Tischtennis Schweres Los für Boll dämpft Vorfreude auf den WM-Start

Düsseldorf · Timo Boll hat schon vor dem Auftakt der Tischtennis-WM in Düsseldorf Pech gehabt. Im Doppel mit Chinas Topstar Ma Long droht erneut ein frühes Aus - und im Einzel ein "Medaillen-Endspiel" gegen seinen schier unschlagbaren Doppelpartner.

Timo Boll – Rekord-Meister, Weltranglisten-Erster, Borussia Düsseldorf
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Das ist Timo Boll

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Foto: dpa/Andreas Arnold

Timo Boll ist bei der Tischtennis-WM in Düsseldorf schon vor dem Auftakt von Fortuna verlassen. Nach den Auslosungen für die am Montag beginnenden Wettbewerbe droht dem EM-Rekordsieger im Doppel mit Chinas "Dominator" Ma Long wieder das frühe Aus für alle Hoffnungen auf eine Medaille oder mehr - und im Einzel ein Duell um einen Podestplatz mit seinem schier unbezwingbaren Partner.

"Ich bin wirklich kein Glücksritter", sagte Boll dem SID nach der Einzelauslosung bei der kleinen WM-Eröffnungsfeier im Logenbereich der Arena des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf mit Galgenhumor: "Ich kann nur versuchen, das Beste daraus zu machen."

Das Los machte die letzten 48 Stunden vor dem WM-Start für Boll erst einmal zu einem gebrauchten Wochenende: Schon am Samstag hatten der Wahl-Düsseldorfer und Ma bereits für das Doppel-Achtelfinale Chinas Topduo mit Titelverteidiger Xu Xin und dem WM-Dritten Fan Zhendong zugelost bekommen. "Ein Traumlos sieht anders aus", sagte Boll darauf dem SID nach dem Sonntag-Training.

Selbst die Übungseinheit verlief nicht nach Wunsch. Denn anders als zumindest von Boll und Bundestrainer Jörg Roßkopf erhofft fand trotz überlappender Trainingszeiten kein Feintuning des "Legenden-Doppels" statt. Womöglich erachtete Chinas Teamleitung eine gemeinsames Training ihres Trumpfasses mit Boll schon als verschenkte Zeit. Die beiden Stars klatschten sich lediglich lächelnd ab, ehe Boll dem Olympiasieger und Weltmeister buchstäblich beim Abgang aus der Box für wenige Sekunden am Tisch spielerisch eine Doppelsituation demonstrierte.

Über die Wiederholung des Lospechs im Doppel von der WM 2015, als Boll/Ma bei ihrer WM-Premiere in Runde zwei ebenfalls auf Chinas Spitzenpaarung und späteren Titelgewinner "gelaufen" und gescheitert waren, wollte der deutsche Rekordmeister nicht lamentieren: "Wir sind eben nur an 17 gesetzt, weil wir keine gemeinsamen Ergebnisse haben. Die Setzungskriterien sind eben so." Bolls tapferes Lächeln wirkte jedoch eher gequält, gilt doch das Doppel in Düsseldorf als seine letzte Chance, noch einen WM-Titel zu gewinnen.

Roßkopf hatte den ganz großen Wurf zwei Tage zuvor generell, doch gerade auch wegen Boll/Ma nicht ausschließen wollen. "Wir haben mehrere Chancen. Hauptsache ist, dass endlich wieder die deutsche Fahne hochgezogen wird." 24 Stunden vor WM-Beginn schätzte der Ex-Weltmeister die Aussichten für das heißeste Eisen der Deutschen schon etwas skeptischer ein: "Wenn Timo und Ma später auf die Chinesen getroffen wären, hätten sie sich schon mehr aufeinander einstellen können und noch bessere Chancen gehabt."

Beim Blick auf die Verfassung ihre Teams hatten Roßkopf und seine Damen-Kollegin Jie Schöpp vor dem WM-Auftakt am Montag, an dem alle Aktiven des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) aufgrund ihrer Weltranglistenpositionen von der Qualifikation befreit sind, weniger Grund zu Unzufriedenheit. Alle 14 deutschen WM-Teilnehmer, darunter auch die dreifache Hoffnung Petrissa Solja (Berlin), konnten den Sonntag beschwerdefrei absolvieren.

Dem Weltranglistenfünften Dimitrj Ovtcharov und Top-20-Spielerin Solja als weitere Einzel-Trümpfe der Gastgeber hatten bei der Einzel-Auslosung später jedoch kaum mehr Glück als Boll und müssen sich ebenfalls auf Duelle mit Chinesen einstellen. Ovtcharov würde bei planmäßigem Turnierverlauf im Viertelfinale gegen den Weltranglistenzweiten Fan um eine Medaille spielen, und Solja würde im Achtelfinale gegen die WM-Liu Shiwen antreten müssen.

(sid)
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