Reitturnier in Hagen Totilas feiert grandioses Comeback

Hagen · Glanzvolles Comeback vor großer Kulisse: 130 Journalisten, zehn TV-Teams und über 3000 Besucher staunten in Hagen am Teutoburger Wald nicht schlecht, als das Millionenpferd Totilas unter Reiter Matthias Rath (Kronberg) alle Kritiker Lügen strafte und gleich bei seinem ersten Start im Olympiajahr mit einem Weltklasse-Ergebnis von 83,809 Prozent den Grand Prix gewann. Mit Spannung blickt man nun der Kür am Sonntag entgegen, wenn Totilas erstmals zur Musik des "King of Pop" Michael Jackson tanzt.

Totilas triumphiert in Hagen
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Zweite bei Horses und Dreams wurde die Britin Laura Bechtolsheimer mit dem 15 Jahre alten Wallach Mistral Hojris (82,745 Prozent). Der deutsche Shooting-Star Kristina Sprehe (Dinklage) mit dem Hengst Desperados kam in ebenfalls starken 81,809 Punkten auf Rang drei und rundete den gelungenen Auftritt der Gastgeber ab.

"Ich bin zufrieden, dass es heute so gut geklappt hat. Wir haben allen gezeigt, dass wir im Winter gut gearbeitet haben", sagte Rath. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich bin überglücklich", meinte auch Raths Stiefmutter Ann Kathrin Linsenhoff. Die Dressur-Olympiasiegerin von 1988 schien am Wettkampf-Viereck den Tränen nahe.

Ein wenig Genugtuung mag man im Lager Rath/Linsenhoff angesichts der vielen Unmutsäußerungen in den vergangenen Wochen wegen der ständigen Verschiebungen des Saisonstarts auch verspürt haben. "Wir haben heute gezeigt, dass wir es mit der Vorbereitung genau richtig gemacht haben", meinte Rath, der Totilas zuletzt vor acht Monaten bei der EM in Rotterdam geritten hatte. Damals stürzte das Paar auf Rang fünf in der Kür ab — der Wunderhengst verlor seinen Zauber.

Die Wiederauferstehung des Wunderpferdes

Nun feierte das Duo so etwas wie eine Wiederauferstehung. Rath und Totilas machten sich frei vom riesigen Erwartungsdruck und schwebten durch die Lektionen. Es gab keinen Patzer. Selbst die Einerwechsel gelangen, und die Piaffen zelebrierte der lackschwarze Hengst nur so vor Freude. Lediglich der Schritt war nicht optimal, "doch daran können wir ja noch arbeiten", sagte Rath, der von Zentnerlasten befreit schien.

Auch Totilas-Mitbesitzer Paul Schockemöhle konnte tief durchatmen. Europas größter Pferdehändler aus dem Oldenburger Land hatte den als Jahrhundert-Hengst gepriesenen Totilas im Herbst 2010 für geschätzte zehn Millionen Euro in den Niederlanden gekauft — auch, um der deutschen Equipe bei Olympia wieder Chancen auf Gold einzuräumen. Zuletzt musste Schockemöhle bei den sportlichen Rückschlägen schwer schlucken — nun wirkte der 67-Jährige wie befreit: "Das war ein tolles Comeback. Jetzt kann man sagen, sie sind ein gestandenes Paar."

Auch die Konkurrenz aus den Niederlanden und Großbritannien dürfte mit Blick auf Olympia durch den Grand Prix von Rath aufgeschreckt sein, immerhin näherte sich das Ergebnis den Rekordwerten. "Für Matthias war es der beste Grand Prix mit Totilas", sagte Vater Klaus-Martin Rath nicht ohne Stolz. Und auch Totilas eigene Rekordmarke aus dem Jahr 2009 unter Edward Gal mit 84,085 Punkten geriet in Gefahr.

Zur Freude des deutschen Anhangs konnte auch Kristina Sprehe mit ihrem dritten Platz auf Desperados überzeugen. Die erst 25 Jahre alte Studentin wird mehr und mehr zur ernsthaften Bewerberinn auf eines der drei Olympia-Tickets. "Mein Ziel ist es, gut zu reiten. Wir sind von Turnier zu Turnier besser geworden, und wir können uns immer noch steigern", sagte die Newcomerin.

Nicht ganz optimal verlief der Auftakt der Kür-Tour für die etablierten Stars der deutschen Szene. Die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth (Rheinberg) mit ihrem Pferd Warum nicht und die ehemalige Doppel-Weltmeisterin Nadine Capellmann (Würselen) mit Girasol mussten sich mit den Rängen zehn und elf begnügen. Zumindest für Werth galt allerdings, dass sie nicht mit einem ihrer beiden Top-Pferde an den Start gegangen war.

(sid)
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