Zoff bei Schwimm-WM Rupprath bezeichnet Lambertz-Kritik als "respektlos"

Bei der WM in Budapest sollte es endlich wieder aufwärts gehen für den Deutschen Schwimm-Verband. Doch das enttäuschende Abschneiden der DSV-Athleten hat die Position des Bundestrainers Henning Lambertz nochmals geschwächt.

 Philip Heintz kritisierte den Bundestrainer öffentlich.

Philip Heintz kritisierte den Bundestrainer öffentlich.

Foto: dpa, ahe wie

Rückendeckung bekam Lambertz von Ex-Weltmeister Thomas Rupprath.

Es passte ins Bild dieser aus deutscher Sicht so unglücklichen Schwimm-WM in Budapest, dass nicht einmal Retterin Franziska Hentke ein Happy End vergönnt war. Als die Vize-Weltmeisterin nach der einzigen Siegerehrung mit deutscher Beteiligung vom Podium stieg, verpasste sie die letzte Treppenstufe und zog sich eine schmerzhafte Bänderdehnung zu.

Dabei war Hentke der mit Abstand größte deutsche Lichtblick einer ansonsten von Misserfolgen, Missverständnissen und Missstimmung geprägten WM für den DSV. Mit ihrem zweiten Platz über 200 Meter Schmetterling hatte die 28-Jährige verhindert, dass der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) nach zwei Nullnummern in Folge bei Olympia auch die erste WM ohne Medaille der Beckenschwimmer erlebte.

Die Bilanz bleibt trotzdem deprimierend: Bei 25 Starts an acht Wettkampftagen war der DVS in nur fünf Endläufen vertreten. Niemand außer Hentke war besser als Siebter, die einzigen deutschen Rekorde stammen von Aliena Schmidtke über 50 Meter Schmetterling - einer nicht-olympischen Disziplin. Von den drei Staffeln, die alle das Finale erreichen sollten, schaffte es nur eine - als Nachrücker wegen einer Disqualifikation.

DSV steht hinter Bundestrainer Henning Lambertz

Chefbundestrainer Henning Lambertz rückte aufgrund des ausgebliebenen Aufschwungs, seines neues Trainingskonzepts und angeblicher Kommunikationsprobleme in den vergangenen Tagen vermehrt ins Zentrum mancher Kritik. Der DSV steht derzeit aber felsenfest hinter ihm.

Das Abschneiden in Budapest wertete Lambertz überraschend positiv. "Manches ist nicht optimal gelaufen, aber insgesamt macht uns das Auftreten hier Mut für die Zukunft", sagte er: "Natürlich wünscht man sich von dem ein oder anderen einen Tick mehr. Aber im Grunde genommen wurden die Erwartungen erfüllt. Von daher ist alles erstmal so in Ordnung."

Dass sich der Rückstand zur Weltspitze seit dem Olympia-Debakel von Rio nicht verringert hat, gestand auch Lambertz ein. "So richtig rangerückt sind wir noch nicht", sagte er: "Der Abstand ist noch so, wie er war. Aber das ist normal und logisch. Das Aufarbeiten von Baustellen geht nicht innerhalb von vier, fünf Monaten."

Auf die Nachfrage, ob er seinen Führungsstil überdenken müsse, antwortete Lambertz: "Mein Team bestätigt mir jeden Tag ein wahnsinnig harmonisches, kommunikatives und freundliches Miteinander. Und ich glaube nicht, dass mich alle anlügen."

Rupprath rügt Heintz

Philip Heintz hatte dem Bundestrainer nach seinem enttäuschenden siebten Platz über 200 Meter Lagen falsche Trainingsgestaltung und mangelndes Vertrauen vorgeworfen. Sehr zum Ärger von Ex-Weltmeister Thomas Rupprath. Rupprath kritisierte Heintz für dessen öffentliche Attacke.

"Ich finde es respektlos, während einer WM einen Bundestrainer anzugreifen. Das ist nicht sein Niveau. Eigentlich ist Philip ja ein ordentlicher Bub. Vielleicht hat er was Schlechtes gegessen", sagte Rupprath, dessen Heimtrainer Lambertz früher war, der "Bild am Sonntag".

"Der Respekt sollte bewahrt werden, unabhängig davon, ob man den anderen leiden kann. Das hat Philip nicht getan", erläuterte der frühere Champion über 50 Meter Rücken weiter: "So zu kommen wie er, ist der falsche Ansatz." Zudem forderte Rupprath den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) zu einer Strafe für Heintz auf. Lambertz und Heintz beiden haben sich allerdings inzwischen ausgesprochen.

Sein Ex-Coach Lambertz sei "ein exzellenter Trainer", versicherte Rupprath: "Als Bundestrainer kriegst du nur auf die Fresse. Und das muss für ihn echt schwierig sein. Aber diesen Sturm wird er überstehen." Als einzigen Fehler Lambertz' sieht Rupprath die Nominierung des im Halbfinale gescheiterten 2015er-Weltmeisters Marco Koch trotz verfehlter Norm. "Das gab es nicht mal bei Michael Groß. In den USA mussten sich auch Michael Phelps und Ryan Lochte immer wieder qualifizieren", sagte er: "Das muss bei uns auch so sein."

(dpa)
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