Ex-Keeper wird Wrestler Wiese lässt die Muskeln spielen

Düsseldorf · Der Ex-Nationalkeeper hat eine neue Berufung gefunden. Noch in diesem Jahr will er als Wrestler den Ring betreten. Im Trainingslager in Florida sollen nun die Grundlagen gelegt werden.

Tim Wiese – Nationalkeeper, Hoffenheim-Flop, Wrestler
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Das ist Tim Wiese

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Foto: dpa

Es gab einmal eine Zeit, da wurde Tim Wieses Name im engsten Zusammenhang mit bedeutenden internationalen Fußballturnieren genannt. 2010 war das, bei der Weltmeisterschaft in Südafrika, als der damalige Bremer Torhüter kurz davor stand, den verletzten René Adler im deutschen Kasten zu vertreten. Nur knapp verlor Wiese damals das Rennen gegen Manuel Neuer, der seine Chance nutzte und die unumstrittene Nummer eins im deutschen Tor wurde.

Immerhin war Wiese aber am Kap der guten Hoffnung dabei, so wie auch zwei Jahre später bei der EM-Endrunde in Polen und der Ukrainer. Zu Einsätzen reichte es freilich nicht, die musste sich der gebürtige Bergisch Gladbacher schon in sechs Freundschaftsspielen im Trikot mit dem Adler auf der Brust holen.

Im Vorfeld der EM 2016 ist Tim Wiese nun wieder in aller Munde - nur geht es dabei nicht mehr um Fußball. Schon länger erinnert die Figur des 34-Jährigen an die der legendären Comic-Figur Wastl, die in den 60er- und 70er-Jahren förmlich aus ihrem gelben Kostüm platzte. Er hatte auch im November 2014 einen Showauftritt für die Serie World Wrestling Entertainment (WWE) in Frankfurt am Main, fabulierte danach immer wieder davon, demnächst richtig in die Wrestling-Szene einzusteigen.

Jetzt ist es endlich soweit. "Ich habe dafür so hart trainiert, und ich bin begeistert von der Chance", sagt Wiese auf der Internetseite der WWE, die den früheren Keeper des SC Fortuna Köln, des 1. FC Kaiserslautern, des SV Werder Bremen und der TSG Hoffenheim in ihr Trainingszentrum in Orlando (Florida) eingeladen hat. Dort soll er für künftige Einsätze im Ring ausgebildet werden.

Ob sein neues Leben als Muskelberg wirklich ein würdiger Ersatz für das Leben als Profifußballer sei, fragte ihn das Magazin "11 Freunde" kürzlich. Wieses Antwort kam so, wie Wiese eben ist: "Ich habe mein Training, ich lebe diszipliniert, ich sehe gut aus und habe Kraft für zwei - ich kann nicht klagen." An Selbstbewusstsein hat es dem Rheinländer nie gemangelt - eine Qualität, die er im Showgeschäft Wrestling bestens gebrauchen kann. Aber was reizt einen 34-Jährigen, der ja durchaus noch eine Weile im Gehäuse eines Profiklubs hätte stehen können, an der Aussicht, einen Gegner vor johlendem Publikum auf die Bretter zu schleudern, möglichst spektakulär in die Seile zu springen und dabei auch noch schauspielerische Qualitäten in die Waagschale zu werfen? Es ist ganz einfach sein Traum, den er seit Ende seiner Kicker-Laufbahn immer wieder öffentlich gemacht und den er durch das systematische Aufpumpen seines Körpers unterstrichen hat. Jetzt hat er es geschafft, wobei WWE-Vizepräsident Paul Levesque freilich noch vorsichtig ist: "Falls in Florida alles gut geht, wird er seine Chance im Ring bekommen."

Vom 2. bis 9. November findet die Deutschland-Tour der WWE statt. Auftritte sind in Frankfurt/Main, München, Oberhausen und Berlin geplant - gut möglich, dass Wieses tätowiertes Muskelgebirge dann in voller Aktion zu sehen ist. "Vielleicht war Hoffenheim damals nicht bereit für einen wie mich", vermutete er im "11 Freunde"-Gespräch. Die deutschen Wrestling-Fans dagegen sind ganz sicher bereit für ihn.

(jol)
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