Goldmedaille bei Behinderten-WM mit Weltrekord Rehm springt weiter als der Olympiasieger

Katar · Markus Rehm hat seine eigenen hohen Ansprüche noch übertroffen und sich bei der WM in Katar mit Weltrekord Gold geholt. Der Prothesen-Weitspringer sprang wieder einmal in seiner eigenen Welt.

Markus Rehm sensationell deutscher Weitsprung-Meister
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Behinderter Rehm sensationell deutscher Weitsprung-Meister

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Foto: dpa, shp hak

Ein kurzer Blick in die Ergebnislisten genügt, um Markus Rehms Leistung richtig einzuordnen. Mit seinem Sprung am Freitag hätte er in London 2012 olympisches Gold gewonnen — wohl gemerkt bei den Nichtbehinderten. 8,40 Meter im dritten Versuch standen für den Leverkusener Prothesenweitspringer zu Buche, das bedeutete Gold bei der Leichtathletik-WM in Doha/Katar und, fast schon selbstverständlich, Weltrekord.

"Der Sprung war schon richtig gut. Ich habe nur noch auf die Tafel gewartet, und als da dann die 8,40 m standen, war das unglaublich schön", sagte Rehm nach seiner beeindruckenden "Flugshow" und grinste über das ganze Gesicht. Zum Vergleich: Der Brite Greg Rutherford hatte in London mit 8,31 m olympisches Gold geholt.

Am Freitag war Rehm in seiner eigenen Welt, jeder gültige Versuch hätte genügt, um die Konkurrenz um Längen zu distanzieren. Der 27-Jährige ist der große Hoffnungsträger des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), und nach dem Skandal um den südafrikanischen Prothesensprinter Oscar Pistorius wird er immer mehr zum globalen Gesicht der paralympischen Athleten.

"Ich möchte den Leuten zeigen, dass es sich lohnt, unsere Wettkämpfe anzuschauen", sagte Rehm: "Je mehr man über den Sport spricht desto mehr werden die Ränge in Zukunft gefüllt sein. Da wollen wir hin. Wir haben schon viel erreicht in den letzten Jahren, und wir kämpfen weiterhin, dass es noch besser wird."

Rehm, der 2014 deutscher Meister bei den Nichtbehinderten wurde, führt aber auch seinen eigenen Kampf um Akzeptanz. Unklar ist, ob ihm die Prothesen im Wettkampf einen irregulären Vorteil verschaffen könnten. Die Chance, dass er wie Pistorius in London über 400 m im kommenden Jahr auch bei Olympia starten darf, ist nach einer fragwürdigen Regeländerung des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF gering.

"Es ist schwierig, und ich hoffe natürlich, dass ich mich mit dem IAAF an einen Tisch setzen kann", sagte Rehm: "Ich bin bereit für Kompromisse. Ich wäre auch bereit, in getrennten Wertungen zu springen. Um einfach tolle Werbung für unseren Sport zu machen und den Leuten zu zeigen, dass es sich lohnt, auch die Paralympics anzuschauen."

Aus deutscher Sicht läuft es auch sportlich richtig gut in Doha. Aktuell steht die DBS-Auswahl bei sieben Medaillen (3x Gold, 1x Silber, 3x Bronze).

(sid)
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