Europaspiele in Baku Nach Schicksalsschlag: Tischtennis-Ass Baum zurück auf großer Bühne

Vor knapp neun Monaten stirbt der Vater von Patrick Baum. Zwischenzeitlich steht die Tischtennis-Karriere des zweimaligen EM-Zweiten auf der Kippe. Sein Comeback im Nationaltrikot bei den Europaspielen beeindruckt auch Weggefährten.

 Patrick Baum hat bei den Europaspielen in Baku im Team-Wettbewerb ein starkes Comeback im Nationaltrikot gegeben.

Patrick Baum hat bei den Europaspielen in Baku im Team-Wettbewerb ein starkes Comeback im Nationaltrikot gegeben.

Foto: afp, pav

Der 21. September 2014 veränderte das Leben von Patrick Baum einschneidend. Nach dem Unfalltod seines Vaters und Trainers überlegte das Tischtennis-Ass zunächst, seine Profikarriere zu beenden, kämpfte sich aber schließlich aus dem tiefen Loch. Bei den Europaspielen in Baku hat der 27-Jährige im Team-Wettbewerb nun ein starkes Comeback im Nationaltrikot gegeben.

"Das war für mich sehr beeindruckend, wie er sich hier in diesem Turnier zurückgemeldet hat", sagte der frühere DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig, der der deutsche Chef de Mission bei den Kontinentalwettkämpfen ist. "Das ist sehr, sehr erfreulich, wie es sich entwickelt hat in den vergangenen Monaten." Den positiven Gesamteindruck konnte auch die Einzel-Niederlage im Spiel um Platz drei gegen den Österreicher Daniel Habesohn und die verpasste Bronze-Medaille nicht trüben.

Weil Timo Boll krankheitsbedingt ausgefallen war, lag die deutsche Mannschaft in Viertel- und Halbfinale bereits 0:2 zurück und durfte sich keine Niederlage mehr erlauben. Baum bewies in seinen beiden Einzeln Nervenstärke, fightete, rang im Semifinale das französische Top-Talent Simon Gauzy in einem Fünf-Satz-Krimi nieder. Wegen der anschließenden Niederlage von Dimitrij Ovtcharov in der Baku Sports Hall vor nur spärlich besetzten Zuschauerrängen klappte es dennoch nicht mit dem erhofften Einzug ins Endspiel.

"Ich fand es sehr gut, wie ich gespielt habe", wertete Baum seinen eigenen Auftritt mit ruhiger Stimme. "Es war sehr wichtig für mich, hier am Wettkampf teilzunehmen. Es waren sehr gute Erfahrungen für mich, weil ich lange keinen Wettkampf gespielt hatte."

Als Privatcoach hatte Vater Arthur großen Anteil an der sportlichen Entwicklung seines Sohns. Nach der schockierenden Nachricht begab sich Patrick Baum in psychologische Betreuung. "Als er Hilfe brauchte, ist er in einem sehr starken Umfeld unterstützt worden", berichtete Schimmelpfennig.

Die zunächst geplante Rückkehr Anfang März bei den deutschen Meisterschaften in Chemnitz fiel aus. "Er wäre zu sehr auf den Tod seines Vaters angesprochen worden. Der war ja viele Jahre Stammgast bei diesem Turnier", erläuterte damals Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf. Das Profi-Comeback folgte wenig später bei den German Open in Bremen.

Spezielle Hilfe für die Drucksituation im Nationalteam habe er vor den Baku-Spielen nicht in Anspruch genommen, erklärte Baum. "Ich habe genug Erfahrung mit dieser Situation. Ich habe mit Borussia Düsseldorf und der Nationalmannschaft schon häufig solche Spiele gespielt, das hat mir auch geholfen."

Vom früheren Rang 14 in der Weltrangliste ist der zweimalige EM-Zweite inzwischen wegen seiner Pause auf Platz 21 zurückgefallen. Mit Leistungen wie in Baku dürfte Baum, der nächste Saison für Caen in Frankreich spielt, aber schnell wieder der Sprung nach oben gelingen. "Er weiß, dass er noch ein paar Prozent drauflegen kann", analysierte Roßkopf. "Aber er ist ein Spieler, der Top-20 in der Welt ist und viele gute Spieler geschlagen hat."

(dpa)
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