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Turnier in Brüggen Squash kämpft um die Zukunft

Brüggen · In Brüggen gibt es erstmals seit vielen Jahren wieder ein Weltranglistenturnier auf deutschem Boden.

 In Brüggen findet derzeit ein Weltranglistenturnier statt.

In Brüggen findet derzeit ein Weltranglistenturnier statt.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Es gibt nicht mehr viele davon in Deutschland, aber wer nach ihnen sucht, der findet sie noch. Menschen, die mit ganz viel Herzblut für eine bessere Zukunft ihres Lieblingsports Squash kämpfen. Jenes rasante Rückschlagspiel, das in den 1980er und 1990er Jahren wahre Höhenflüge vollzog, sich mittlerweile aber in einem rasanten Sturzflug Richtung Bedeutungslosigkeit befindet. Einer, der sich dagegen stemmt, ist Paul-Ludger Schmitz. Gerade richtet er in seinem Squash- und Fitnesscenter in Brüggen in Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Squashprofis (PSA) ein Weltranglistenturnier aus. Noch bis Sonntag kämpfen Spieler aus 14 Nationen um 5000 Dollar Preisgeld.

Das ist zwar nur die unterste Kategorie der PSA-Turniere - aber immerhin. Schließlich hat es so etwas in Deutschland schon lange nicht mehr gegeben. "Mindestens seit fünf Jahren nicht mehr, weiter reicht die Datenbank bei der PSA nicht zurück", erklärt Schmitz. Ein deutliches Indiz dafür, dass es um den Squashsport hierzulande im Gegensatz zum weltweiten Trend eher schlecht bestellt ist. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. In den Boomjahren schossen die Squashcenter aus dem Boden. Bis 1990 sollen es deutschlandweit rund 1000 gewesen sein, heute gibt es nur noch 672, wobei viele Center auch die Anzahl ihrer Courts reduziert haben. Wo früher Squash gespielt wurde, stehen heute vielfach Fitnessgeräte, oder es fliegen Federbälle übers Netz. Der Betrieb für die kommerziellen Anbieter rechnete sich wegen der schwindenden Nachfrage einfach nicht mehr.

Die Anzahl der Freizeitspieler lässt sich zwar nur schätzen, doch in Spitzenzeiten sollen es mehrere Millionen gewesen sein. Im Vergleich dazu war die Anzahl der in Vereinen organisierten Spieler immer verschwindend gering, doch die Mitgliederzahlen lassen tief blicken. Waren es 1993 noch knapp 28 000, so weist die Statistik des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für 2014 noch 11 765 Vereinsspieler aus. Weil es in der Folge immer weniger Mannschaften gab, wurde im vergangenen Jahr sogar die zweite Bundesliga abgeschafft.

"Auf Funktionärsebene wurden Fehler gemacht. Während des Booms wurde nicht nachgesetzt. Wer einmal weg ist, ist schwer zurückzuholen." Diese Meinung vertritt Udo Thäsler, der fürs Überleben des Squashsports kämpfen. Denn er ist nicht nur Vorsitzender des Bundesligisten Squash Tigers Brüggen, er arbeitet auch als Präsident des Landesverbandes NRW. Außerdem gehörte er zu den Revoluzzern, die bei der Vollversammlung der Landesverbände im Mai in Würzburg für eine Erneuerung des alten Präsidiums des Deutschen Squash-Verbandes (DQSV) um den Präsidenten Wolfgang Bauriedel sorgten. Seitdem ist er als Stellvertreter des neuen Präsident Steve Mann auch noch für die Finanzen des DQSV zuständig. "Das war ein echtes Aufbruchsignal, um den Squashsport in Deutschland in eine bessere Zukunft zu führen", sagt Thäsler. Wobei er schon positive Ansätze sieht. So sei das Vereinssterben in seinem Landesverband gestoppt, mit 76 Vereinen von 240 in Deutschland sei der Trend in Nordrhein-Westfalen sogar positiv.

Dennoch blicken er und seine Mitstreiter gespannt auf die anstehende Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Dort fällt die endgültige Entscheidung, ob Squash 2020 in Tokio erstmals zu den olympischen Sportarten gehört. "Wenn es so käme, wäre das natürlich eine tolle Sache, aber wir versteifen uns nicht darauf. Wir wollen auch andere Visionen entwickeln", betont Thäsler.

Als Teil Olympias würde Squash mit größerer Präsenz auch in Deutschland stärker wahrgenommen. Ein Effekt, auf den Paul-Ludger Schmitz im Kleinen auch mit seinem PSA-Turnier in Brüggen hofft. "Ich wollte etwas unternehmen, um den Sport zu stärken", sagt Schmitz. Und das geht nicht nur über mehr Aufmerksamkeit, sondern auch mit dem Element Nachwuchsförderung. Denn nur bei solchen Turnieren bekommen deutsche Talente die Chance, sich ohne großen Aufwand mit der erweiterten Weltklasse zu messen.

Fehlen wird in Brüggen freilich die Spitze des DQSV, denn die hat ausgerechnet für das Finalwochenende nach Mönchengladbach zum Workshop "Squash Vision Days" eingeladen, um Ideen für die Zukunft zu erarbeiten.

(RP)
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