Kolumne Gegenpressing Business schlägt Ethik

Im Vorwort zur deutschen Ausgabe der Olympischen Charta ("Zum Geleit") rühmt Alfons Hörmann die fundamentalen ethischen Prinzipien des Sports. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) nennt insbesondere Respekt und Toleranz, Fairness und Chancengleichheit. Das ist gut und schön und richtig.

 Ingo Weiss (r.), Präsident des Deutschen Basketball Bundes, spricht gerne vom "Big Business".

Ingo Weiss (r.), Präsident des Deutschen Basketball Bundes, spricht gerne vom "Big Business".

Foto: dpa, mbk jai

Chancengleichheit lässt sich im olympischen Sportart allerdings nur bedingt herstellen. Reiche Länder können schnellere Bobs bauen lassen,anmutigere Pferde kaufen, bessere Trainer verpflichten. Im Grundsatz ist Chancengleichheit jedoch immer noch ein erstrebenswertes Prinzip. Wenn es um die olympische Zulassung in den Ballsportarten geht, erreicht sie allerdings ihre Grenzen.

 RP-Redakteur Martin Beils.

RP-Redakteur Martin Beils.

Foto: Phil Ninh

Die deutschen Basketballer haben durch ihr Vorrunden-Aus bei der Europameisterschaft die Spiele im kommenden Jahr in Rio de Janeiro verpasst. Nicht einmal bei einem der drei Qualifikationsturniere dürfen sie eigentlich mitmachen. Der findige Weltverband hat aber ein Hintertürchen geöffnet. Wer so ein Quali-Turnier ausrichtet, darf - ungeachtet sportlichen Misserfolgs - auch daran teilnehmen.

Der Deutsche Basketball-Bund überlegt gerade laut, ob er sich um die Ausrichtung bemühen soll. Zwischen 1,5 und 1,8 Millionen Euro Gebühr verlangt der Weltverband Fiba. Für knapp eine Million Euro hatte er auch schon Startplätze bei der WM 2014 verhökert und das als "ganz normale kaufmännische Angelegenheit" bezeichnet. Noch ist es nicht so weit, dass man sich einen Olympia-Startplatz direkt und legal kaufen kann, doch der Trend geht offenbar in diese Richtung.

Im Handball ist er ja auch zu erkennen. Auf merkwürdige Weise bekamen die deutschen Männer eine Wild Card für die jüngste WM und damit die unverhoffte Olympiachance - die sie nutzten. Immerhin gibt es im Handball eine gewisse Geschlechtergerechtigkeit. Was den Männern recht ist, ist den Frauen billig. Auch das deutsche Damenteam bekommt trotz verpasster Qualifikation für die WM im Dezember in Dänemark eine Startberechtigung und damit die Chance auf Rio de Janeiro.

An der Spitze des Deutschen Basketball-Bundes steht in Ingo Weiss übrigens ein Vollblut- und Multifunktionär, der die Ethik im Sport gern wie eine Monstranz vor sich herträgt. Er spricht aber auch gern vom "Big Business", das seine Sport sei. Es ist nicht einfach, Ethik und Geschäft unter einen Hut zu bringen.

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(RP)
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