Tennis Murray fordert Strafe für Doping-Sünderin Scharapowa

Moskau · Der Weltranglistenzweite Andy Murray hat sich nach der Dopingbeichte von Maria Scharapowa für eine Sperre der Russin ausgesprochen. "Wenn du eine verbotene Substanz genommen hast, musst du bestraft werden", sagte der 28-jährige Schotte am Rande des ATP-Turniers in Indian Wells/Kalifornien.

Doping-Sünder im Tennis: Marija Jurjewna Scharapowa, Mats Wilander, Martina Hingis
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Die Dopingfälle im Profi-Tennis

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Murray deutete an, dass er bei den in den vergangenen Wochen überführten Sportlern an einen bewussten Missbrauch des seit Jahresbeginn verbotenen Mittels Meldonium glaubt. "Ich habe gelesen, dass seit 1. Januar 55 Akteure erwischt wurden. Man erwartet eigentlich nicht, dass Top-Athleten aus so vielen Sportarten herzkrank sind", meinte Davis-Cup-Gewinner Murray.

Tomas Berdych, die Nummer sieben im ATP-Ranking, zeigte sich überrascht von der Scharapowa-Nachricht und erklärte: "Wenn du nichts nimmst, dann brauchst du auf keine Listen zu achten." Der Tscheche fügte aber an: "Wir sind alle Menschen, und Menschen machen Fehler."

Meldonium wird bei Herz- und Kreislauf-Krankheiten eingesetzt, ist aber in Deutschland nicht zugelassen. Scharapowa (28) hatte am Montag in Los Angeles einen positiven Dopingtest auf Meldonium bei den Australian Open im Januar öffentlich gemacht. Die fünfmalige Grand-Slam-Siegerin wurde von der ITF mit Wirkung vom 12. März vorläufig suspendiert.

Für Scharapowas Handeln zeigte Murray keinerlei Verständnis. "Wenn du ein verschreibungspflichtiges Medikament nimmst, das du eigentlich gar nicht brauchst, weil du nicht krank bist, dann ist das falsch", sagte der zweimalige Major-Sieger: "Da spielt es auch keine Rolle, dass die Einnahme der Substanz bis Ende des vergangenen Jahres erlaubt war."

Die maximale Strafe für Scharapowa wäre eine vierjährige Sperre, falls der Internationale Tennisverband ITF bei dem Superstar von einem "wissentlichen Betrug" ausgeht. Für "fahrlässiges Handeln" ist ein Strafmaß von zwei Jahren vorgesehen, das bei "mildernden Umständen" noch erheblich verkürzt werden könnte. Darauf will Scharapowa-Anwalt John Haggerty plädieren.

Die Affäre um das seit Jahresbeginn untersagte Präparat Meldonium sorgt in Russland derweil weiter erheblich für Wirbel. Der Volleyball-Nationalspieler Alexander Markin räumte ein, von dem Verbot gewusst zu haben.

"Der Arzt sagte, und das ist auch (im Beipackzettel) geschrieben, dass das Präparat innerhalb von drei bis sechs Stunden aus dem Körper abgeführt wird, aber die Tatsachen zeigen, dass es im Organismus noch bis zu drei Monate bleiben kann", sagte Markin am Freitag der Agentur Interfax zufolge. Der Außenangreifer von Dynamo Moskau begründete die Einnahme mit einer schweren sportlichen Belastung mit vielen internationalen Spielen.

Der russische Shorttrack-Olympiasieger Semjon Jelistratow schloss nicht aus, dass ein Mannschaftskollege ihm das Meldonium verabreicht haben könnte. "Ich nenne keine Namen, aber der Vorfall hat mir die Augen geöffnet", sagte er in Moskau. Nicht jeder möge Sieger, und nicht jeder kämpfe ehrlich, meinte Jelistratow.

Ein Ausschuss des russischen Parlaments wollte am Freitag hinter verschlossenen Türen über den Skandal beraten. In den vergangenen Tagen waren zahlreiche Athleten des Dopings mit Meldonium beschuldigt worden. Prominenteste Sportlerin ist Tennis-Star Maria Scharapowa.

(seeg/sid/dpa)
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