Boxen Zeuge ist Deutschlands letzter Hoffnungsträger

Tyron Zeuge ist der letzte deutsche Profibox-Weltmeister. Am Samstag verteidigt der 25-Jährige in Wetzlar seinen Titel gegen den Engländer Paul Smith.

Boxen: Tyron Zeuge verteidigt WM-Titel
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Blutender Zeuge verteidigt WM-Titel

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Foto: dpa, bse

Die Last des letzten Gürtels ließ sich Box-Weltmeister Tyron Zeuge nicht anmerken. Selbstbewusst und locker präsentierte sich der deutsche Hoffnungsträger beim öffentlichen Sparring mit Trainer Jürgen Brähmer in einem Wetzlarer Einkaufszentrum. Vom besonderen Druck vor dem WM-Kampf gegen den Engländer Paul Smith am Samstag in der mittelhessischen Stadt (23.20 Uhr/Sat.1) war beim 25-Jährigen nichts zu spüren.

Dabei geht es für Zeuge um viel. Der einzig verbliebene deutsche Profi-Champion in den vier großen Weltverbänden WBA, WBO, WBC und IBF muss das deutsche Boxen vor einem Fiasko bewahren. "Dass Tyron die Weltmeisterschaft erfolgreich verteidigt, ist für den gesamten deutschen Boxsport von immenser Bedeutung", sagte Promoter Kalle Sauerland.

Zeuge verteidigt erst zum zweiten Mal seinen im November 2016 gewonnenen WBA-Titel im Supermittelgewicht (bis 76,2 kg) und steht schon in der Verantwortung: Verliert der Berliner, gibt es im deutschen Profilager erstmals seit 2004 keinen Weltmeister. Damals verloren Felix Sturm und Markus Beyer im selben Jahr ihre Titel.

"Ich gehe in den Ring, um zu gewinnen"

So weit will es der zweitjüngste deutsche Champion nach Graciano Rocchigiani nicht kommen lassen. "Der Titel bleibt schön hier bei mir", sagte Zeuge: "Ich mache mir keinen Druck. Ich gehe immer in den Ring, um zu gewinnen."

Die Erfolgsaussichten im Duell mit Smith sind dabei durchaus gut. Der 34 Jahre alte Routinier kämpft nach zwei verlorenen Titelkämpfen gegen Arthur Abraham um seine wohl letzte WM-Chance, gilt trotz seines aggressiven Stils aber als fairer Kämpfer und dürfte Zeuge damit eher liegen als Isaac Ekpo.

Der Nigerianer hatte Zeuge bei dessen erster Titelverteidigung im März mit unsauberen Aktionen provoziert und dabei dessen Schwächen aufgezeigt. "Vielleicht war das auch ganz gut so für mich", sagte Zeuge, der einen Rückkampf gegen den von Promoter-Legende Don King betreuten Ekpo anstrebt.

Trainer Jürgen Brähmer, bis zum letzten Oktober selbst Weltmeister im Halbschwergewicht, glaubt an die Entwicklung seines Schützlings. "Er wird aus dem Kampf gegen Ekpo seine Lehren ziehen. Tyron hat noch Schwächen gezeigt, die er abstellen muss. Aber das kommt mit der Erfahrung", sagte er.

Auf eben diese setzt beim Gastspiel in Hessen auch Smith — wie auch auf lautstarke Unterstützung aus Liverpool. "Es werden viele Fans aus meiner Heimat kommen", sagte der Brite: "Anschließend werden wir eine wilde Party feiern."

Ratschläge für den Kampf gegen Smith dürfte Zeuge vom Sauerland-Kollegen Abraham erhalten. Der 37-Jährige, dessen Stern 2006 in Wetzlar mit dem legendären Sieg trotz Kieferbruchs gegen den Kolumbianer Edison Miranda aufging, bezwang Smith bereits zweimal nach Punkten.

(sid)
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