Reit-EM Ahlmann kämpft gegen seine Freundin um Medaillen

Gesunde Konkurrenz, aber kein Beziehungsstress: Deutschlands Top-Springreiter Christian Ahlmann (Marl) kämpft bei der EM in Aachen nicht nur um deutsches Gold, sondern tritt auch gegen seine Lebensgefährtin Judy-Ann Melchior an. Die Mutter des gemeinsamen Sohnes Leon gehört zur belgischen Equipe, ist dort Ersatzreiterin.

Das ist der Springreiter Christian Ahlmann
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Foto: AP

"Das ist schon eine spezielle Situation. Aber es geht. Wir drücken uns gegenseitig die Daumen", sagt Ahlmann. Und in der Tat kann sich der 40 Jahre alte Westfale trotz aller Rivalität auf die Unterstützung seiner Frau verlassen. "Mit Taloubet reite ich ja auch eines ihrer Pferde. So hilft sie auch der deutschen Equipe", sagt der Doppel-Europameister von 2003.

Die 28 Jahre alte Judy-Ann Melchior ist eine der besten Springreiterinnen Belgiens. Sie ist die Tochter von Leon Melchior, Chef des Gestüts Zangersheide in Lanaken. Seit 2008 sind Judy-Ann und Christian ein Paar, Ende 2012 kam der gemeinsame Sohn Leon auf die Welt.

"Sie ist ein wenig spät in die Saison gestartet. Deshalb hat es bei der EM in Aachen nur zum Reserveplatz gereicht", sagt Ahlmann über seine Freundin. Die blonde Amazone ist schon seit 2005 im großen Reitsport und gewann unter anderem 2010 mit der belgischen Equipe bei den Weltreiterspielen in Kentucky/USA Bronze.

Neuer Trainer von Judy-Ann ist der frühere Bundestrainer Kurt Gravemeier. Auch nachdem der 57-Jährige im Anschluss an die Doping-Affäre bei Olympia 2008 als deutscher Teamchef gehen musste, hielt Ahlmann den Kontakt, schätzt die Qualitäten des einstigen Reiters. Gravemeier betreute bis Anfang 2015 auch die belgische Equipe und gewann mit ihr auch beim CHIO in Aachen.

Dass auch Ahlmann irgendwann nach Belgien übersiedelt, ist nicht ganz ausgeschlossen. Der Umzug steht an. "Wir haben in Belgien ein Haus gekauft", verrät der Weltcup-Sieger von 2011. Seinen Arbeitsschwerpunkt will der Westfale jedoch in Marl im nördlichen Ruhrgebiet behalten, dort besitzt er einen großen Ausbildungsstall.

Ein Nationenwechsel, so wie es im Springreiten oft vorkommt, ist nicht angedacht, "aber man weiß ja nie, was kommen wird", sagt der Sieger des Großen Preises von Aachen aus dem Jahre 2014. Lange war er nicht gut zu sprechen auf die Deutsche Reiterliche Vereinigung, die ihn wegen einer positiven Dopingprobe 2008 bei Olympia neben dem Weltverband (FEI) zusätzlich sperrte.

Bislang jedenfalls klappt alles bestens im Zwei-Nationen-Haushalt der Ahlmann-Melchiors. Fraglich blieb am Ende dann nur, wem Sohn Leon die Daumen drückt - der Mutter für Belgien oder dem Vater für Deutschland. "Ich denke, beiden gleichermaßen", antwortete Ahlmann diplomatisch und sorgte für entspannte Stimmung daheim.

(sid)
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