Schwimmer verpasst WM-Norm Nur eine Ausnahmeregelung kann Koch noch retten

Die knallharten WM-Normen haben ihr prominentestes Opfer am Schlusstag der deutschen Schwimm-Meisterschaften gefordert — und eine "Lex Koch" auf den Plan gerufen.

 Marco Koch bei den deutschen Schwimm-Meisterschaften.

Marco Koch bei den deutschen Schwimm-Meisterschaften.

Foto: dpa, jbu gfh

Weltmeister Marco Koch darf nur mit einer Ausnahmeregelung seinen Titel bei der WM in fünf Wochen in Budapest verteidigen - wenn er denn will. Bei seinem Sieg über 200 m Brust in 2:08,69 Minuten blieb der Darmstädter eine halbe Sekunde über der verschärften Richtzeit.

"Das war alles, was drin war. Mehr ging heute nicht", sagte ein nicht unzufriedener Koch. Einen freiwilligen WM-Verzicht hätte er sich "definitiv überlegt, wenn ich langsamer geschwommen wäre. Aber die 2:08 sind kein Schmutz." Der zweifache Kurzbahn-Weltmeister hat mit der Umstellung auf ein verstärktes Krafttraining zu kämpfen: "Ich fühle mich ein bisschen wie ein Bodybuilder im Wasser."

Bundestrainer Henning Lambertz dürfte den Olympiasiebten aber auch ohne Leistungsnachweis zur WM mitnehmen. Die interne Entscheidung fiel in der Nominierungsrunde am Sonntagabend. "Marco hat eine Sonderstellung im Team", sagte Lambertz, er erhöhte aber auch den Druck auf seinen Vorschwimmer: "Seine Bestzeit ist aus dem Jahr 2014. Jetzt muss irgendwann auch mal ein Schritt nach vorne kommen."

Ob mit oder ohne Koch - Deutschland wird nur mit einem Mini-Team von zehn bis 14 Schwimmern nach Budapest reisen. Einzig der überragende Doppel-Rekordler Philip Heintz, die wiedererstarkte Europameisterin Fanziska Hentke und Rückenschwimmerin Lisa Graf, die am Schlusstag über 200 m (2:07,63) den fünften deutschen Rekord der Titelkämpfe aufstellte, konnten die harten Normen, die sich an Platz acht bei Olympia richteten, sauber erfüllen.

Dazu löste ein Freistil-Quartett über die abgeschwächte U23-Norm Tickets für den Saisonhöhepunkt: Poul Zellmann (400 m), Damian Wierling (50 m), Florian Wellbrock (1500 m) und Celine Rieder (800 m). Hinzu kommen einige wenige Staffelnominierungen. Lambertz verteidigte die harten Normen vehement: "Das ist ein deutliches Zeichen an alle, wo wir international stehen."

Das Prädikat "weltklasse" verdiente sich einzig Heintz. Der Olympiasechste schwamm im Vorlauf und Finale über 200 m Lagen jeweils deutschen Rekord. Zeiten, mit denen er sich bei Olympia nur US-Superstar Michael Phelps hätte geschlagen geben müssen. "Jetzt zählt er wirklich zum Kreis der ganz Großen und kämpft bei der WM um eine Medaille", sagte Lambertz.

Ein Ausrufezeichen setzte auch Hentke mit ihrem Sieg über 200 m Schmetterling in Weltjahresbestzeit. Die Führung in der Weltrangliste war der Magdeburgerin aber "völlig egal", denn: "Bei der WM werden die Karten neu gemischt."

"Opfer" der harten Norm wurden unter anderem Jessica Steiger (200 m Brust) und Aliena Schmidtke (50 m Schmetterling), die im schnellen Berliner Becken zwar deutsche Rekorde schwammen, die Kriterien dennoch nicht erfüllten. Unerwartet kam das WM-Aus für den WM-Fünften Jacob Heidtmann und den früheren Vizeeuropameister Christian Diener. Beide galten als Finalhoffnungen für Budapest.

Auf der Tribüne schaute sich Paul Biedermann die Titelkämpfe an. Der nach Olympia zurückgetretene Weltrekordler sprach sich zudem mit Lambertz aus. Biedermann hatte dem Bundestrainer in einem Interview einen Alleingang bei seinen Maßnahmen vorgeworfen. "Das war ein sehr gutes Gespräch. Wir haben viele Dinge, die aus Missverständnissen entstanden sind, aufgeklärt", sagte Lambertz.

(sid)
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