Basketball-EM Schwache ARD-Quote bei deutscher Pleite

Dirk Nowitzki und Co. müssen nicht nur bei der EM-Vorrunde in Berlin kämpfen: Auch beim TV-Publikum haben die deutschen Basketballer einen schweren Stand und bringen ARD und ZDF mit lediglich einstelligen Marktanteilen bestenfalls mäßige Quoten.

Basketball-EM: Dirk Nowitzki nach Pleite gegen Türkei gefrustet
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Deutschland nach Niederlage gegen Türkei gefrustet

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Dirk Nowitzki und Co. haben bei der Heim-Vorrunde der Basketball-EM in Berlin vom deutschen TV-Publikum einen Korb bekommen. Bei den ersten drei Auftritten der Gastgeber knackten die Liveübertragungen im ZDF und zuletzt bei der ARD mit immer größerer Mühe zwar immerhin noch die Schallmauer von einer Million Zuschauer, verfehlten aber mit sinkender Tendenz immer deutlicher einen als ansprechend geltenden Marktanteil (MA) im zweistelligen Bereich.

Wie weit die Nationalmannschaft mit Superstar und Rückkehrer Nowitzki von einem Spätsommermärchen mit hohen Einschaltquoten entfernt ist, verdeutlichte der abermals ernüchternde Zuspruch bei der 75:80-Pleite am Dienstag gegen die Türkei: Ganze 1,05 Millionen Zuschauer wollten das zum Schlüsselspiel ausgerufene Duell sehen und brachten der ARD mit 5,7 Prozent den zweitschlechtesten Wert ihres gesamten Tagesprogramms — nur "Das Waisenhaus für wilde Tiere" am Vormittag hatte eine noch schwächere Quote (5,1).

"Basketball ist in Deutschland trotz eines Dirk Nowitzki noch immer nicht auf dem Level anderer Sportarten angekommen", konstatierte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky am Mittwoch vor den letzten Gruppenspielen am Mittwochabend gegen Italien und am Donnerstag gegen Spanien: "Die Sportart befindet sich hierzulande noch in einer Entwicklungsphase, in der die breite Zuschauerschaft leider noch nicht erreicht werden konnte."

DBB-Präsident Ingo Weiss (Münster) mochte jedoch nicht verzagen. "Wir können mit der Quote sehr gut leben. Es wurde aber mit den Anstalten kein konkretes Ziel vereinbart. Es gab keine Vorgaben."

Davon lässt sich Präsident Alfons Hörmann vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) indes nicht blenden: "Eine solche Entwicklung zeigt, wie schwer es ist, Sportarten so zu positionieren, dass sie auch wirklich öffentliche Wahrnehmung erfahren. Es ist einmal mehr ein gewisses Signal dahingehend, dass die alles überlagernde Fußball-Berichterstattung für andere Sportarten mehr und mehr zum Problem wird", sagte Hörmann.

Umso mehr betonte Weiss den Wert der öffentlich-rechtlichen Bühne: "Es geht auch darum, den sportbegeisterten Zuschauern eine Plattform zu geben, um hochklassigen Basketball zu sehen."

Das Angebot nimmt der TV-Zuschauer aber nur bedingt an. Schon das ZDF hatte am EM-Auftaktwochenende mit dem DBB-Sieg gegen Island (1,14 Millionen Zuschauer/MA: 9,2) und der Last-Minute-Niederlage gegen Vizeweltmeister Serbien (1,1/6,5) bestenfalls mäßige Werte vermelden können.

Dabei sollte Potenzial grundsätzlich vorhanden sein: Beim sensationellen EM-Triumph der Basketballer vor 22 Jahren saßen geradezu sagenhafte fünf Millionen Zuschauer vor den TV-Geräten.

Auf eine Debatte über die begrenzt erscheinende Zugkraft des aktuellen Live-Konzeptes bei den Wunschsendern nahezu aller Sportarten außer (Quoten-)"König Fußball" will sich die DBB-Spitze offenbar zumindest während des EM-Turniers nicht einlassen. "Die Stimmung rund um die EM ist extrem positiv. Wir bekommen ein gigantisches Feedback, auch von Nicht-Basketballern, die vor dem Fernseher sitzen", behauptete Generalsekretär Wolfgang Brenscheidt.

Hörmann sieht die Situation realistischer: "Man muss sich schon die Frage stellen, warum es nicht gelingt, gerade unter dem Aspekt der Teilnahme von zwei Weltstars wie Dirk Nowitzki und Dennis Schröder mehr Interesse zu erzeugen."

Basketball hat nicht als erste und schon gar nicht als einzige Sportart im Schatten des Fußballs ein erhebliches Reichweiten-Problem. Brenscheidt bleibt allerdings positiv gestimmt:
"Über eine Million ist für uns gut."

Ob auch ARD/ZDF zufrieden sind, dürfte jedoch zumindest fraglich sein. Am Tag vor dem Türkei-Spiel erreichte das Erste jedenfalls mit seinem Standardprogramm weitgehend fast doppelt so hohe MA-Werte.

Entscheidungen über weitere Sport-Engagements außerhalb des Fußballs will Balkausky, sicher nicht zuletzt vor dem Hintergrund des bevorstehenden Wechsels der Olympia-Rechte zum Privatsender Eurosport, von einer Analyse abhängig machen: "Wir werden die EM in Ruhe auswerten. Leider ist das ausbleibende Zuschauerinteresse nicht nur ein Thema beim Basketball, sondern bei vielen Sportarten, die im Sommer stattfinden."

(sid)
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