Idee entstand in Düsseldorf ProSiebenSat.1 plant Streaming-Portal für Live-Sport

Erkrath · Viele Randsportarten werden nur bei Olympischen Spielen übertragen. ProSiebenSat.1 und der Olympische Sportbund wollen das mit einer Online-Plattform für Live-Sport ändern. Die ursprüngliche Idee entstand in Düsseldorf.

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Angefangen hat alles auf einem Tennisplatz mit dem Gespräch zweier Männer, die Vater und Sohn sein könnten. Der Jüngere, Björn Beinhauer, erzählte dem Älteren, Manfred Kiel, von einer Idee: Live-Sport im Internet. Das war 2008. Die daraus entstandene Plattform schickt sich gerade an, das deutsche Sportfernsehen zu revolutionieren. Denn bei den öffentlich-rechtlichen und vielen privaten Sendern finden viele Sportarten und Ligen gar nicht bis wenig statt. "In Deutschland geht es vor allem um Fußball, dann kommt lange nix", beklagt etwa der Deutsche Volleyball-Verband.

Inzwischen sind auch die Großen der Branche auf die Idee der beiden Tennisspieler aufmerksam geworden: Im Juli verkündeten ProSiebenSat.1 und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eine Kooperation. Der Fernsehkonzern übernimmt die Mehrheit bei der Firma DOSB New Media, die den digitalen Sportsender sportdeutschland.tv betreibt. "Wir wollen ein Zuhause für jede Sportübertragung bieten - von den Profi-Ligen bis hin zur Amateurveranstaltung", sagt Markan Karajica, Chief Commercial Officer bei ProSiebenSat.1.

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Ursprünglich ging es Beinhauer und Kiel darum, ein aus ihrer Sicht großes Problem in ihrem Lieblingssport zu lösen: "Es gab so viele Tennis-Interessierte, aber das Fernsehen zeigte kaum eine Partie", sagt der Düsseldorfer Beinhauer, der es in seiner Jugend bis auf Platz 156 der Junioren-Weltrangliste schaffte. Das iPhone war zu diesem Zeitpunkt gerade erst ein Jahr alt. Doch Beinhauer erkannte das Potenzial der Technik. Der Unternehmer Kiel - ebenfalls begeisterter Tennisspieler - steuerte das Startkapital bei.

"Wir sind damals zur ersten Partie der Tennis-Bundesliga gefahren mit unseren Kameras", erinnert sich Kiel. Das Team baute bei der Partie Rochusclub Düsseldorf gegen ETUF Essen die Technik auf. Für den nötigen Promi-Faktor sorgte der ehemalige RTL-Kommentator Ulli Potofski am Mikrofon. Und dann der erste Rückschlag: Ein Regenschauer erzwang eine Spielverlegung. Vom Freiplatz ging es in die Halle. Für Beinhauer und Co. bedeutete das: abbauen, aufbauen - Neustart. 3000 Zuschauer sahen im Internet zu. Der Start war trotz Unwetter gelungen.

"Damals wurde das Thema Live-Streaming noch sehr belächelt und gerne 'Ruckel TV' genannt", sagt Beinhauer: "Wir wussten aber, dass Streaming immer besser und damit relevanter werden würde." Aus dem Tennis-Portal wurde SpoBox.tv. Fortan konnten die Zuschauer im Internet live die Volleyball-Bundesliga verfolgen oder den Welt-Grand-Prix im Judo. "Uns ist es gelungen, verschiedene Verbände unter einen Hut zu bekommen", sagt Kiel. Und dafür haben die sogar noch bezahlt. Denn von den Zuschauern wollte man kein Geld nehmen und für Werbepartner musste man erst einmal interessant werden. Als der damalige Chef des DOSB, der heutige IOC-Chef Thomas Bach, ein digitales Portal aufbauen wollte, interessierte er sich daher für das kleine Unternehmen aus dem Rheinland. Im August 2014 wurde sportdeutschland.tv unter dem Dach von DOSB New Media geboren, Beinhauer wurde einer der Geschäftsführer.

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Einen Treffer landete das Unternehmen mit der Volleyball-Weltmeisterschaft der Herren in Polen. Keiner der etablierten TV-Sender hatte sich für Übertragungen interessiert, DOSB New Media griff zu. Dann schafften es die Deutschen bis ins Halbfinale und kämpften um die Medaillen. 150.000 Zugriffe im Stream, während der WM waren es 400.000 Zuschauer. Dazu kamen drei Millionen Videoabrufe. Es war das ZDF, das die Bilder vom Bronze-Triumph der Volleyball-Männer als Zweitverwertung sendete. So soll die Reihenfolge laut ProSiebenSat.1 auch bleiben: "Wir wollen die Plattform langfristig zur ersten Anlaufstelle für Breitensport und Ligen in Deutschland machen", so TV-Manager Karajica.

(RP)
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