Wilder Kampf gegen Ola Afolabi Marco Huck gewinnt in Bud-Spencer-Manier

Halle/Westfalen · Es war die Pause zur elften Runde, und es war der Moment, als der Ringrichter endlich ein Einsehen hatte. Jack Reiss aus den USA brach den Kampf gegen den Willen von Ola Afolabi ab. Der entthronte Box-Weltmeister im Cruisergewicht saß in seiner Ecke und sah ziemlich verbeult aus. Sein linkes Auge war zum einem Sehschlitz geschwollen. Wer ihn da so sah, musste schon viel Fantasie mitbringen, wie er bis dahin im Gerry-Weber-Stadion zu Halle in Westfalen den Durchblick behalten haben wollte.

Marco Huck besiegt Ola Afolabi deutlich
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Marco Huck - Ola Afolabi

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Foto: dpa, gki wst

Der Engländer mit Wurzeln in Nigeria hatte es nicht und wurde dementsprechend wild von seinem Herausforderer Marco Huck verprügelt. Das Ganze hatte nur im entfernteren Sinne etwas mit einem Boxkampf zu tun. Man fühlte sich an einen Bud-Spencer-Film erinnert, bei dem aufeinander gedroschen wird, als gäbe es kein Morgen mehr.

Im Boxen allerdings entfalten die Treffer durchaus eine (Langzeit-) Wirkung, weshalb es Sinn macht, die Kontrahenten im Zaum zu halten. Huck dagegen durfte an sein Tagwerk gehen, als würde er auf dem Rummel in der Boxbude arbeiten. Technisch sichtbar limitiert, leistete er sich für einen Champion unwürdig viele unsaubere Treffer. Immer wieder attackierte er Ofolabi am Hinterkopf. Der Ringrichter ließ ihn indes gewähren. Erst als er nach dem Pausen-Gong noch zwei Mal auf seinen Gegner einschlug, bedachte ihn Reiss mit einem Punktabzug. Das spielte am Ende keine größere Rolle mehr. weil er zu überlegen war. Schön anzusehen war es jedenfalls nicht.

Am Ring saß Wladimir Klitschko und applaudierte Huck. "Er hat gekämpft wie ein echter Weltmeister", sagte der Ukrainer. Erstmals arbeitete der langjährige Schwergewichts-Champion für TV-Sender RTL als Experte — und übernahm obendrein auch noch mit seiner Firma KMG die Fernsehvermarktung des Kampfes. Huck, so der Plan, soll für ein größeres Publikum aufgebaut werden und so weiter für gute Quote am Samstagabend sorgen. Das ist diesmal eher durchwachsen gelungen. 4,38 Millionen hatten die WM bei RTL verfolgt (Marktanteil 23,2 Prozent). Bei Klitschkos Niederlage gegen Tyson Fury waren es 8,91 Millionen Zuschauer.

Die berufliche Zukunftsplanung von Huck ist schon recht konkret. Der 31-Jährige, in Serbien geboren, im ostwestfälischen Bielefeld aufgewachsen, wähnt sich schon wieder als einer der ganz Großen seiner Zunft. Noch vor einem halben Jahr lag er am Boden, als ihn der Pole Krzysztof Glowacki als WBO-Weltmeister in Las Vegas auf die Bretter schickte. Nun ist Huck zwar wieder Weltmeister, aber nur in dem vergleichsweise unbedeutenden Verband IBO. Huck würde gerne auf direktem Weg zurück in die Erste Liga aufsteigen. Dazu müsste aber Glowacki einem Rückkampf zustimmen.

"Mein Bruder hat ihm einen Sack Geld angeboten, aber Glowacki wollte nicht", berichtete der gebürtige Serbe. Bruder Kenan Hukic, mit dem Huck seit der Trennung vom Sauerland-Stall Ende 2014 die Huck Sports Promotion betreibt, glaubt ganz fest daran, spektakuläre Duelle organisieren zu können. "Ich versuche, an große Kämpfe zu kommen", verkündete er. Der größte Gegner von Huck ist in der Vergangenheit immer Huck gewesen. Zehn Tage vor dem Kampf hat er sich von dem erfahrenen Conny Mittermeier als Trainer getrennt. Die Chemie untereinander habe nicht gestimmt. Sein neuer Chefcoach Varol Vekiloglu habe eine bessere Ansprache.

Marco Huck sieht sich jedenfalls gerüstet für derlei Aufgaben. "Wenn ich weiter gut trainiere, kann mich keiner schlagen", meinte er. "Ich habe an Muhammad Ali und Lennox Lewis gedacht. Die hatten auch alle Niederlagen und sind sofort wieder zurückgekommen. Ich habe den Anfang gemacht, jetzt bist du dran, Wladimir." Klitschko wird voraussichtlich im Juni oder Juli erneut gegen Fury antreten — entsprechende Verhandlungen sollen sich auf der Zielgerade befinden. Zu den möglichen Veranstaltungsorten zählt erneut die Düsseldorfer Esprit-Arena.

(gic)
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