Tischtennis-WM Wunderkind zaubert weiter — Solja verpasst Mixed-Finale
Düsseldorf · Für die Mannschafts-Olympiazweite Petrissa Solja (Berlin) ist bei der Tischtennis-WM in Düsseldorf der Traum vom historische Titelgewinn im Mixed geplatzt. Der Siegeszug des 13-jährigen Japaners Tomokazu Harimoto geht dagegen weiter.
Die 23-jährige Solja und der chinesische WM-Zweite Fang Bo verloren im Halbfinale gegen das japanische Duo Mahura Yoshimura/Kazumi Ishikawa trotz 2:0- und 3:1-Satzführungen mit 3:4 und müssen sich mit Bronze begnügen. "Es ist keine Enttäuschung, aber natürlich ist es schade und auch ärgerlich, dass wir die 3:1-Führung liegen gelassen haben", sagte Solja nach dem Semifinalmatch in der mit 8000 Zuschauern ausverkauften WM-Arena. Das Duo Yoshimura/Ishikawa besiegte später im Finale in der ausverkauften Messehalle die Taiwanesen Chen Chien-An/Cheng I-Ching mit 4:3 und sicherte sich den Titel.
Japans Tischtennis-Wunderkind Tomokazu Harimoto steht derweil im Viertelfinale. Der erst 13-Jährige besiegte am Samstag in der Runde der besten 16 den 20 Jahre älteren Slowaken Lubomir Pistej mit 12:10, 11:8, 11:9, 9:11, 11:9. Der Japaner ist die Nummer 69 der Weltrangliste. Pistej, der schon seine 15. WM bestreitet, wird im Welt-Ranking an Position 156 geführt. Harimotos Gegner im Viertelfinale wird zwischen den Chinesen Lin Gaoyuan und Xu Xin ermittelt.
Der frühere EM-Fünfte Ruwen Filus (Fulda) schied im Herren-Einzel als drittletzter Deutscher im Achtelfinale aus. Der Defensivstratege zwang den hochfavorisierten Weltranglistenzweiten Fan Zhendong (China) durch eine couragierte Leistung allerdings über sechs Sätze (2:4).
Nach dem Aus von Filus tragen nur noch die Top-10-Stars Dimitrij Ovtcharov (Hameln/Orenburg) und Timo Boll (Düsseldorf) die Hoffnungen des Deutsche Tischtennis-Bundes (DTTB) auf eine zweite Medaille bei der Heim-WM. Boll spielt am Samstagabend (19.15 Uhr) gegen den Portugiesen Marcos Freitas um den Einzug ins Viertelfinale, während Ovtcharovs Achtelfinale gegen den Japaner Koki Niwa erst für Sonntagvormittag (11 Uhr) angesetzt ist.
Bundestrainerin lobt Solja trotz Niederlage
Bundestrainerin Jie Schöpp wolte ihrer Topspielerin Solja keine Vorwürfe machen. "Sie hat für ihre Verhältnisse außerordentlich gut gespielt. Aber die Japaner sind ein eingespieltes Weltklasse-Doppel. Und Fang Bo war sehr nervös, verkrampft und hat sicher großen Erfolgsdruck verspürt, weil für China nur Gold zählt und er sich in der Rolle des Anführers gefühlt haben dürfte. Sein Trainer hat ihn auch weniger gelobt als ich. Am Ende war es eine Sache der Nerven."
Auch ohne den erträumten Titel wollte die gebürtige Chinesen das Experiment nicht als gescheitert bezeichnen: "Für uns ist die Medaille sehr schön, und wenn sich die Gelegenheit noch einmal ergibt, würde ich wieder zustimmen. Wir, aber eigentlich auch alle anderen und die Zuschauer hatten dadurch nur Vorteile."
Tatsächlich hatte Soljas Halbfinaleinzug mit Fang durch den automatischen Gewinn von Bronze besondere Bedeutung für das deutsche Tischtennis: Vor Solja hatte zuletzt vor 46 Jahren die gebürtige Engländerin Diane Schöler im gleichen Wettbewerb als Dritte (mit Eberhard Schöler) eine WM-Medaille für die Damen des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) in einem der fünf Wettbewerbe für Einzelspieler gewonnen.
Nach dem Halbfinal-Aus von Solja/Fang in Düsseldorf bleibt im gleichen Bereich die Berliner DDR-Spielerin Gabriele Geißler in der Nachkriegsgeschichte durch ihr Einzel-Silber von 1969 in München die einzige gebürtige Deutsche in einem WM-Finale. Den bisher einzigen WM-Titel für Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg gewannen Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner 1989 in Dortmund im Herren-Doppel.
Chinesisches Finale bei den Damen
Zum zwölften Mal nacheinander bestreiten zwei Chinesinnen das Finale im Damen-Einzel. Titelverteidigerin Ding Ning besiegte im Halbfinale die japanische Asienmeisterin Miu Hirano 4:1, während Zhu Yuling durch ein 4:3 gegen die bisherige WM-Zweite Liu Shiwen (ebenfalls China) in das Endspiel am Sonntag (13.30 Uhr) einzog.
Zum bislang letzten Mal war das WM-Finale im Damen-Einzel 1993 eine internationale Angelegenheit: In Göteborg holte die Südkoreanerin Hyun Jung-Hwa gegen die Chinesin Chen Jing auch Gold.