Box-Weltmeisterschaft in Düsseldorf Wladimir Klitschko — der Nächste bitte

Düsseldorf (RP). Wladimir Klitschko, der Weltmeister im Schwergewicht aus der Ukraine hatte in der Düsseldorfer Arena leichtes Spiel gegen Eddie Chambers (USA). Der Herausforderer geht fünf Sekunden vor dem Ende nach einer harten Linken k.o.. Nun sucht er einen neuen Gegner

Klitschko - Chambers: Runde für Runde
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Foto: AP

Es ist spät geworden an diesem Abend, als Wladimir Klitschko eine ernüchternde Analyse über die aktuelle Lage im Schwergewicht des Boxens abgibt. Weit nach Mitternacht sagt der Weltmeister der Verbände IBF, WBO und IBO über den Titelkampf mit dem US-Amerikaner Eddie Chambers: "Er hat nach der sechsten Runde im Prinzip schon mental aufgegeben. Die zwölf Runden waren von meiner Seite sehr langweilig. Am Ende hat es ja wenigstens noch mit dem Knockout geklappt."

Exakt fünf Sekunden vor Dienstschluss schickt der Ukrainer seinen Kontrahenten mit einer krachenden Linken auf die Bretter. Der sportliche Höhepunkt eines ansonsten recht faden Duells. Rund 50.000 Zuschauer in der Düsseldorfer Esprit-Arena sind entzückt.

Der Geschlagene versteckt seine Wunden hinter einer großen Sonnenbrille. Der Niederschlag war derart heftig, dass sich zwei Notärzte fortan nicht mehr von der Seite des US-Amerikaners bewegten und ihn noch in der Nacht zur Untersuchung in die Universitätsklinik begleiteten. Glücklicherweise wurden keine schwerwiegenden Schäden diagnostiziert. Vorsorglich musste er zur weiteren Beobachtung dort bleiben und erhielt von den Ärzten ein Flugverbot.

Zuvor versuchte Chambers indes noch mit letzten Kräften, Erklärungen für seine Niederlage zu finden. "Es war ein guter Schlag, er ist ein großartiger Kämpfer. Das war nicht mein Abend", bekundet der 27-Jährige. "Klitschko ist ein großer Weltmeister." Eine Erkenntnis, über die es auch vor dem Kampf nicht wirklich unterschiedliche Meinungen gab.

Klitschko, 33, offenbarte allerdings am Rhein auch im Vergleich mit dem 15 Zentimeter kleineren und 16 Kilogramm leichteren Chambers seine große Schwäche. Sein Trainer, der erfahrene Emanuel Steward, 66, hat seinen Schützling schon ein paar Runden zuvor aufgefordert, die Entscheidung gegen den aus der US-Metropole Philadelphia stammenden Gegner zu suchen. Doch Klitschko verweigerte ein allzu großes Risiko.

Genau diese Haltung macht ihn zu einem zögernden Herrscher auf dem Thron der Schwergewichts-Szene. In den USA ist er deshalb auch keine wirklich große Nummer. Dort bevorzugt man Kämpfe ohne größere Taktierereien. Gleichwohl fehlt es an qualitativ hochwertiger Konkurrenz, die ihn zu einem höheren Einsatz zwingen könnte.

Klitschko ist das Maß aller Dinge, der Meister aller Klassen. Dazu gesellt sich noch sein fünf Jahre älterer Bruder Vitali, der Träger des Weltmeister-Gürtels nach Version der WBC ist. Am 29. Mai verteidigt er seinen Titel gegen den polnischen Europameister Albert Sosnowski in der Gelsenkirchener Arena auf Schalke. Das nächste Mega-Spektakel ist damit garantiert. Nur der Engländer David Haye, WBA-Champion, erweist sich noch als Spielverderber in der Welt der Klitschkos.

Vieles spricht für Kampf gegen Haye

Der 29-Jährige trifft zunächst am 3. April auf John Ruiz (Puerto Rico) zu tun — danach könnte ein Kampf mit einem der beiden Ukrainer zustande kommen. Die lassen schon jetzt keinen Zweifel daran, dass Haye nichts im elitären Kreis der besten Boxer zu suchen hat. "Er ist ein Weltmeister im Sprücheklopfen", sagt Trainer Emanuel Steward. "Er hat keine Chance." Zunächst bekommt Wladimir Klitschko wohl den Russen Alexander Powetkin, offizieller Herausforderer der IBF, vor die Fäuste gesetzt.

Klitschko sieht seiner Zukunft gelassen entgegen. "Ich bin ein Künstler", sagt er. "Der Ring ist meine Bühne." Und er hat noch lange nicht vor, abzutreten. "Ich liebe das Boxen. Das ist ein toller Sport, aber auch Show." Manchmal wäre es gut, wenn die mehr im Ring stattfinden würde.

(RP)
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