Erstes Interview nach dem Sex-Skandal Tiger Woods: "Ein Leben voller Lügen gelebt"

New York (RPO). Golf-Superstar Tiger Woods ist bei seinen ersten Interviews nach Bekanntwerden seiner zahlreichen Sexeskapaden hart mit sich ins Gericht gegangen, hat aber auch Zuversicht verbreitet. "Ich habe ein Leben voller Lügen gelebt. Und ich habe viele Dinge getan, die eine Menge Leute verletzt haben", sagte der Kalifornier in jeweils fünfminütigen Gesprächen mit den US-Fernsehsendern ESPN und Golf Channel in seinem Haus im Orlando-Nobelvorort Isleworth.

Woods entschuldigt sich vor Millionen-Publikum
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Wenn man nichts mehr verleugne und wahrhaftig sehe, wer man wirklich sei, "kann das sehr hässlich sein", so Woods, der dennoch zuversichtlich in die Zukunft schaut: "Wenn du dich dann dieser Situation stellst, kannst du sie meistern und damit umgehen. Das ist die Stärke, die ich momentan fühle. Niemals habe ich mich so stark gefühlt."

Die 45-tägige Therapie gegen seine vermeintliche Sexsucht habe ihm sehr geholfen. "Wenn du so lange da bist, lernst du eine Menge. Ich werde weitere Therapien und Behandlungen haben", sagte der 34-Jährige, der sich nach eigenem Bekunden nicht in der Lage sah, seinen Trieb zu beherrschen. "Ich habe versucht, es zu stoppen, konnte es aber nicht. Es war da, es war ein Horror", so Woods, der seine Ehefrau Elin mit mehr als einem Dutzend Frauen, darunter auch Prostituierte, betrogen haben soll.

Tod des Vaters warf Woods zurück

Er habe zu dieser Zeit die Kontrolle über sein Leben verloren. "Ich habe mit der Meditation aufgehört, mit dem Buddhismus. Ich fühlte mich wie ausgewechselt. So hatte ich mich nie zuvor gefühlt", schilderte Woods, dem in dieser Phase vor allem ein spezieller Rückhalt fehlte: Vater Earl Woods, der im Mai 2006 gestorben war.

"Ich hatte mit ihm immer so viele Gespräche geführt. Das ist etwas, was ich vermisse. Mir fehlt seine Führung, speziell in dieser Situation. Mit seiner Hilfe hätte ich es geschafft. Er hätte mir schon die passenden Worte gesagt", erklärte Woods. Er betonte, niemand aus seinem Umfeld habe von seinen Eskapaden etwas gewusst. "Keiner war eingeweiht. Wenn es so gewesen wäre, hätte mich vielleicht jemand gestoppt oder es zumindest versucht", sagte die Nummer eins der Golfwelt.

Etwas flau im Magen ist Woods, wenn er an sein Comeback am 8. April beim US Masters in Augusta denkt. "Ich habe das Spiel, den Wettkampf vermisst. Ich bin aber auch etwas nervös", so Woods, der nicht weiß, wie ihn die Zuschauer empfangen werden. "Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen kleinen Applaus", hofft Woods.

Vom Vorbild zur Witzfigur

Es schmerze ihn besonders, dass er vom großen Vorbild zu einem Menschen geworden ist, über den Witze gemacht werden. "Das ist sehr schmerzhaft. Aber ich kann die Leute verstehen, denn mein Verhalten war ekelhaft. Für mich selbst ist es kaum zu verstehen, dass ich all das getan habe", sagte Tiger Woods.

Seine Fehltritte verarbeiten will er später auch gemeinsam mit seinen beiden kleinen Kindern. "Ich will mit ihnen darüber reden, so lange, wie sie es wollen. Das sind Gespräche, die geführt werden müssen", so Woods, der in den Interviews ein neues Armband trug. Dazu Woods: "Das kommt aus dem Buddhismus, es steht für Schutz und Stärke. Und das kann ich beides sicherlich brauchen." Erstmals angezogen habe er es vor der ersten Therapie-Sitzung, tragen werde er es auch beim Masters und darüberhinaus "für den Rest meines Lebens".

(SID/can)
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