sportfan und finde es gut, wenn man Einblick in die Psyche eines Profis bekommt." Vielleicht war der Rummel dann doch ein wenig zu viel. In der zweiten Runde ging Vandeweghe gegen Bethanie Mattek-Sands (USA) 2:6, 1:6 unter.

(gic)
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