Erstes großes Turnier in Deutschland Nowitzki setzt in Berlin auf den Heimvorteil

Berlin · Ein großes Turnier in der Heimat ist für Superstar Dirk Nowitzki auf seine alten Tage ein absolues Highlight. Ab Samstag steht der 37-Jährige erstmals seit vier Jahren wieder bei einer EM auf dem Parkett.

Basketball-EM: die fünf Stars
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Die fünf Stars der EM

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Dirk Nowitzki hat in seiner langen Karriere nie nach einer Sonderbehandlung gefragt, doch bei seiner letzten Basketball-EM gönnt sich der Superstar einen kleinen Luxus. Während sich seine Kollegen Doppelzimmer teilen, hat der 37-Jährige im Berliner Teamhotel mit seiner Frau Jessica und den Kindern Malaika und Max ein Apartment bezogen. Dass der Power Forward überhaupt noch mal für Deutschland dabei ist, liegt vor allem am Spielort.

"Wenn die EM woanders stattgefunden hätte, wäre das in meinem Alter kein Thema mehr gewesen", sagte Nowitzki. Doch die "Basketballstadt Berlin" habe den NBA-Profi der Dallas Mavericks gereizt, schließlich hat er bislang trotz mehr als 18 Jahren in der Nationalmannschaft und 148 Länderspielen kein wichtiges Turnier zu Hause gespielt. "Es ist schön, dass ich mit 37 bei so einer Heim-EM dabei sein darf und total gesund bin. Es kribbelt schon", sagte Nowitzki vor dem Auftaktmatch in Gruppe B am Samstag (15.00 Uhr/ZDF) gegen Außenseiter Island.

Am Mittwoch reiste Nowitzki in der Hauptstadt an, absolvierte zum Auftakt ein etwa 150-minütiges Training. Danach schrieb er gewohnt gelassen Autogramme und machte Fotos. Natürlich wird er überall erkannt und will nach einer harten Vorbereitung einen guten Eindruck hinterlassen. "Die Fans müssen uns tragen. Das wird auf jeden Fall großen Spaß machen, denn alle Spiele sind ausverkauft", sagte der Würzburger.

Vor jeweils 12.500 Zuschauern wird in der Arena am Ostbahnhof gespielt. In der Sechser-Gruppe mit Island, Spanien, Serbien, Italien und der Türkei muss mindestens Platz vier her. Nowitzki sprach immer wieder von einer "Hammer-Gruppe", aus der man "erst mal rauskommen muss". Erst wenn die DBB-Auswahl in der Finalrunde in Lille/Frankreich steht, dürfe man wirklich an Olympia denken.

Um eine Chance zu haben, 2016 in Rio de Janeiro dabei zu sein, muss mindestens EM-Platz sieben her. Co-Kapitän Nowitzki soll dabei eine wichtige Rolle einnehmen. "Dirks Trend ist aufsteigend. Er weiß, wie man solch ein Turnier spielt", sagte Bundestrainer Chris Fleming.

2002 holte Nowitzki mit der Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) WM-Bronze, drei Jahre später EM-Silber. Absolutes Highlight war jedoch die Olympia-Teilnahme 2008 in Peking, auch wenn das Team in China schon in der Vorrunde ausschied. "Olympia 2008 war eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens", schwärmte Nowitzki am Donnerstag. Damals durfte er als deutscher Fahnenträger ins Stadion marschieren. Für ihn sind es Erinnerungen, die er 2016 gerne auffrischen würde. "Natürlich ist Rio ein Traum", sagt er.

Auch deswegen ist Nowitzki nach vierjähriger Pause ins Nationalteam zurückgekehrt. Seine unbestrittene Klasse deutete der NBA-Champion von 2011 dabei mehrfach an, allerdings nicht mehr mit der Konstanz vergangener Tage. "Die ersten Wochen waren schwer für mich. Ich habe mich immer einen Schritt zu langsam gefühlt", sagte Nowitzki: "Aber wenn die EM beginnt, will ich bei 100 Prozent sein."

Mittlerweile hat sich "Dirkules" auch an die vielen neuen Gesichter um sich herum gewöhnt. Bei seinen zuvor letzten Auftritten für den DBB vor vier Jahren bei der EM in Litauen waren die meisten Mitspieler noch gar nicht dabei. Auch deswegen sagte er kürzlich: "Ich bin so ein bisschen der Opa von manchen, aber ich verhalte mich meistens auch nicht wie 37."

Nowitzki und Co haben zudem in der aktuellen Diskussion um Flüchtlinge mit einer Spende ein Zeichen gesetzt und sich für die Unterstützung der Hilfsbedürftigen stark gemacht. Jeder der zwölf Nationalspieler spendete jeweils 1000 Euro, der Deutsche Basketball Bund (DBB) verdoppelt die Summe und rundet auf 25.000 Euro auf. Das Geld kommt der gemeinnützigen Organisation Pro Asyl zugute."Wir als Spieler wollten mit dem Verband zusammen zeigen, dass wir großes Mitgefühl haben und hinter den Menschen stehen, die sich für diese Leute einsetzen", sagte Co-Kapitän Heiko Schaffartzik am Donnerstag in Berlin. Die Idee zur Spende kam aus der Mannschaft.

(sid)
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