Box-Weltmeister Fury erklärt Rücktritt per Schimpftirade und macht Rückzieher

London · Dem stillosen Rücktritt folgte die plumpe Kampfansage: Skandal-Boxer Tyson Fury hat am Montag mit einem Possenspiel um sein angebliches Karriereende für Verwirrung gesorgt und mit niveaulosen Äußerungen einmal mehr weit über das Ziel hinausgeschossen.

Tyson Fury provoziert Wladimir Klitschko
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"Fetter" Fury provoziert Klitschko

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Foto: dpa, pr mr

Der 28-Jährige hatte in einem mit Beschimpfungen überladenen Tweet zunächst wild pöbelnd seinen Abschied angekündigt, dementierte diesen Schritt in einem weiteren Tweet nur drei Stunden später aber wieder. "Hahahaha, ihr denkt, ihr werdet den Gypsyking so einfach los!!! Ich werde bleiben. #TheGreatest zeigt euch nur, wie die Medien ticken. Tut tut", lautete sein Widerruf. Zehn Minuten später kündigte er an: "Sobald es mir besser geht, werde ich das verteidigen, was mein ist, den Schwergewichts-Thron."

Zuvor hatte Fury nach zahllosen Eskapaden und den jüngsten Doping-Vorwürfen das Ende seiner Boxkarriere bekannt gegeben. "Boxen ist das Traurigste, was ich je gemacht habe", teilte er in seiner Twitter-Botschaft mit, die sich rasend schnell im Netz verbreitete. "Ich bin der Größte, und ich bin im Ruhestand", meinte der Boxer aus Manchester und langte mit weiteren, nicht zitierfähigen Formulierungen ganz tief unter die Gürtellinie. Wirklich ernst meinte der anscheinend nur noch bedingt zurechnungsfähige Champion seine Botschaft aber offenbar nicht.

Zwei Tage zuvor hatte Fury noch mit Späßen auf die jüngsten Kokain-Anschuldigungen reagiert und ein Bild aus dem Film Scarface getwittert. Auf diesem ist Hauptfigur Tony Montana, gespielt von Al Pacino, zu sehen, der an einem Tisch vor einem riesigen Kokain-Berg sitzt. Fury ersetzte Pacinos Gesicht durch sein eigenes und schrieb #Tysonmontana dazu. Zudem änderte er seinen Twitter-Namen in TysonMontana.

Joshua will gegen Klitschko kämpfen

"Er ist verrückt", sagte der britische Top-Promoter Eddie Hearn am Samstag dem SID, und Fury bestätigte ihn mit seinen Tweets am Montag eindrucksvoll. Der Manager von IBF-Weltmeister Anthony Joshua wollte für seinen Schützling ursprünglich den Kampf gegen Fury. Nun schwenkt das Joshua-Lager um und strebt am 26. November in Manchester ein Duell mit Wladimir Klitschko an.

Die international anerkannte Doping-Agentur Voluntary Anti-Doping Association (VADA) hatte Fury am 22. September, einen Tag vor dessen Absage des Rückkampfes gegen Klitschko am 29. Oktober, positiv auf Kokain getestet. Die Untersuchungen auf weitere verbotene Substanzen halten an, teilte die VADA mit.

Bereits im Juli waren Dopinggerüchte um Fury aufgekommen. Nachdem er das erste Re-Match gegen Klitschko für den 9. Juli wegen einer angeblichen Knöchelverletzung abgesagt hatte, kam heraus, dass der 28-Jährige laut der britischen Anti-Doping-Agentur UKAD wegen eines positiven Tests gesperrt worden sei. Hierzu findet im November eine Anhörung statt.

Angesichts der vielen Vorwürfe hat der Box-Riese (2.06 m) offenbar keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als sich aus der Profiboxszene zurückzuziehen. Hätten sich die Anschuldigungen nur annähernd bewahrheitet, wäre eine Sperre bis zu einem oder gar zwei Jahren fällig geworden.

Man darf nun gespannt sein, wie die Weltverbände WBA und WBO reagieren, bei denen Fury Superchampion bzw. Weltmeister ist. Wahrscheinlich werden die Titel vakant, so dass die Top-Leute der Verbände um die WM boxen können. Sollte ihm für den siegreichen WM-Kampf gegen Wladimir Klitschko im November 2015 ein Doping-Vergehen nachgewiesen werden, müsste Klitschko seine Gürtel zurückerhalten.

Klitschkos Manager Benrd Bönte reagierte verärgert auf Furys Kapriolen. "Wenn das so stimmt, passt das in das Gesamtblid, das man von Fury nach seinen Anfeindungen etwa gegen Homosexuelle hat. Er ist für mich der unwürdigste Schwergewichts-Weltmeister, den ich persönlich kennengelernt habe", sagte Bönte.

Das Klitschko-Management hatte dafür gesorgt, dass die VADA ab September die Doping-Probejn vornimmt - und prompt wurde Fury erwischt. "Wir bereuen mittlerweile, dass wir nicht schon vor dem ersten Kampf in die Verträge geschrieben haben, dass Dopingtests obligatorsich sind", sagte Bönte mit Blick auf die überraschende Punktniederlage von Klitschko im November letzten Jahres. Dann, womöglich, hätte Klitschko seine WM-Gürtel nie verloren.

(sid)
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