Issinbajewa-Pleite in Doha "Königin der Lüfte" erneut abgestürzt

Doha (RPO). Da war Jelena Issinbajewa verschwunden. Minutenlang. Die "Königin der Lüfte" hatte sich hinter eine Holzbank im Innenraum des Aspire Dome von Doha gekauert und wollte einfach nur allein sein. Dann tauchte sie plötzlich wieder auf, ging geradewegs auf Kameras und Mikrofone zu und es sprudelte wie ein Wasserfall aus ihr heraus.

Hier leidet Jelena Issinbajewa
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Auch wenn die russische Ausnahme-Stabhochspringerin keine Erklärungen für ihre zweite schwere Niederlage innerhalb von sieben Monaten fand - einfach schweigend hinnehmen wollte sie sie auch nicht.

"Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Im Moment habe ich wirklich keine Antwort auf die Fragen", sagte die einstige Abonnementsiegerin, nachdem sie bei der Hallen-WM in Katar wie schon im August bei den Weltmeisterschaften in Berlin ohne Medaille geblieben war. Anders als bei ihrem "Salto nullo" im Olympiastadion schaffte sie diesmal zwar ihre Anfangshöhe von 4,60 m, scheiterte dann aber dreimal an 4,75 m und landete so nur auf Platz vier. "Ich bin enttäuscht", sagte die zweimalige Olympiasiegerin und Weltrekordhalterin.

Von der Überfliegerin, die Höhen bis 4,80 m normalerweise traumwandlerisch sicher meistert und fast jeden Wettkampf mit einer "One-Woman-Show" beschließt, ist bei Issinbajewa derzeit nicht viel zu sehen. Zwar führt sie auch in diesem Jahr die Weltbestenliste mit zweimal gesprungenen 4,85 m an, doch die Highlights, die sie sonst in Serie produzierte, waren zuletzt eher die Ausnahme. In Doha war schon in der Qualifikation, die sie nur mit Mühe überstand, zu beobachten, dass es der 28-Jährigen etwas an Power fehlt.

"Emotional zu leer"

"Vielleicht war ich emotional zu leer. Sowas passiert im Sport manchmal", sagte Issinbajewa, die schon in Berlin eingestanden hatte, inzwischen auch andere Dinge im Leben zu genießen und daher im Training ein wenig nachgelassen zu haben. Ihre Konkurrentinnen schwärmen freilich nach wie vor von ihr. "Ich trainiere manchmal mit Jelena und habe viel von ihr gelernt - trainingstechnisch und mental", sagte die neue Hallen-Weltmeisterin Fabiana Murer aus Brasilien.

Vermutungen, dass ihre beste Zeit vorbei sein könnte, wollte Issinbajewa dann aber doch nicht beipflichten. "Im Moment sieht es so aus, als würde nach 2009 auch 2010 nicht unbedingt mein Jahr werden. Aber ich werde weiter mein Bestes geben und versuchen, das Publikum gut zu unterhalten", sagte die einzige 5-m-Springerin der Welt. Bei der EM in Barcelona will sie jedenfalls wieder angreifen: "Ich hoffe, dass im Sommer meine Zeit wieder kommt und vielleicht wieder ein Rekord möglich ist." Ihre Antwort auf Berlin war jedenfalls nur zehn Tage später der Weltrekord (5,06) von Zürich.

(SID/chk)
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