Box-WM in Düsseldorf Klitschko: "Ich bin so ein Glückskind"

Düsseldorf (RP). Der Ukrainer Wladimir Klitschko nimmt den Herausforderer Eddie Chambers aus den USA ernst und glaubt an eine schwierige Aufgabe in Düsseldorf. Im Interview spricht der 33 Jahre alte Box-Weltmeister im Schwergewicht der Verbände IBF, WBO und IBO über seinen Kampf am Samstag in Düsseldorf, sein Privatleben und die Karriereplanung.

Boxen: Wladimir Klitschko - Ruslan Chagaev
25 Bilder

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Herr Klitschko, um einer Frage zu Ihrem Privatleben auszuweichen, haben Sie einmal gesagt, dass Sie für alle Frauen auf der Welt boxen würden. Nun sind Fotos mit Ihnen und der US-Schauspielerin Hayden Panettiere aufgetaucht, die nahelegen, dass es sich wohl doch auf eine Frau konkretisiert. Volltreffer?

Klitschko Das ist eine private Frage, dazu möchte ich nichts sagen.

Was ist so schlimm daran, Menschen in Maßen auch am privaten Glück teilhaben zu lassen?

Klitschko Weil ich mein Privatleben einfach, so gut es geht, schützen möchte. So habe ich es auch in der Vergangenheit gehalten, und es hat bis zu einem gewissen Zeitpunkt geklappt.

Immerhin lassen Sie sich ja auch mit ihr in der Öffentlichkeit sehen, die Eröffnung einer neuen Musicalshow in Hamburg ist jetzt nicht gerade ein intimes Pflaster.

Klitschko Ich hätte durch die Hintertür reingehen können, Fotos wären aber trotzdem veröffentlicht worden. Also mache ich bei solchen Terminen erst gar kein Versteckspiel draus.

Sie treten nach der Arena auf Schalke in Düsseldorf erneut in einem Fußballstadion auf. Wie groß ist die Gefahr, süchtig nach so einer großen Kulisse zu werden?

Klitschko Ich wollte schon lange in einer Fußballarena kämpfen und mache dies nun zum zweiten Mal. Ich habe in meiner Karriere viel erreicht. Ich will den nächsten Schritt gehen und den Leuten Boxen in einer neuen Dimension präsentieren. Es ist ein unglaublich tolles Gefühl, so ein Großprojekt auf die Beine zu stellen.

Im Ring sind Sie auf sich selbst gestellt. Haben Sie sich schon mal danach gesehnt, im nächsten Leben als Mannschaftssportler erfolgreich zu sein?

Klitschko So weit habe ich ehrlich gesagt noch nie vorausgedacht. Es ist schon leichter als Mannschaftssportler, aber ich habe mich daran gewöhnt, die ganze Verantwortung auf meinen Schultern zu tragen. Das genieße ich. So kann mir niemand dazwischenreden, und wenn etwas schiefgelaufen ist, dann kann ich nur sauer auf mich selbst sein. Außerdem habe ich ja ein ganzes Team, mit dem ich zusammenarbeite — so allein ist man also nicht.

Sie sind in der Ukraine geboren, aber mittlerweile von Menschen in Deutschland ganz unbürokratisch "eingebürgert" worden. Empfinden Sie Auftritte wie in Düsseldorf auch als Heimspiele?

Klitschko Definitiv. Ich bin so ein unfassbares Glückskind. Ich bin erfolgreich in einem Land, in dem ich nicht geboren wurde, dessen Sprache ich noch immer mit einem deutlichen Akzent spreche, und trotzdem schaffe ich es, das Publikum zu begeistern. Ich bin sehr überrascht und sehr froh darüber. Meine Karriere hätte auch anders verlaufen können.

Eddie Chambers hat sich im Vorfeld des Kampfs als extrem höflich präsentiert. Wie groß ist die Gefahr, sich davon einlullen zu lassen?

Klitschko Der Mann ist Box-Profi. Er weiß, was er macht. Er war vor einigen Jahren mein Sparringspartner, seitdem hat er sich unfassbar verbessert. Ich werde ihm also ganz bestimmt nicht den Gefallen tun und ihn unterschätzen.

Eine Arena wie in Düsseldorf mit über 50 000 Sitzplätzen muss auch erst einmal gefüllt werden. Wünscht man sich da nicht einen Gegner, der etwas mehr den Lautsprecher gibt und für die Attraktion wirbt?

Klitschko Für mich ist entscheidend, was Chambers im Ring draufhat. Natürlich ist es so, dass man gegen jemanden wie David Haye, der mich vor unserem geplanten Duell laufend provoziert hat, zusätzlich motiviert ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass Chambers im Ring genauso nett zu mir sein wird wie bisher.

Der Kampf zwischen Ihrem Bruder Witali und dem russischen Riesen Nikolay Walujew ist geplatzt.

Klitschko Es war eine schwierige Verhandlungssituation. Walujew wird gleich von zwei Promotern betreut, Don King und Wilfried Sauerland.

Würde die Welt ohne Promoter eine bessere sein?

Klitschko Ohne Don King definitiv. Ich habe einige Male mit King zu tun gehabt. Es gibt bei ihm eine Vorgeschichte. Er hat zwei Menschen auf dem Gewissen und ist in andere Machenschaften verwickelt. Es gibt viele Boxer und deren Familien, die unter ihm gelitten haben.

Gianni Costa führte das Gespräch.

(RP)
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