66. Titel Düsseldorf bleibt Tischtennis-Hochburg

Frankfurt/Main · Nach vielen Verletzungen in der Hauptrunde eigentlich schon gescheitert, gelingt im Finale ein 3:1 gegen Saarbrücken.

Tischtennis-EM 2012: Bolls historischer Triumph
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Am Samstagabend hatte der FC Bayern München mit dem DFB-Pokalsieg gegen Dortmund vorgelegt, gestern zogen die Tischtennis-Profis von Borussia Düsseldorf nach. Im ewigen Fernduell der Klubs liegen die Rheinländer seit ihrem 3:1-Erfolg im Finale der deutschen Meisterschaft gegen den 1. FC Saarbrücken TT wieder vorn. Vor 2800 Zuschauern in der Frankfurter Fraport-Arena holte sich das Team des niederländischen Trainers Danny Heister seinen insgesamt 66. Titel — die Bayern-Fußballer kommen auf 65. Es war allerdings ein hartes Stück Arbeit, bis die 28. deutsche Meisterschaft der Düsseldorfer unter Dach und Fach war, und ein langwieriges dazu.

Denn schon vor dem ersten Ballwechsel hatte Borussia ein neues Kapitel der langen Sport-Geschichte "Phönix aus der Asche" geschrieben. "Eigentlich wären Enno und ich doch jetzt in Andalusien, Kreta oder sonstwo", sagte Jo Pörsch, der Geschäftsführer der Düsseldorfer, kurz vor dem Auftakteinzel mit Blick auf Manager Andreas "Enno" Preuß. "Vor ein paar Wochen waren wir so weit vom Finale weg, dass wir mit der Urlaubsplanung beginnen konnten." Zum Glück taten sie es nicht - denn nach der Schützenhilfe des Post-SV Mühlhausen wären teure Umbuchungsgebühren auf die beiden zugekommen.

Am letzten Hauptrundenspieltag war der Rekordmeister praktisch raus aus den Play-offs. Doch dann siegte der Drittletzte Mühlhausen sensationell beim Tabellenvierten Bergneustadt, und Borussia rutschte noch hinein ins Halbfinale. Mit einem Schlag war die unglaubliche Verletzungsserie vergessen, die jeden einzelnen Spieler im Düsseldorfer Kader in dieser wechselhaften Saison zurückgeworfen hatte. "Es war die Seuche", erinnerte sich Preuß, der dann jedoch ein denkwürdiges Halbfinale erlebte, in dem seine Truppe Vorrundensieger TTC Fulda-Maberzell im Hinspiel mit 3:0 Spielen und 9:0 Sätzen von der Platte prügelte und so bereits den Weg nach Frankfurt ebnete.

Zufrieden waren sie in Düsseldorf deshalb freilich noch lange nicht. Darauf angesprochen, dass Borussia doch allein mit dem Finaleinzug schon Unglaubliches geleistet habe, sagte Trainer Danny Heister nur knapp: "Verlieren ist trotzdem scheiße." Das sah Timo Boll offenbar ähnlich und fertigte den Saarbrücker Bojan Tokic im ersten Spiel mit 3:1 Sätzen ab. Doch ein Selbstläufer wie im Halbfinale gegen Fulda stand gestern nicht auf dem Programm. Saarbrückens Nummer eins, der Portugiese Tiago Apolonia, verhinderte mit seinem 3:0-Erfolg über den Griechen Panagiotis Gionis eine frühe Weichenstellung. Für Gionis war es sein letzter Auftritt im Düsseldorfer Trikot - er verlässt den Klub ebenso wie Nationalspieler Patrick Franziska, der zum Finalgegner Saarbrücken wechselt und nicht zum Einsatz kam.

Es blieb spannend, vor allem im vierten Satz des Duells zwischen Borussias indischem Nationalspieler Sharath Kamal Achanta und dem Franzosen Adrien Mattenet. "Kamal hat die wichtigen Punkte gemacht, das muss man anerkennen", lobte Mattenet nach dem entscheidenden 14:16 aus seiner Sicht. Der Rest war Chefsache: Boll legte sich Apolonia einen Satz lang zurecht, zog dann eindrucksvoll durch.

"Wir sind alle happy, dass wir das geschafft haben", sagte Franziska trotz seiner Spielpause. "Die Jungs haben das prima gemacht, und heute bin ich noch einmal ganz Borusse." Ganz so, wie Boll es seit Jahren ist und weiter bleibt. "Doch dieser Titel", kommentierte der Weltranglisten-Zehnte gerührt, "hier in Frankfurt ist für mich als Hesse etwas ganz Besonderes."

(jol)
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